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Erlebnisnacht: Potsdamer Feierabend

Die 13. Erlebnisnacht zog am vergangenen Samstag unzählige Besucher in die Innenstadt. Neben Angeboten zum Zuschauen sind Gäste an vielen Stellen selbst aktiv geworden.

Von Helena Davenport

Potsdam - Spiele, Musik von Hip-Hop bis Swing, jede Menge Essen aus Foodtrucks, Salsa, Kochshow. Und das ohne Regen. Die diesjährige Potsdamer Erlebnisnacht stand wieder unter dem Motto „Deine Stadt, deine Nacht, dein Erlebnis“. Unzählige Besucher nahmen am Samstag teil und wirkten mit. „Ich muss sagen, ich bin überwältigt. Ich weiß gar nicht, wie viele Menschen noch kommen sollen. Die Stadt ist ja schon krachend voll“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei seiner Eröffnungsrede um 17 Uhr. Er lobte die P3 Projekt GmbH, die das Fest zum 13. Mal organisierte: Seit 2005 schaffe es das Team, den Spannungsbogen zu halten und alle zum Mitmachen zu mobilisieren.

Der Bubblefußballplatz auf dem Bassinplatz war schon um 15 Uhr voller mutiger Spieler. Bei dem Versuch, sich in den ballonartigen Riesenkugeln fortzubewegen, verlor manch einer seinen Schuh oder stand plötzlich Kopf – bei lautem Lachen und Applaus. Lange Beine oder ganz besonderes Feingefühl waren gefragt, wenn der Ball in einer der Ecken des Spielfeldes gelandet war. Direkt neben dem Fußballplatz versuchten sich Besucher im Betonmischerschießen, später im Sägen auf Maß, oder trainierten ihr Gleichgewicht auf Pedalos.

Besucher des Barfußparks in den Beelitz-Heilstätten ein wenig zaghaft 

Zwischen 16 und 17 Uhr füllten sich die Straßen der barocken Innenstadt. Besucher genossen den lang ersehnten Sonnenschein auf Bierbänken und an Stehtischen, flanierten mit kühlem Drink über die Plätze oder bummelten durch die Geschäfte, die aus gegebenem Anlass bis um 1 Uhr geöffnet hatten. Gitty Oeckel, eine der Organisatoren, hob als besonderen Höhepunkt die Kooperation mit dem Potsdam Museum hervor. Sechs Schaufenster zeigten historische Fotografien von Potsdams Straßentoren samt Erläuterungen zur Geschichte der jeweiligen Bauwerke. Im Schaufenster des Weinwerks in der Friedrich-Ebert-Straße 22 etwa konnte eine Abbildung des Nauener Tors aus dem frühen 20. Jahrhundert bestaunt werden. Fotografien aus dem Nachlass des Ateliers Eichgrün präsentierte das Potsdam Museum später auf der Bühne am Luisenplatz – zu feinster Gitarrenmusik von Geordie Little. „Viele haben uns in den vergangenen Jahren gesagt, die Potsdamer Erlebnisnacht sei für sie auch Anlass, Bekannte wiedertreffen. Deswegen haben wir eine ruhigere Veranstaltung integriert, bei der man sich unterhalten kann“, so Oeckel. Im vergangenen Jahr habe es zudem Beschwerden von Anwohnern wegen der Lautstärke gegeben, erwähnte Veranstalter Jörn Rohde während der Eröffnungsrede. Zwei Fliegen mit einer Klappe also.

Auf der Infotainment-Meile in der Friedrich-Ebert-Straße konnten Besucher eine kleine Version des Barfußparks in Beelitz-Heilstätten testen. Bei den Steinen, Zapfen und Bucheckern waren viele zaghaft, aber gen Ende des Parcours wurden ihre Füße mit weicher Erde belohnt. Vertreten waren unter anderem auch die AIDS-Hilfe Potsdam, Unicef und das Tierheim Potsdam. Kinder ließen sich schminken oder angelten sich einen Preis. Und inmitten des bunten Getümmels suchte ein frisch vermähltes Brautpaar nach einer passenden Fotokulisse.

Gäste in Feierlaune produzieren 5897 Joule Energie

Auf der Kreuzung zwischen Jägerstraße und Brandenburger Straße war gegen 16 Uhr ein Clown mit einem Alphorn die Attraktion. Auch die Kleinen durften sich einmal am Horn versuchen. Vor dem Lakritzkontor in der Jägerstraße 21 scharte ein Jazz-Trio Zuschauer um sich. Insgesamt spielten am Samstag rund 56 Bands in der Innenstadt. Auch ausgefallene Instrumente waren darunter, wie etwa eine Mischung aus Didgeridoo und Horn, zusammengesetzt aus mehreren Kunststoffrohren, mit vier Ausgängen. Ab 18 Uhr stellte Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe im Lakritzkontor Geschichten aus seinem Buch „Omas Hobby“ vor. Hier ging es etwas ruhiger zu. Rund 30 Gäste lauschten den Erzählungen. Im Modeladen Noa Noa präsentierten die Gelegenheitsmodels Anja und Linda den ganzen Abend über verschiedene Outfits, mal auf der Straße spazierend, mal Sushi schmausend im aufwendig dekorierten Schaufenster. Und auch bei Lindbergh wurde die Schaufensterpuppe kurzerhand gegen einen Stammkunden ausgetauscht.

Eine Besonderheit war auch der Dance-Cube, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie am Brandenburger Tor präsentierte. Mithilfe von Solarpanels auf dem Dach und durch das Tanzen im Innenraum werde Energie für Licht und Musik auf der Tanzfläche erzeugt, erklärte Andreas Schmeller, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Um 17.30 Uhr hatten insgesamt rund 600 Tanzende in viereinhalb Stunden schon 5897 Joule produziert. In der Friedrich-Ebert-Straße 36 eröffnete FDP-Bundestagskandidatin Linda Teuteberg das „Wahllokal“. „Ich dachte mir, heute ist der richtige Tag zum Kennenlernen. Jeder ist in der Stadt unterwegs“, erzählte die 36-Jährige. Der Raum soll während des Wahlkampfes als Ort für Gespräche dienen. Am Samstag seien rund 50 Interessierte auf Wein oder Käsehäppchen vorbeigekommen.

Honig, Cidre, Saft, Eis, Wurst, Kuchen und Heidelbeeren aus der Region

Honig, Cidre, Saft, Eis, Wurst, Kuchen und Heidelbeeren aus der Region lockten viele Gäste auf den Luisenplatz. Eine der wohl längsten Schlangen wartete vor dem Stand „Buffalove“. Der Duft der Wasserbüffelburger stieg schon auf der gegenüberliegenden Straßenseite in die Nase. Ab 19 Uhr ließen die Köche Jörn Franke, Michael Häberer und Ralf Weißmann sich bei ihren Künsten zusehen. Probiert werden konnte auch: Der Fisch mit Wirsing sei ganz vorzüglich gewesen, berichtete eine Besucherin aus Kleinmachnow. Die Erlebnisnacht wurde 2005 mit dem Ziel, die einzelnen Quartiere zu einer gemeinsamen Innenstadt zu verschmelzen, ins Leben gerufen. Auch während der 13. Ausführung war das Miteinander zu spüren – laut Polizei ohne große Zwischenfälle. Angaben zur Gesamtzahl der Besucher wurden nicht gemacht.

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