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Entwicklung von Krampnitz: Ein Tropfen auf den heißen Stein

In Krampnitz werden Gebäude vor Wetter, Vandalismus und illegalen Partys gesichert – und auch eine Bodensanierung ist geplant. Die Gerichtsverfahren dauern weiter an.

Krampnitz - Bewegung im vom Verfall bedrohten Kasernengelände Krampnitz: An drei wichtigen Gebäuden des künftigen Stadtviertels finden derzeit Arbeiten statt, um sie vor dem weiteren Verfall zu schützen. Das bestätigte eine Sprecherin des Krampnitz-Entwicklungsträgers, einer Tochter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam. Auftraggeber für die Maßnahmen ist demnach die private TG Potsdam-Gesellschaft – die das frühere Kasernengelände vor Jahren unter dubiosen Umständen vom Land erworben hat und behalten will. Inzwischen gibt es zwar einen neuen Eigner der TG-Gesellschaft, den Leipziger Investor Oliver Bechstedt. Doch auch der geht juristisch gegen den Plan der Stadtverwaltung vor, Krampnitz in Eigenregie zu einem Vorzeigestadtteil für bis zu 3800 Bewohner zu entwickeln.

Die Gerichtsverfahren zu Krampnitz, die auch die Rückabwicklung der früheren Kaufverträge zwischen TG und Land betreffen, sind jedenfalls komplex und dauern an, für das Frühjahr sind die nächsten Termine angesetzt. Auch wegen der langen Verfahrensdauer hatte die kommunale Baubehörde schon im Sommer 2015 gegen die TG Verfügungen erlassen, die aus Sicht des Denkmalschutzes wertvollsten Gebäude auf dem Gelände endlich gegen Wind, Wetter und Vandalismus zu schützen. Sonst drohte eine Geldstrafe.

Keine illegalen Partys mehr

Nach und nach hat die TG nun einige Gebäude wie das denkmalgeschützte Fähnrichsheim notdürftig gesichert – zum Beispiel, indem Löcher in Dächern mit Brettern abgedichtet wurden. Aktuell erhält nun das Pförtnergebäude am Haupttor ein Notdach, um weitere Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Auch das denkmalgeschützte Kasino für Offiziere und ein Stabsgebäude werden gesichert. Weiterhin sind in mehreren Bauten die Fenster zugemauert worden, damit in ihnen keine illegalen Partys mehr stattfinden können.

Denn klar ist auch: Bei der Sicherung der Gebäude geht es nicht nur um deren historischen Wert, sondern auch um Geld. Die Millioneninvestitionen in die Ex-Kaserne sollen auch über steuerlich einträgliche Abschreibungen bei der Sanierung von Denkmalen refinanziert werden – doch dieser Plan scheitert für die TG-Gesellschaften wie für die Stadt, wenn die Häuser so marode sind, dass nur der Abriss bleibt. Und tatsächlich sieht Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke die TG-Maßnahmen nur als Anfang. Den PNN sagte Nicke auf Anfrage: Zwar sei es gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt gelungen, mit der TG Sicherungsvereinbarungen für die historisch wertvollsten Gebäude abzuschließen. „Zumindest vorerst konnte damit der Gebäudeverfall gebremst werden. Dennoch sind die Maßnahmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein und keine dauerhafte Lösung.“ Eile sei geboten. Zuletzt hatte die Stadtverwaltung zudem gegen die TG ein ordnungsbehördliches Verfahren zu einem weiteren denkmalgeschützten Gebäude eingeleitet, da aufgrund eines Brandes der Dachstuhl zerstört wurde.

Der für die TG zuständige Anwalt wollte am Wochenende zunächst keine Stellungnahme zu den begonnenen Arbeiten auf dem Gelände und zum Stand des Verfahrens geben. Im vergangenen Jahr waren wie berichtet Vergleichsverhandlungen zwischen der TG und der Stadt im Sande verlaufen. Die Stadt hatte der TG am Ende „mangelnde Kompromissbereitschaft“ vorgeworfen.

Umweltschäden sollen schrittweise behoben werden

Bewegung gibt es indes bei der Beseitigung der Umweltschäden auf dem vor der Wende von der Sowjetarmee genutzten Gelände. So sind wie berichtet in einer früheren Wäscherei im Nordwesten des Geländes zwischen 1987 und 1991 rund 500 Liter des chemischen Reinigungsmittels Trichlorethen versickert, das Nierenkrebs auslösen und zu Hirnschäden führen kann. Der Schaden soll nun Schritt für Schritt behoben werden, darauf hatten sich zuletzt Stadt und Land nach einer Gerichtsverhandlung in einem Vergleich geeinigt. Die Pro Potsdam beginnt nun mit Ausschreibungen: So wird laut dem brandenburgischen Vergabeportal im Internet ein Anbieter gesucht, der ein früheres Depotgebäude abreißt, um Baufreiheit für die anstehenden Sanierungsarbeiten zu schaffen. Die Arbeiten sollen noch im April erfolgen.

Zunächst hatten Stadt und Land wie berichtet gestritten, weil das Land für die Sanierung deutlich weniger Geld aufwenden wollte, als die Stadt verlangte. Demnach wollte das Land nur rund 1,8 Millionen Euro geben, die Stadt und der zuständige kommunale Entwicklungsträger gingen dagegen von 4,5 Millionen Euro Kosten aus. Schließlich hatte man sich auf „modifizierte Auflagen“ zur Sanierung verständigt, wie die Stadt zuletzt erklärte. Nähere Details sind bisher nicht bekannt geworden. Auch die Sanierung dient dem Ziel, Krampnitz zu einem Stadtviertel zu machen. Der eigentliche Zeitplan, der eine Entwicklung bis 2025 vorsah, ist wegen der andauernden Gerichtsverfahren nicht mehr zu halten. Henri Kramer

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