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"Unsere Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen entsprach dem gängigen Durchschnitt von 20 Prozent", sagte Monika Holzmann von iSQl in Potsdam.

© Soeren Stache/dpa (Symbolbild)

Equal Pay Day: „Wir hatten eine Lücke bei den Löhnen von 20 Prozent“

Frauen verdienen weniger als Männer. Beim Potsdamer IT-Unternehmen iSQI war das auch lange so, dann wurden die Löhne angepasst. Verwaltungschefin Monika Holzmann spricht im Interview über den Weg zu gerechter Bezahlung.

Frau Holzmann, am heutigen Montag ist Equal Pay Day. In Ihrem Unternehmen, dem International Software Quality Institute (iSQI) in Potsdam, soll es bereits seit einem Jahr keinen „Gender Pay Gap“ mehr geben. Was steckt dahinter?
Vor zwei Jahren ploppte zum Equal Pay Day das Thema auch bei uns auf. Wir haben dann nachgeschaut, gleichgeartete Positionen verglichen und festgestellt: Oh weia! Das ist auch bei uns ein Thema! Dann haben wir die Löhne sukzessive angepasst. Statt der von uns geplanten zwei Jahre haben wir aber nur eines gebraucht und konnten unseren Mitarbeitern zum Frauentag am 8. März 2018 die Mitteilung machen, dass der Pay Gap bei uns aufgehoben ist.

Haben Sie den weiblichen Beschäftigten denn mitgeteilt, wie viel weniger sie vorher verdient haben?
Unsere Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen entsprach dem gängigen Durchschnitt von 20 Prozent, dies hatten wir auch kommuniziert.

Wie ist es überhaupt zur unterschiedlichen Bezahlung von Frauen und Männern auch in Ihrem Unternehmen gekommen?
Ich will niemandem böse Absicht unterstellen. In Unternehmen achtet man eben auf die Wirtschaftlichkeit und versucht, Gehälter niedrig anzusetzen. Und Frauen sind in ihren Gehaltsverhandlungen oft kompromissbereiter. Vielleicht auch, um sich gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen. Dem kann man beispielsweise mit festgesetzten Budgets begegnen.

Das heißt, über Gehalt muss bei Ihnen niemand mehr verhandeln?
Nein. Es wird weiterhin verhandelt. Wir legen einen Budgetrahmen für eine Position fest. Dann gucken wir, ob wir dafür auch passende Mitarbeiter finden können. Die Gehaltsvorstellungen der Bewerber treffen sich meistens in etwa mit unserem Budget. In den Verhandlungen haben wir aber unseren Blick geschärft und haben nicht mehr ausschließlich das Zahlenwerk im Sinn. Das heißt, wir verhandeln nicht mehr so hart und halten in jedem Fall unseren zuvor gesetzten Budgetrahmen ein.

Dabei kann sich aber weiterhin ein „Gender Pay Gap“ entwickeln, wenn Frauengehälter eher am unteren Budgetrahmen liegen und die von Männern am oberen, oder?
Seit der Anpassung der Löhne achten wir besonders auf die Gehälter. Wir behalten also im Blick, welche Stellen gleichartig gelagert sind und wie viel Verantwortung mit ihnen einhergeht. Bei uns liegen die Gehaltsstrukturen von Männern und Frauen dabei auf einer Ebene.

So eine Entwicklung ist teuer. Bei Ihnen sind 70 Prozent der Mitarbeiter Frauen – also 30 der 43 Beschäftigten. Hat die Umstellung Ihrem Unternehmen geschadet?
Natürlich hat das viel Geld gekostet, aber wenn man an diesen Punkten spart, verliert man in der Zukunft. Die Unternehmen sind auf Mitarbeiter angewiesen. Man darf da nicht rein auf das Zahlenwerk blicken. Mit einer vernünftigen Budgetplanung ist das möglich.

Was stand noch auf dem Maßnahmenplan, den die iSQI GmbH sich selbst zur Schließung des „Gender Pay Gap“ verordnet hat?
Im Wesentlichen die sukzessive Anhebung der Gehälter. Und in einem weiteren Schritt die geänderte Einstellungspolitik, bei Frauen nicht mehr so hart nachzuverhandeln.

Hilft die Gleichbezahlung von Frauen und Männern auch dabei, dem angeblichen Fachkräftemangel beizukommen?
Fachkräftemangel ist oftmals auf die Attraktivität des Arbeitsplatzes zurückzuführen. Vor allem im Dienstleistungssektor hilft es, wenn Unternehmen neben den Geschäftsinteressen auch die Bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer wahrnehmen.

Was sind das für Bedürfnisse?
Vertrauen zum Beispiel, das man dem Mitarbeiter entgegenbringt. Sei es über gleiche Gehaltsstrukturen, unbefristete Verträge oder Flexibilität in der Arbeitssituation. Wir bei iSQI haben beispielsweise 50 Prozent Frauen in Führungspositionen. Das liegt auch daran, dass sie, zum Beispiel durch Homeoffice, auch die Chance haben, die Position auszufüllen.

Viele Unternehmen würden wohl argumentieren, dass solche Zugeständnisse ihre Wirtschaftlichkeit gefährden, weil sie nicht mehr flexibel genug seien, um auf Veränderungen des Marktes zu reagieren.
Die Erwartungshaltung der Mitarbeiter ändert sich. Gerechtigkeit ist in der Generation Y ein Wert, der gelebt wird. Frauen wie Männer haben hier Forderungen – sei es zum Gehalt oder zum Recht, auch als Mann in Elternzeit gehen zu dürfen. Unternehmen, die in diesen Bereichen nicht reagieren, werden meiner Meinung nach in Zukunft draufzahlen.

Ist mit solchen Maßnahmen die Gleichberechtigung gewährleistet?
Es gibt noch viel zu tun. Für Frauen wie für Männer. Frauen fürchten oft um ihren Wiedereinstieg in den Beruf, weil es immer noch so schwer ist, Kitaplätze zu bekommen. Arbeitgeber dürfen zwar einen Kita-, aber keinen Hortzuschuss steuerbegünstigt zahlen. Ich finde, da müsste politisch nachjustiert werden, damit auch Frauen ab einem gewissen Alter der Kinder wieder in die Vollzeitanstellung zurückkönnen.

Ihr Unternehmen will Mitarbeiter auch mit Teilzeitarbeit bei Männern, flexibler Arbeitszeiteinteilung insbesondere für Eltern und Unterstützung bei Kinderbetreuungskosten überzeugen. Wie wird das alles konkret angenommen?
Wir leisten Zuschüsse zu Kitabeiträgen, die werden natürlich besonders gut angenommen. Es sind aber eher die Frauen, die die schnelle und einfache Rückkehr in den Beruf nutzen. Eine Kollegin wird kurz nach dem Mutterschutz wieder Vollzeit zurückkehren. Ihr Mann wird einen Großteil der Elternzeit nehmen.

Wie viele Männer arbeiten Teilzeit?
Derzeit einer. Das werten wir als Erfolg und als guten Anfang.

Wie hoch ist der Anteil der Kinderbetreuungskosten, den Ihre Firma übernimmt?
Wir übernehmen die Kitakosten unserer Angestellten. Wenn vom Nettogehalt der Kitabeitrag auch noch abgeht, dann ist das für junge Familien oft eine finanzielle Herausforderung. Deshalb zahlen wir die Beiträge zusätzlich zum Nettogehalt. Der Zuschuss kann zwischen 100 und 275 Euro betragen. Je nach Gebühr. Über eine gesetzliche Regelung steht uns das frei. Wir würden diesen Zuschuss gerne auch für die Nachmittagsbetreuung von Schülern anbieten. Für den Hort hat die Politik aber noch keine Regelung vorgesehen. Da müsste nachjustiert werden.

Sie planen auch eine Kooperation mit Kitaträgern?
Ja. Wir würden unseren Mitarbeitern gerne einen Kitaplatz garantieren, damit junge Mütter nach ihrer Elternzeit, so lange wie diese eben dauert, ohne weitere Hürden wieder einsteigen können. Aber dieses Projekt ist noch in Bearbeitung.

Monika Holzmann vom Potsdamer IT-Unternehmen iSQI.
Monika Holzmann vom Potsdamer IT-Unternehmen iSQI.

© Karoline Wolf

Das Interview führte Naima Wolfsperger

ZUR PERSON: Monika Holzmann (39) ist seit 2017 „Chief Administration Officer“ bei iSQI. Chef von iSQI ist Stephan Goericke, Mitglied des Medienrats und Brandenburgs Unternehmer des Jahres 2012.

Naima Wolfsperger

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