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Kunden der Energie und Wasser Potsdam werden künftig stärker zur Kasse gebeten. 

© dpa

Energieversorgung in Potsdam: So stark steigen die Preise für EWP-Kunden

Jetzt wird es teuer: Kunden der Energie und Wasser Potsdam müssen künftig mehr für Strom und Gas zahlen. Die PNN geben einen Überblick und zeigen, wie sich Geld sparen lässt.

Potsdam - Zehntausende Potsdamer müssen sich auf höhere Energiepreise einstellen. Die kommunalen Stadtwerke kündigten am Dienstag für ihre Unternehmenstochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) an, dass vor allem die Kosten für Gas steigen, aber auch für Strom und Fernwärme. „Solche Preiserhöhungen sind immer unangenehm, dies wird aber auch alle anderen Energieversorger betreffen“, sagte EWP-Technikchef Ulf Altmann vor Journalisten. Durch eine „geschickte Einkaufspolitik“ habe man die Erhöhungen aber noch dämpfen können.

Eine vierköpfige Familie muss künftig elf Prozent mehr für Gas zahlen

Konkret muss eine Familie mit einem Gasverbrauch von bisher 10 000 Kilowattstunden ab Anfang 2019 rund 77 Euro pro Jahr mehr zahlen. Das ist ein Anstieg von 11,4 Prozent. Beim Strom muss ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von rund 4000 Kilowattstunden künftig mit 34 Euro mehr rechnen, das ist ein Plus von 2,8 Prozent. 

Auch der Preis für Fernwärme steigt – um etwa sieben Prozent. Allerdings betrifft das nur private Kunden, etwa in Einfamilienhäusern, die mit Mehrkosten von rund 120 Euro pro Jahr rechnen müssen. Allerdings sei die überwiegende Zahl der Fernwärmekunden – nämlich die Mieter im Arbeitskreis Stadtspuren der kommunalen Pro Potsdam und der Genossenschaften – noch nicht von dieser Preiserhöhung betroffen, betonte Altmann – hier gelte ein langfristiger Vertrag mit einem Festpreis bis Ende 2019.

Die EWP begründet die Preispolitik mit den Weltmärkten

Auslöser für die Erhöhungen seien vor allem die innerhalb eines Jahres um bis zu 50 Prozent gestiegenen Großhandelspreise an den Energiebörsen, teilte das Unternehmen mit. Grund seien die unruhigen Weltmärkte in dem Bereich, hieß es. Auch die Bemühungen der europäischen Union für mehr umweltfreundliche Energie hätten sich auf die Preise ausgewirkt, hieß es weiter – über Verteuerungen bei sogenannten Kohlendioxid-Zertifikaten, die auch die Stadtwerke wegen ihrer Emissionen ankaufen müssen. Daher müssten deutschlandweit auch andere Energieversorger ihre Preise erhöhen, betonte Altmann mehrfach. Beispielsweise hatte laut Energieexperten auch die Sommerhitze die Preise für den Strom steigen lassen – weil Kraftwerke wegen der hohen Temperaturen gedrosselt werden mussten und Windräder still standen. Auch die Entgelte für die Nutzung der Gasnetze waren zuletzt gestiegen.

Eigentlich wollte das Unternehmen jetzt neue Kunden gewinnen

Die Preiserhöhungen fallen für die EWP in eine Zeit, in der eigentlich neue Kunden gewonnen werden sollen. Im jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2017 wird deutlich, dass das immer noch schwarze Zahlen schreibende Unternehmen – zuletzt ein Plus von 15 Millionen Euro – im liberalisierten Energiemarkt mit zum Teil deutlichen Verlusten bei der Zahl der Strom- und Gaskunden in Potsdam zu kämpfen hat. Damit sei auch der Strom- und Gasabsatz in Potsdam gesunken, heißt es ohne genaue Detailangaben. 

Der Wettbewerb mit fremden Strom- und Gaslieferanten im Potsdamer Stadtgebiet sei unverändert hoch. Gegensteuern will man mit einer verbesserten Vertriebsstrategie: „Damit soll den Kundenverlusten in den Sparten Strom- und Gasversorgung, trotz des Bevölkerungswachstums in Potsdam, entgegengewirkt werden.“ Altmann sagte, vor allem wolle man die Angebotspalette der EWP vergrößern – etwa in Bereichen wie private Stromspeicher in Einfamilienhäusern, Photovoltaik oder E-Mobilität. Zudem sollen die Angebote auch besser über digitale Kanäle abrufbar werden. 

Mit den Großkunden gibt es Probleme

Weiter heißt es in dem Geschäftsbericht, für dieses Jahr sei schon der Verlust eines Großkunden in der Stromsparte zu verzeichnen, was zu weiteren Umsatzrückgängen führe. Mit den Erhöhungen muss die EWP zusätzlich um solche Großabnehmer kämpfen. Dabei habe es zuletzt Irritationen gegeben, räumte Altmann ein. Demnach habe man bestehende Verträge mit langjährigen Großkunden kündigen müssen, weil man die einst angebotenen Preise wegen der wie erwähnt „extrem gestiegenen Einkaufskonditionen“ nicht mehr habe halten können, sie Altmann sagte. Leider sei die Kommunikation dieses Vorgangs alles andere als perfekt gelaufen – viele Großkunden wie etwa das Inselhotel oder auch die Stadtwerke-Tochter Verkehrsbetriebe (ViP) erhielten nur ein schriftliches Einschreiben mit der Kündigung der Verträge und einem Angebot über neue und eben höhere Energiepreise. „Das ist normalerweise nicht unser Stil“, so Altmann. Man hätte die teils langjährigen Partner persönlich vorwarnen sollen, sagte er. „Wir verstehen den Ärger.“ Allerdings habe man das zeitlich nicht geschafft. Das hole man nun in persönlichen Gespräche nach, um Kunden zu halten. 

Mit einem Anbieterwechsel lässt sich viel Geld sparen

Nach Altmanns Einschätzung liegt die kommunale EWP bei den in Potsdam anwählbaren Energieversorgern im Mittelfeld. Laut dem Vergleichsportal Verivox zahlt eine vierköpfige Familie mit einem Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden im Vergleich zu anderen Anbietern bis zu 180 Euro mehr im Jahr, selbst mehrere Öko-Versorger bieten um die hundert Euro Preisvorteil. Ebenso ist es beim Gas: Beim Heizen einer 100 Quadratmeter-Wohnung können Potsdamer je nach EWP-Tarif bis zu 180 Euro pro Jahr sparen, auch bei Umweltanbietern. Bei diesen Angaben sind keine Wechsel-Boni zu einem neuen Anbieter enthalten. 

Altmann hatte am Dienstag überraschend seinen Ausstieg aus der EWP zum Jahresende verkündet. Das habe rein persönliche Gründe, sagte er: „Ich bedaure das sehr.“ Daher übernimmt die kaufmännische Geschäftsführerin Sophia Eltrop nun allein die EWP-Spitze – bis ein Nachfolger für Altmann gefunden ist. 

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