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Statt Parteiemblem der SED soll künftig eine große Uhr am Kreml zeigen, welche Stunde geschlagen hat.

© Sanus

Erste Baugenehmigung liegt vor: Beim Kreml geht es voran – langsam

Die erste Baugenehmigung für die Sanierung des sogenannten Kreml liegt vor. Bis zur Fertigstellung dauert es aber noch mindestens vier Jahre.

Potsdam - Der Umbau des sogenannten Kreml auf dem Brauhausberg zu einem Wohn- und Gewerbequartier rückt näher. Wie der Investor, die Berliner Sanus AG, auf PNN-Anfrage mitteilte, liegt inzwischen eine Baugenehmigung für die Sanierung des betagten Altbaus vor. Allerdings müsse diese für den geplanten Neubau im hinteren Bereich noch erweitert werden, hieß es. „Dieser neue Bauantrag wurde gemeinsam mit den Behörden erarbeitet und wird Ende März eingereicht“, so Sprecher Alexander Kästner.

Dementsprechend wird es noch ein paar Monate dauern, bis sich auf dem weithin sichtbaren Berg Kräne drehen. „Die Baugenehmigung wird dann für Mai erwartet, für das vierte Quartal ist der Baubeginn geplant“, so Kästner weiter. Die Fertigstellung des Ensembles werde für das erste Quartal 2024 beabsichtigt. Ganz herumgesprochen hat sich der Termin aber offenbar auch intern noch nicht: Auf der firmeneigenen Webseite wird immer noch mit einer Fertigstellung im Jahr 2021 geworben.

Investitionen von rund 70 Millionen Euro geplant

Rund 70 Millionen Euro sollen von der auf denkmalgeschützte Immobilien spezialisierten Sanus AG unter Leitung von Vorstand Siegfried Nehls in Wohnungen und Gewerberäume im sanierten Altbau sowie einem dreigeschossigen Neubau investiert werden. Noch vor dem Baubeginn soll schon mal mit der Vermarktung begonnen werden. Ab dem dritten Quartal dieses Jahres könnten sich Interessenten für Eigentumswohnungen und Gewerbeflächen melden, heißt es.

Dort wo einst die Potsdamer Bezirksleitung der SED den Aufbau des Arbeiter- und Bauernstaates vorantrieb, sollen bald die Besitzer hochwertiger Eigentumswohnungen den Blick über die Dächer Potsdams genießen dürfen. 8000 Quadratmeter Nutzfläche des Altbaus sollen dafür umgebaut werden. Auf 3000 Quadratmeter soll ein Boardinghaus unterkommen, das zum Beispiel Gastwissenschaftler der umliegenden Forschungsinstitute beherbergen könnte. Die Fassade Richtung Innenstadt steht unter Denkmalschutz, deshalb dürfen Balkone nur zum Innenhof hin angebracht werden.

Anbindung durch neue Erschließungsstraße

In einem Neubau im Hof sollen weitere 66 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen mit insgesamt 5500 Quadratmetern Fläche entstehen. Dazu gehört auch eine Tiefgarage mit 130 Stellplätzen. Weitere 25 Stellplätze sind im Außenbereich eingeplant. Außerdem soll das Areal durch eine zweite Erschließungsstraße Richtung Süden an die Straße Brauhausberg angebunden werden, die auch als Rettungsweg dienen soll.

Nach Unternehmensangaben sollen an dem Standort 139 Wohnungen und 26 Gewerbeeinheiten entstehen – „in bester Lage im Herzen der brandenburgischen Landeshauptstadt“. Äußerlich solle das altehrwürdige Gebäude eine Verjüngungskur bekommen, aber ohne tiefgreifende Veränderungen beispielsweise an der Fassade. Die Eigentumswohnungen auf der Hügelkuppe dürften etwas für zahlungskräftige Kundschaft sein: Rechnet man allein die Investitionskosten auf die rund 14 000 Quadratmeter Nutzfläche um, kommt man auf 5000 Euro je Quadratmeter.

Gebäude diente als Flüchtlingsunterkunft

Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte. Von 2015 bis September 2018 hatte die Stadt das Gebäude nämlich als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Zeitweise lebten mehrere Hundert Geflüchtete in Potsdams größter Gemeinschaftsunterkunft. Das Engagement hat sich für den Investor ganz gut ausgezahlt: 1,63 Millionen Euro Miete wurden dafür jährlich fällig. Der Mietvertrag lief über drei Jahre. Zuvor war das Grundstück vom Land für 8,65 Millionen Euro verkauft worden. Danach gab es Zweifel sowohl am Vergabeverfahren als auch am tatsächlichen Wert der Immobilie. Die damalige CDU-Opposition im Landtag kritisierte, dass das Land bis zu 24 Millionen Euro hätte einnehmen können.

Siegfried Nehls.
Siegfried Nehls.

©  Andreas Klaer

Damit war die Geschichte aber noch nicht vorbei: Ein Jahr später stimmten die Stadtverordneten einem städtebaulichen Vertrag zu, der vorsah, auf dem Areal deutlich mehr zu bauen als ursprünglich vorgesehen. Dadurch dürfte das Projekt um einiges lukrativer geworden sein. Zumal sich der Investor an den Kosten für soziale Infrastruktur nicht beteiligen muss. Der Grund: Für das Projekt wurde kein Bebauungsplan aufgestellt. Stattdessen wollte man das Areal nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs entwickeln, weil das schneller geht. Bis zur Fertigstellung dürften dann mehr als sieben Jahre vergangen sein.

Zuletzt hatte es Irritationen über einen angeblich geplanten Verkauf des Areals gegeben. Darüber hatte im Oktober die „Märkische Allgemeine“ berichtet. Sanus dementierte den Bericht daraufhin jedoch rasch. Kein Makler sei mit einem Verkauf beauftragt worden, hieß es in einer Mitteilung. „Die Sanus AG bekennt sich zu dem Vertrag mit dem Land Brandenburg und wird diesen vollumfänglich erfüllen“, hieß es in der Mitteilung weiter. Stattdessen gab Sanus an, 30 Prozent von dem damaligen Mitbewerber, der Eureka Immobilien Management, übernommen zu haben. An deren Stelle solle ein zusätzlicher Investor treten, der nun gesucht werde.

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