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Das Rechenzentrum erhält keinen Denkmalschutz. 

© Ottmar Winter PNN

Entscheidung des Denkmalamtes: Kein Denkmalschutz für das Rechenzentrum

Das Landesdenkmalamt lehnt die Unterschutzstellung des Rechenzentrums in der Potsdamer Innenstadt ab. Aber es spricht sich trotzdem für den Erhalt des Gebäudes aus. 

Potsdam - Das Landesdenkmalamt lehnt einen Denkmalschutz für das Rechenzentrum ab - plädiert aber trotzdem für dessen Erhalt. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege teilte am Mittwoch mit: "Im Ergebnis der denkmalfachlichen Prüfung wird dem Gebäude des ‚Rechenzentrums‘ kein Denkmalwert im Sinne des Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes beigemessen." 

Beantragt hatte die Unterschutzstellung des vom Abriss bedrohten Gebäudes neben der Garnisonkirchen-Baustelle wie berichtet die Linke im August. Linken-Fraktionschef Stefan Wollenberg hatte gesagt, als einer der letzten DDR-Typenbauten gelte es, das Rechenzentrum als Zeugnis zu bewahren und als Teil der Geschichte zu dokumentieren. 

Erhalt oder Abriss?

Mit dem Votum der Denkmalschützer dürfte die Debatte um einen möglichen Erhalt des Hauses neue Nahrung erhalten. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte sich im Sommer dafür ausgesprochen, das gesamte Areal der Plantage unter Denkmalschutz zu stellen. Zur künftigen Gestaltung des Garnisonkirchenumfeldes will Schubert im Herbst den weiteren Prozess mit einer Bürgerbeteiligung definieren. Eigentlich soll das Rechenzentrum abgerissen werden, wenn 2023 nebenan das neue Kreativquartier fertig ist. Doch der Oberbürgermeister hatte sich mehrfach für einen Teilerhalt ausgesprochen

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Das Denkmalamt unter Landeskonservator Thomas Drachenberg begründet die Ablehnung des Schutzstatus' für das Rechenzentrum an der Plantage mit drei Hauptargumenten. "Aus denkmalfachlicher Sicht ist zu prüfen, ob die zweifellos bestehende Bedeutung des Gebäudes, auch als zeitgeschichtliches Dokument und als Gegenstand öffentlicher Debatten, durch ein hinlängliches Maß an Substanz getragen wird", heißt es in der Mitteilung. Zum einen entspreche das Volumen des heutigen Rechenzentrums nicht einmal mehr der Hälfte des ursprünglichen Zentrums für Datenverarbeitung. Bekanntlich wurde unter anderem die ehemalige Rechnerhalle bereits abgerissen. 

"Folgen für die Ästhetik"

Als zweites Argument führt das Denkmalamt die zahlreichen baulichen Veränderungen an, die vorgenommen wurden. Die Änderungen an der Fassade hätten "tiefgreifenden Folgen für die Ästhetik". Jene im Gebäudeinneren seien "als Verluste, nicht als Zeitschichten mit eigener Qualität zu werten". Das dritte Argument bezieht sich auf die Funktionalität. Durch den Abriss der Rechnerhalle und damit auch dem Verlust der Großrechner bleibe im Wesentlichen ein Verwaltungsgebäude übrig. "Der deutlichste Verweis auf die Funktion des Komplexes sind Abschnitte des baukünstlerischen Schmucks, der seit 1976 denkmalgeschützt ist", heißt es weiter.

Das Mosaik an der Fassade steht schon unter Denkmalschutz. 
Das Mosaik an der Fassade steht schon unter Denkmalschutz. 

© Ottmar Winter PNN

Das Mosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" von Fritz Eisel an der Fassade des seit sechs Jahren als Kreativhaus genutzten Gebäudes ist bereits geschützt. Die Linke wollte mit ihrem Antrag erreichen, dass das ganze Haus unter Schutz gestellt wird und somit ein Abriss sicher verhindert wird. Auslöser war die Unterschutzstellung für das benachbarte und ebenfalls umstrittene Glockenspiel

Erhalt des Mosaiks am Gebäude

Auch wenn die Linke mit ihrem Denkmalschutz-Antrag gescheitert ist, bekommt sie für ihr Ansinnen, das Rechenzentrum zu erhalten, Rückendeckung vom Denkmalamt. "Trotz der nicht ausreichend vorhandenen Denkmaleigenschaft, ist das ‚Rechenzentrum‘ dennoch grundsätzlich im Sinne der Nachhaltigkeit erhaltenswert", schreibt dieses in der Mitteilung. Die Entscheidung des Landesdenkmalamtes bedeute "nicht zwangsläufig, dass das Gebäude nicht erhalten werden kann". Dabei bezieht sich die Landesbehörde auf das Eisel-Mosaik: Als Träger des Kunstwerkes sei "eine Erhaltung des Gebäudes auch aus konservatorischer Sicht wünschenswert, um die baubezogene Kunst nachhaltig zu sichern". Dies geschehe am besten am vorhandenen Bau.

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