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Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen: Weihnachtsmärkte in Potsdam werden noch schärfer bewacht

Nach dem Anschlag in Straßburg erhöht die Polizei auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt die Präsenz. Auch Besucher kleinerer Märkte müssen sich an den Anblick von Polizisten mit Maschinengewehren gewöhnen.

Von Helena Davenport

Innenstadt - Nach dem Terroranschlag von Straßburg ist die Stimmung auf Brandenburgs größtem Weihnachtsmarkt, dem „Blauen Lichterglanz“ in der Brandenburger Straße, gelassen. „Natürlich denkt man zuhause darüber nach, aber wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen“, sagte am Mittwoch etwa John Probst von der Quarkbällchenbäckerei. Sein Stand steht fast am östlichen Ende der Brandenburger Straße, am Rand des Marktes, der sich quer durch die Innenstadt zieht. Er habe keine Angst, sagt Probst. Man dürfe sich die Weihnachtsstimmung nicht versauen lassen. Auch an die mit Maschinengewehren ausgestatteten Polizisten auf den Weihnachtsmärkten hätten sich die Leute längst gewöhnt, fügt der 32-Jährige hinzu.

Bewaffnete Polizisten auch auf kleineren Märkten

Maschinengewehre sollen nun, nach dem Anschlag vom Dienstagabend, noch sichtbarer werden – das kündigte Heiko Schmidt, Sprecher der Polizeidirektion West, an. Insgesamt will die Polizei sichtbarer auftreten. Einerseits sollen mehr uniformierte Bereitschaftspolizisten eingesetzt werden, andererseits auch mehr Beamte in Zivil. Den Anblick von Maschinengewehren sei man vom Blauen Lichterglanz, dem größten Potsdamer Weihnachtsmarkt, bereits gewohnt, so der Polizeisprecher. In Zukunft werde man die Waffen auch auf kleineren Weihnachtsmärkten antreffen. „Es ist noch immer Vorsicht geboten, aber nicht nur auf Weihnachtsmärkten“, sagte er. Die Sicherheitsbehörden gehen derzeit von einer niedrigen zweistelligen Zahl islamistischer Gefährder, die in Brandenburg leben, aus. Erst im November übte die Brandenburger Polizei den Ernstfall. Mehr als 1000 Beamte waren an der zweitägigen Anti-Terror-Übung beteiligt. Der Angreifer in Straßburg war bei den französischen Behörden als Gefährder bekannt.

Der Potsdamer Weihnachtsmarkt auf der Brandenburger Straße wird von der Polizei bewacht.
Der Potsdamer Weihnachtsmarkt auf der Brandenburger Straße wird von der Polizei bewacht.

© Andreas Klaer

Am Dienstag hatte der Mann unweit des Straßburger Weihnachtsmarktes auf Menschen geschossen und eingestochen. Drei Menschen starben, zwölf Menschen verletzte der Täter. Nach dem 29-jährigen mutmaßlichen Täter wurde am Mittwoch noch gefahndet.

Der Fall ruft auch Erinnerungen an den 19. Dezember 2016 wach. Damals waren bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz zwölf Menschen ums Leben gekommen und mehr als 50 weitere verletzt worden. Der Täter Anis Amri war mit einem Lastwagen in den Markt gerast. Seitdem herrschen auf Weihnachtsmärkten besondere Sicherheitsvorkehrungen. Auch in Potsdam sperren etwa Kühlfahrzeuge die Ein- und Ausfahrten ab.

Kein Grund für Panik

Der Anschlag von Straßburg verändere die Lage in Potsdam nicht, sagte Polizeisprecher Schmidt. Für eine Gefährdung vor Ort würden derzeit keine konkreten Anhaltspunkte vorliegen, betonte er. Stattdessen gehe man nach wie vor von einer abstrakten Gefährdung aus. Auch Torsten Herbst, Sprecher des Polizeipräsidiums Brandenburg, geht von einer abstrakten Gefahrenlage aus. „Weihnachtsmärkte sind noch immer ein beliebtes Ziel für Terror. Aber das ist kein Grund für Panik, sondern für Sorgfalt“, sagte er.

Sollte Besuchern etwas auffallen, sollten diese sich nicht scheuen, dies direkt zu melden, riet Herbst. Man könne entweder den Beamten vor Ort Bescheid geben oder die 110 wählen. „Man könnte auch sagen, Straßburg ist ganz weit weg, aber das tun wir nicht. Das ist unsere Zuständigkeit“, sagte der Sprecher. Fahndungsrelevante Informationen zu dem mutmaßlichen Täter von Straßburg seien auch sämtlichen Polizisten in Brandenburg zur Verfügung gestellt worden.

Gelassene Besucher

Marina Thiel aus Blankenfelde war am Mittwoch gelassen auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt unterwegs. Die 62-Jährige war in Hoffnung auf weniger Gedränge schon am Mittag angereist. „Ich habe keine Angst – sonst würde ich immer Angst haben“, sagte sie. Die Potsdamerin Wilma Herrmann war mit gemischten Gefühlen unterwegs. Dass die Polizei anwesend ist, fand sie gut: „Da fühlt man sich sicher.“ Je stärker die Beamten bewaffnet seien, desto sicherer fühle sie sich. Weihnachtsmarktverkäuferin Pilon Sara, eine Französin, die Käse und Wurst anbietet, machte sich keine Sorgen.

Im Vergleich zum vergangenen Wochenende seien wenig Besucher auf dem „Blauen Lichterglanz“ unterwegs, sagte Eberhard Heieck, Chef des Marktveranstalters Coex, den PNN. Aber das liege am regnerischen Wetter. Heieck selbst geht beruhigt auf den Markt, er möchte den Besuchern ein Vorbild sein: „Man darf sich nicht verrückt lassen machen.“

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