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Entwürfe vorgestellt: Neue Ideen für die Synagoge in Potsdam

Der Vorentwurf für die Synagoge in Potsdam wird konkreter. Jetzt wurden erste Ideen vorgestellt. Jetzt haben die Gemeindemitglieder das Wort.

Potsdam - Die Entscheidung über die Gestaltung der neuen Synagoge für Potsdam rückt näher. Am Montagabend wurden dazu Grundrisse und Gestaltungsvarianten vorgestellt, zu denen nun die Mitglieder ein Feedback geben sollen. Außerdem steht nun der Fahrplan für den weiteren Entscheidungsprozess, wie der Beauftragte für den Synagogenbau Ud Joffe erklärte. In dieser Woche wollen demnach die beteiligten Gemeinden einen Favoriten auswählen. Bis Oktober soll dann am endgültigen Entwurf auch für die äußere Gestaltung gearbeitet werden. Mit dem Bau soll im Frühjahr 2020 begonnen werden. „Das ist unser Ziel“, sagte Joffe.

Skizzen vorgestellt

Nun haben erstmal die Gemeindemitglieder das Wort. „Wir wollen in den Austausch kommen“, sagte Joffe. Am Montag hatten die beteiligten Gemeinden in die Räume der Jüdischen Gemeinde in der Werner-Seelenbinder-Straße eingeladen. Gezeigt wurden dort zahlreiche Zeichnungen, Skizzen und Gestaltungsvarianten. Aus 30 verschiedenen Baukörpern habe man sich auf vier Favoriten verständigt, so Joffe. Für diese würden nun jeweils Varianten mit verschiedenen Öffnungen – also beispielswiese runden oder eckigen Fenstern – präsentiert sowie verschiedene Gestaltungsvarianten bezüglich Farbe und Material. „Es gibt keine Festlegung auf eine bestimmte Stilistik“, sagte Joffe. Unterdessen läuft hinter den Kulissen die Abstimmung mit der Landesregierung. Bekanntlich hatte das zuständige Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaft und Bauen (BLB) beauftragt, die im Jahr 2011 unterbrochenen Planungsarbeiten wieder aufzunehmen. Darauf hatte sich das Land mit der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam und der Synagogengemeinde Potsdam im November geeinigt. „Es finden fortlaufend Gespräche zwischen dem BLB, dem Architekten und den Jüdischen Gemeinden statt“, teilte das Ministerium auf PNN-Anfrage mit. „Da geht es um jede Schraube“, so Joffe. Sobald die noch offenen Detailfragen, unter anderem zur Fassade, geklärt seien, könne der BLB mit der Bauplanung beginnen.

Kritik am ersten Entwurf

Bis 2023 soll die Synagoge für acht Millionen Euro gebaut werden. Das wären drei Millionen mehr als zu Beginn der Planungen im Jahr 2005. Seitdem gehört der Bau einer neuen Synagoge in Potsdam zu den Dauerthemen. Seinerzeit hatte das Land mit den Jüdischen Gemeinden im Land einen Staatsvertrag geschlossen. Im April 2009 hatte der Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland den Architekturwettbewerb gewonnen. Kurze Zeit später wurde jedoch Kritik daran laut, unter anderem wegen der schmucklosen Fassade und dem zu kleinen Synagogenraum. Im Jahr darauf gründete Ud Joffe vor dem Hintergrund des Streits um die Fassade innerhalb der Jüdischen Gemeinde die Synagogengemeinde Potsdam. Neben der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam und der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde Brandenburg gibt es damit drei Jüdische Gemeinden in der Stadt. Im Juni 2011 verhängte die Landesregierung einen Baustopp für die Synagoge. „Solange es keine Einigung gibt, gibt es auch das Bauvorhaben Synagoge nicht“, hieß es damals. Seitdem liegt das Grundstück in der Schloßstraße 1 brach.

Seit April 2016 stehen die Zeichen wieder auf Kompromiss: Vertreter der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde einigten sich auf einen gemeinsamen Betrieb der Synagoge. Diesen israelitischen Kultusgemeindebund sollen die Jüdische Gemeinde und die Synagogengemeinde gründen, doch theoretisch können später auch noch weitere Jüdische Gemeinden eintreten. Damit soll unter anderem eine Hintertür für die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Brandenburg offengehalten werden.

Grundriss und Raumaufteilung stehen fest

Anders als die Gestaltung der Fassade stehen der Grundriss und die Raumaufteilung fest, so Joffe. So wurden die Flächen im Inneren neu aufgeteilt. Der Synagogenraum soll nun 180 statt ursprünglich 110 Quadratmeter groß sein. Zudem wurde die Flexibilität durch veränderbare Module erhöht. Auch der Wunsch nach einem Oberlicht konnte erfüllt werden. Bevor es losgeht, muss allerdings eine neue Baugenehmigung beantragt werden. Die alte war zwischenzeitlich abgelaufen.

Der genaue Termin für den Baubeginn ist dementsprechend offen. Symbolisch wurde der Grundstein schon gelegt: Am 9. November 2018 – 80 Jahre, nachdem in Deutschland mit den Novemberpogromen eine neue Phase des Terrors begann. Auch die 1903 errichtete neobarocke Synagoge am damaligen Wilhelmplatz, dem heutigen Platz der Einheit, blieb nicht verschont. Gestapo-Beamte und ihre Komplizen verwandelten das Innere des Gebäudes in einen Trümmerhaufen. Zerstört wurde das Bauwerk erst beim Bombenangriff im April 1945.

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