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Kinder im Mittelpunkt. Ein Eltern-Kind-Café wünschte sich Emily für sich und ihre Tochter Luana (gr. Bild) schon lange. Rebekka und Nadim Jovicic (Bild rechts Mitte) haben nun in der Innenstadt eines eröffnet – mit Spieleecke, Waffeln und genug Platz für Kinderwagen.

© Andreas Klaer

Eltern-Kind-Café in Potsdam: After-Work-Kindergarten zum Austoben

Potsdams erstes Eltern-Kind-Café ist eröffnet. Das „Krümelmonster“ ist eine Familiengeschichte. In der Hermann-Elflein-Straße gibt es eine Spieleecke, Waffeln und genug Platz für Kinderwagen.

Potsdam - Noch etwas schüchtern erkunden Luana und Jill die Spielecke, krabbeln zögernd mal hier, mal dorthin. Da packt Nadim Jovicic mit beiden Händen einen großen Stoffsack und dreht ihn um. Spielsachen purzeln heraus auf den Teppich, die beiden Kleinkinder greifen zu. Genau so wünschen es sich Nadim und Rebekka Jovicic. Erst vor einigen Tagen haben sie ihr neues Eltern-Kind-Café „Krümelmonster“ eröffnet – als Ort, wo sich Kinder austoben und Eltern entspannen können.

In der großen Spielecke stehen ein Schaukelpferd, Bücher, Bauklötze, Puzzle, ein Bällebad und ein Maltisch. Abgegrenzt wird der Bereich durch eine niedrige Theke, an der die Eltern bei Kaffee und Kuchen sitzen können. Drumherum gruppiert einige Tische, im Eingangsbereich genug Platz für Kinderwagen.

Marktforschung in der Fußgängerzone

Vor der Eröffnung lief Rebekka mit dem Sohn im Wagen von Mutter zu Mutter in der nahen Brandenburger Straße, sprach diese an. „Das Feedback war super“, so die studierte Hotel- und Tourismusmanagerin, die seit vier Jahren als selbstständige Kosmetikerin arbeitet. Und schon in den ersten Tagen sei Kundschaft da gewesen: morgens eher Mütter mit ganz kleinen Kindern, nachmittags auch mit Kindern aus der Kita oder kleineren nach dem Mittagschlaf. „Ein After-Work-Kindergarten zum Austoben“, so beschreibt es Nadim.

Das „Krümelmonster“ ist nicht nur ein Café für Familien, sondern auch die Geschichte einer Familie, fast einer Großfamilie. Nadim und Rebekka Jovicic haben selbst zwei kleine Söhne, eineinhalb und drei Jahre alt. Jahrelang wohnten die beiden in Berlin. Aber als sich das zweite Kind ankündigte, wollte Rebekka „raus“, wie sie es ausdrückt. „Hier in Potsdam ist es ruhiger, übersichtlicher, nicht so hektisch“, sagt die 29-Jährige.

Ihr Mann war zunächst skeptisch. Nadim Jovicic ist in Berlin-Schöneberg aufgewachsen, dort auch verwurzelt. „Ich bin doch kein Haus-Garten-Typ, habe ich damals gesagt“, erinnert sich der 35-Jährige, der in Berlin fast zehn Jahre lang zwei eigene Cocktailbars betrieben hat. Aber Rebekka setzte sich durch: Vor eineinhalb Jahren zogen sie um. „Nach einer Woche hier habe ich zu Rebekka gesagt: Ich will hier nie wieder weg“, so Nadim. Nicht nur er selbst ist überzeugt: Rebekkas Eltern sind mittlerweile ebenfalls umgezogen, genau wie ihre Schwester mit ihrem Mann.

Kinderfreundliche Stadt

Zuerst öffnete Nadim ein Burger-Restaurant in Brandenburg/Havel, aber die Fahrerei war ihm mit den zwei kleinen Kindern zu Hause zu viel. Aus dieser Zeit stammt die Idee mit dem Eltern-Kind- Café. „In Berlin gibt es das mittlerweile an allen Ecken“, sagt Rebekka. Aber in Potsdam, das sie insgesamt mit dem Buga-Park, der Fußgängerzone in der Brandenburger Straße und den ruhigeren Ecken sehr kinderfreundlich findet, suchte sie ein solches Café vergeblich.

Der Burger-Laden wurde verkauft, die Erlöse und ihre Ersparnisse steckten sie in das „Krümelmonster“. Gemietet haben sie die Räume im Lindenhof mitten in der Innenstadt schon im Sommer, seitdem sind sie am Werkeln. Der Schwager packte mit an, die Großeltern kümmern sich oft um die beiden Jungs.

Auch nach der Eröffnung bleibt es ein Familienbetrieb. Hinter der Theke mit Selbstbedienung wechseln sich Nadim und Rebekka ab, sie verkaufen zum Beispiel Waffeln ab zwei Euro oder Bio-Kaffee für 2,30 Euro. Zweimal pro Woche kommen die Söhne nachmittags zum Spielen ins Café. Im Sommer will der Schwager Bastelrunden anbieten. Auch Kindergeburtstage, Märchenstunden und andere Ideen schwirren in den Köpfen des umtriebigen Paars herum. Wenn die Küche bald ganz fertig ist, soll es auch ein Mittagsangebot und Babybrei geben. Was abends übrig bleibt, soll über eine Online-Plattform günstig abgegeben werden.

„Auch selbst mal rauskommen“

„Wir haben schon so oft darüber gesprochen, dass wir so ein Café in Potsdam noch brauchen“, sagt Emily, Mutter der kleinen Luana. Sie ist gerade in Elternzeit, um sich um die 13 Monate alte Tochter zu kümmern. „In manchen Cafés steht vielleicht ein Regal mit Spielsachen, aber mehr auch nicht“, so die Satzkornerin. Sie hat über Facebook vom „Krümelmonster“ erfahren und sich mit zwei anderen Müttern verabredet. Mandy ist mit Tochter Jill aus Fahrland gekommen. „Es ist schön, wenn die Kleinen auch etwas anderes sehen als zu Hause und man auch selbst mal rauskommt“, sagt sie.

Kinderfreundliche Cafés gibt es zwar einige in Potsdam, manche auch mit Spielecke und Wickeltisch, aber keines, das sich explizit an Eltern und Kinder als Hauptzielgruppe richtet. Die „Krümelmonster“-Betreiber sind nicht die einzigen, die diese Lücke erkannt haben. In der Gutenbergstraße arbeitet eine kleine Gruppe an einem ähnlichen Konzept. Das „Tante Anna“ sollte eigentlich schon Ende des Jahres eröffnen (PNN berichteten), doch Behördengänge und Verwaltung verzögerten den Termin. Im Frühjahr soll es losgehen, so eine der Betreiberinnen, Sandra Laschewski: „Tanta Anna kommt auf jeden Fall!“

Café Krümelmonster, Hermann-Elflein-Straße 21, geöffnet montags bis samstags 9 bis 18 Uhr, sonntags 12 bis 17 Uhr

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