zum Hauptinhalt
Magnet im Herzen der Stadt. Das Museum Barberini hat Potsdam neue touristische Potenziale erschlossen. Drei Viertel aller Besucher im Jahr der Eröffnung kamen nur wegen des Museums nach Potsdam. Viele wollen aber für einen zweiten Besuch wiederkommen.

© Ronny Budweth

Erfolgsgeschichte in Potsdam: Die Strahlkraft des Museums Barberini

Ein Jahr nach der Eröffnung ist das Haus am Alten Markt zu einem echten Wirtschaftsfaktor für Potsdam geworden - und der Hauptmagnet für Touristen aus der ganzen Welt.

Von Peer Straube

Potsdam - Zweistellige Zuwächse bei Reiseveranstaltern, volle Hotels und Gaststätten – und jede Menge Gäste, die wiederkommen wollen: Ein Jahr nach seiner Eröffnung ist das von Hasso Plattner gestiftete Museum Barberini für Potsdam zu einem Wirtschaftsfaktor geworden, dessen Bedeutung nach Ansicht von Experten kaum zu überschätzen ist.

Allein für die Ausstellung zur amerikanischen Moderne „Von Hopper bis Rothko“ beliefen sich die regionalwirtschaftlichen Effekte auf rund 7,3 Millionen Euro, wie das Bremer Institut markt.forschung.kultur schätzte. Dabei war diese Schau mit großem Abstand nur die zweitbesucherstärkste des Museums. Die Impressionisten- und Moderne-Ausstellung zur Eröffnung hatten mehr als 320 000 Menschen gesehen. Fast die Hälfte der Besucher im ersten Jahr kamen aus Berlin, weitere 21 Prozent waren Touristen, die in Berlin übernachtet haben und zu einem Tagesbesuch nach Potsdam gereist sind. Fazit des Instituts: Das Museum hat eine enorme Strahlkraft für Brandenburgs Landeshauptstadt entwickelt. Schließlich waren drei Viertel der auswärtigen Besucher nur wegen des Barberini nach Potsdam gereist, jeder zehnte war zum ersten Mal überhaupt hier.

Wachstum im zweistelligen Bereich "hat sicherlich auch etwas mit dem Museum Barberini zu tun"

Die Reisebranche freut das. So verzeichnete etwa das auf Städte- und Bahnreisen spezialisierte Unternehmen Ameropa im vergangenen Jahr bei den Potsdam-Buchungen einen Zuwachs im zweistelligen Bereich. Dies hänge „sicherlich auch mit dem neuen Museum Barberini zusammen“, sagte Stefan Binder, Abteilungsleiter für Produktmanagement bei Ameropa, auf PNN-Anfrage. Museumstickets seien von den Reisenden oft vorab gekauft worden oder sie hätten gleich ein Kombipaket mit Übernachtung und Museumsbesuch gebucht, so Binder. Ein solches Paket habe Ameropa auch für die neue Max-Beckmann-Ausstellung geschnürt, die im Februar eröffnet wird.

„Das Museum Barberini ist der touristische Hotspot der Stadt“, erklärte Potsdams Marketing-Chefin Sigrid Sommer. Das Haus sei eine „ganz erhebliche Bereicherung für die Stadt“. Zwar liegen konkrete Übernachtungszahlen für 2017 noch nicht vor, doch geht man im Rathaus davon aus, dass sich der Erfolg des Museums auch dort widerspiegelt.

Das bestätigte auch Raimund Jennert, Chef der Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG), die für die touristische Vermarktung Potsdams zuständig ist und im Auftrag des Barberini seit Februar 2017 die Museums-Hotline betreibt. Von Potsdamer Hoteliers habe er „sehr positive Rückmeldungen“ erhalten, sagte er den PNN. Profitiert hat nicht zuletzt das nahegelegene Mercure-Hotel. Die Auslastung habe im vergangenen Jahr „um einige Prozentpunkte zugelegt“, sagte Hotelchef Marco Wesolowksi. Der Januar – der Eröffnungsmonat des Museums – sei der belegungsstärkste Januar in seinem Haus überhaupt gewesen, so Wesolowksi. Das Barberini habe „365 Tage positiven Impact auf Potsdam“. Diese Einschätzung teilen auch Sommer und Jennert. Dank des Museums sei in den bislang besucherschwachen Wintermonaten eine große Belebung zu verzeichnen, sagte Sommer.

„Wir gehen davon aus, dass es eine Erfolgsstory bleibt“

Auch bei der PMSG liefen die Telefone das ganze Jahr über heiß. Von 40 000 Anrufern, die sich seit der Schaltung der Hotline über touristische Angebote bei der PMSG informieren wollten, seien 40 Prozent Anfragen zum Barberini gewesen, sagte Jennert. Das Museum locke nicht nur Laien und Kulturinteressierte, sondern auch Kulturprofis an und wecke deren Interesse an Potsdam als Stadt, so Jennert. Er nannte das Beispiel eines Kulturprofessors, der wegen des Museums zum ersten Mal Potsdam besucht habe und wiederkommen wolle, um sich die Stadt anzusehen. 50 Leitungen habe die PMSG im vergangenen Jahr allein für die Barberini-Hotline geschaltet, „und das war auch nötig“, sagte Jennert. Dass das Interesse nach einem anfänglichen Hype abebbt, glaubt der PMSG-Chef nicht. „Wir gehen davon aus, dass es eine Erfolgsstory bleibt.“

So sehen es auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB). IHK-Präsident Peter Heydenbluth erklärte, das „repräsentative Haus im Herzen der Landeshauptstadt“ habe die „Erwartungen der regionalen Wirtschaft – so vor allem der Gastronomie, der Hotellerie und des Einzelhandels – weit übertroffen“. TMB-Chef Dieter Hütte lobte den „hervorragenden Ruf des Hauses“, das ein Gewinn „für Potsdam und das ganze Land Brandenburg“ sei. Die Eröffnung und die bisherigen Ausstellungen gölten als „erfolgreichster Start eines Museums in Deutschland“, so Hütte.

Zur Startseite