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Elfter Pogida-Aufmarsch in Potsdam: Die Lange Brücke bleibt frei - und Pogida will weitermachen

UPDATE Nach sechs Wochen Pause kündigt die rechte Gruppierung Pogida wieder einen sogenannten Abendspaziergang an. Dieses Mal soll es Richtung Zentrum Ost gehen. Und das Organisationsteam will weitermachen und den Namen Pogida beibehalten.

Potsdam - Nach fast sechs Wochen Pause will die rechte Pogida-Bewegung am Mittwoch wieder durch Potsdam marschieren. Um 18.30 Uhr soll der elfte sogenannte „Abendspaziergang gegen die Islamisierung des Abendlandes“ in der Babelsberger Straße am Hauptbahnhof ab 18.30 Uhr starten, hieß es von Pogida am Wochenende. Die Polizei bestätigte den PNN am Montag eine entspechende Anmeldung. Nach PNN-Informationen führt die Pogida-Route dieses Mal aber nicht über die Lange Brücke, sondern von der Babelsberger Straße nach Zentrum Ost. Somit bleibt die Lange Brücke frei. Es kommt aber dennoch laut Polizei zu Einschränkungen in der Babelsberger Straße und in mehreren Straßen in Zentrum Ost, ab 17 Uhr werden sie bis zum Ende der Versammlungen gesperrt. Ortskundige Autofahrer werden gebeten, das Gebiet möglichst weiträumig zu umfahren.

Die Bahnhofspassagen sind weiterhin geöffnet. Die Zufahrt ins Parkhaus ist ebenfalls möglich, allerdings laut Polizei nur über die Friedrich-List-Straße.

Mehrere Gegendemonstrationen geplant

Auch Gegendemonstrationen sind wieder geplant. Das parteiübergreifende Anti-Rechts-Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ plant eine Kundgebung an der Babelsberger Straße auf der Höhe der Fahrradstation für "Weltoffenheit und Toleranz" ab 18.30 Uhr. 

Auch der Linke-Kreisverband plant eine Gegendemo, wie Kreischef Sascha Krämer den PNN sagte. Diese soll in der Lotte-Pulewka-Straße/Humboldtring, ebenfalls ab 18.30 Uhr, stattfinden. „Die Potsdamer Zivilgesellschaft wird Pogida wieder zahlreich mit lautem, buntem und friedlichem Prost entgegentreten und ihnen klarmachen: Potsdam ist eine weltoffene, tolerante, bunte und solidarische Stadt“, sagte Krämer.

Weitere Pogida-Demos geplant

Christian Müller sagte den PNN, ob es auch in den folgenden Wochen Pogida-Demonstrationen geben werde, hänge von der Resonanz am Mittwoch ab. „Wir werden sehen, wie es läuft. Auf jeden Fall geht es dann aber erst im zweiwöchigen Rhythmus, dann im einwöchigen Rhythmus weiter“, sagte Müller. Die Anmeldung für diesen Mittwoch sei kurzfristig erfolgt. Müller selbst wird am Mittwoch nicht dabei sein. Der Grund: Müller hat einen Termin für seine kriminalpsychologische Therapie, die beginnen musste. Von seiner Zusammenarbeit dabei hänge auch ab, ob er nicht sogar in stationäre Behandlung muss. Ob er bei künftigen Pogida-Versammlungen dabei sein wird, sei von den Therapie-Terminen abhängig. „Ich halte mich zurück“, sagte Müller.

Der Name Pogida bleibt

Beim Namen Pogida soll es bei der rechten Truppe übrigens bleiben. Müller selbst hatte zwar jüngst erklärt, dass ein neuer Namen erwogen wurde, etwa „Potsdam wehrt sich“. Doch das sogenannte „Organisationsteam“ von Pogida habe sich nun dagegen entschieden. „Unser Pogida-Markenname ist bekannt bei den anderen Bürgerbewegungen“, sagte Müller.  

Angemerkt sei an dieser Stelle jedoch, dass es die PNN-Redaktion war, die den Namen Pogida für Müllers rechte Demonstrationen in die Welt setzte. Müller hatte seine erste Aktion im Januar noch als Demonstration „gegen die Islamisierung des Abendlandes“ angekündigt und später die Namensgebung der PNN übernommen.

Neuer Pogida-Chef rechnet mit bis zu 150 Teilnehmern

Nach Müllers Rückzug als Anmelder und Versammlungsleiter infolge seiner Verurteilung übernimmt nun – wie zuletzt am 7. April - ein gewisser Holger Schmidt. Er rechnet diesmal mit 100 bis 150 Teilnehmern. Über Schmidt ist bislang wenig bekannt. Bei der Polizei ist er ein unbeschriebenes Blatt. Der Name Holger Schmidt ist übrigens – aus Eigenschutz – nur ein Pseudonym.

Die islamfeindliche Pogida-Bewegung war zuletzt am 7. April durch Potsdam marschiert. Damals waren nur noch 50 Anhänger gekommen – während sich auf der Seite der Gegendemonstranten rund 500 Menschen versammelt hatten. An der Veranstaltung des Anti-Rechts-Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“ hatte sich auch der Münchener Liedermacher Konstantin Wecker beteiligt, der am selben Abend ein Konzert im Nikolaisaal hatte. Er sprach den Gegendemonstranten Mut zu und sang spontan für die Teilnehmer.

Eigentlich wollte Pogida künftig wichtige Verkehrsadern meiden

Auch damals startete der „Abendspaziergang“ am Hauptbahnhof. Wie bei den vorherigen Pogida-Märschen waren Hunderte Polizisten samt Wasserwerfer, Räumfahrzeugen und Hubschrauber im Einsatz, es kam zu massiven Verkehrsbehinderungen für Autofahrer und Nahverkehrsnutzer, weil unter anderem die Lange Brücke gesperrt war. Damals hatte Pogida verkündet, künftig auf wichtige Verkehrsadern Rücksicht zu nehmen. Welche Route die Rechten diesmal vom Hauptbahnhof aus nehmen wollen, war am Montag zunächst noch unklar.

Pogida ist seit Anfang des Jahres in der Stadt aktiv. Bei ihrem ersten Aufmarsch am 11. Januar 2016 auf dem Bassinplatz, bei dem sich noch etwa 200 Anhänger versammelt hatten, war es zu massiven Auseinandersetzungen gekommen. Ein Bus mit Teilnehmern des Berliner Pegida-Ablegers „Bärgida“ war von Linksradikalen aufgehalten und demoliert worden. Seitdem hat die Polizei massiv aufgestockt und rückt jeweils mit mehreren Hundert Einsatzkräften an – zwischenzeitlich waren 1300 Mann im Einsatz. Die Anzahl der Pogida-Anhänger sank hingegen kontinuierlich auf zuletzt 50 Teilnehmer ab. 

Auch die Zahl der Gegendemonstranten schwankte, zwischen 500 und 1000 Menschen konnten aber jedes Mal gegen Pogida mobilisiert werden. Nicht nur das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“, dem Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vorsteht, hatte zu Protesten aufgerufen, auch zum Beispiel der Fußballverein Babelsberg 03 oder der Linke Bundestagsabgeordnete Norbert Müller. (mit Matthias Matern)

Hinweis in eigener Sache: Auch am Mittwoch sind unsere Reporter wieder vor Ort. Wir berichten erneut live hier auf pnn.de und über unseren Twitter-Account.

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