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Das Werbeplakat der Stadtwerke hing in der Babelsberger Straße.

© Andreas Klaer

Eklat in Potsdam: Stadtwerke entschuldigen sich für sexistische Werbung

Wenige Tage vor dem Frauentag hat das Rathaus eine sexistische Werbekampagne der Stadtwerke gestoppt. Potsdams Gleichstellungsbeauftragte fordert Konsequenzen. 

Potsdam - Der Eklat um eine sexistische Werbekampagne der Stadtwerke zieht weitere Kreise. Am Dienstag meldete sich auch Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth (Linke) zu Wort und forderte Konsequenzen. „Die Stadtwerke als städtische Gesellschaft haben eine Vorbildfunktion bei Werbekampagnen im Stadtraum.“ Mit einer Selbstverpflichtung zu diskriminierungsfreier und nicht sexistischer Werbung sowie Vermarktung können sie Vorbild für eine an Vielfalt und Gleichstellung ausgerichtete Unternehmenskultur und Wirtschaftswelt sein. „Das Warnsystem durch Öffentlichkeit und Politik hat schnell funktioniert“, so Trauth.

CDU-Fraktionschefin Anna Luedcke verwies auch auf den Beschluss der Stadtverordneten von 2018 zur Vermeidung sexistischer Werbung. Die Stadt habe das Recht Werbung, die den Werbeverboten entspreche, entfernen zu lassen. „Ich bin der Auffassung, dass die Verwaltung hier entsprechend handeln sollte“, so Luedcke.

"Es tut uns aufrichtig leid"

Das Plakat selbst wurde am Dienstag entfernt. Nach PNN-Informationen soll Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) die Plakatkampagne gestoppt haben. Sie sei ein „No Go.“ Die Stadtwerke selbst erklärten am Dienstagabend, die Kampagne sollte junge Menschen mit Witz und Ironie zum Nachdenken über ihre Zukunft bringen. "Es tut uns aufrichtig leid, dass wir damit die Grenzen überschritten haben – gerade als Unternehmen, das auf gleiche Chancen für Frauen und Männer allergrößten Wert legt", sagte Geschäftsführerin Sophia Eltrop. "Wir haben das Motiv zurückgezogen und planen für das kommende Ausbildungsjahr zusammen mit unseren Auszubildenden eine neue Kampagne."

Stadtwerke Geschäftsführerin Sophia Eltrop will nun eine neue Kampagne entwickeln lassen.
Stadtwerke Geschäftsführerin Sophia Eltrop will nun eine neue Kampagne entwickeln lassen.

© Ottmar Winter PNN

Stein des Anstoßes ist ein ungefähr zwei Stockwerke hohes, quadratisches Großplakat der Stadtwerke an einem Umspannwerk in der Nähe des Hauptbahnhofes. Dort hing es bereits mindestens seit der vergangenen Woche. Außerdem lief die Kampagne auch über die Bildschirme in den Potsdamer Straßenbahnen. Abgebildet ist eine junge Frau mit rotem Lippenstift und Sonnenbrille in einem weißen Badeanzug, die ein Smartphone an einem Selfiestick hält. In der anderen Hand hält sie ein Glas mit einer weißen Flüssigkeit, aus dem sie durch einen Strohhalm saugt. Daneben steht geschrieben: „Echt Potsdam. Klink dich ein.“ Im unteren Teil der Abbildung kann man lesen, „nicht jeder kann Influencer werden … aber jeder hat die Chance auf einen Ausbildungsplatz bei den Stadtwerken.“

"Warum muss die an einem Strohhalm saugen?"

Zuvor hatten sich wie berichtet bereits mehrere Stadtverordnete aus verschiedenen Fraktionen kritisch zur der Werbekampagne geäußert. Janny Armbruster (Grüne), die sich seinerzeit auch für das Verbot eingesetzt hatte, zeigte sich entsetzt. „Das geht natürlich gar nicht“, sagte sie den PNN. Warum eine leichtbekleidete Frau gezeigt werden muss, um für Ausbildungsplätze zu werben, sei nicht nachvollziehbar. „Warum muss die an einem Strohhalm saugen?“ Sie erwarte, dass die kommunalen Stadtwerke ihre Außendarstellung überdenken.

Auch aus der Linke-Fraktion wurde Protest laut: „Die Kampagne der Stadtwerke reproduziert sexistische Werbestrategien“, sagte die Stadtverordnete Isabelle Vandrè den PNN. Es sei nach wie vor absurde Praxis weibliche Körperteile oder leicht bekleidete Frauen auf Plakate zu drucken, die absolut gar nichts mit dem eigentlichen Werbegegenstand zu tun haben, nur um Aufmerksamkeit zu generieren.

Auch in der SPD-Fraktion, die zusammen mit den Grünen und den Linken als Rathauskooperation die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung bildet, ist man gar nicht einverstanden mit dem Plakat. „Diese Werbung geht gar nicht“, sagte die Stadtverordnete Sarah Zalfen den PNN. Das Banner sei sexistisch und diskriminierend und in ihren Augen überhaupt nicht geeignet, junge Frauen wertschätzend anzusprechen. „Ein städtisches Unternehmen sollte nicht mit einem solchen Frauenbild für sich werben.“ Um das festzustellen sollte eigentlich der gesunde Menschenverstand in einem Unternehmen reichen, so Zalfen weiter.

Eine E-Mail-Adresse für Beschwerden

Im Sommer 2018 hatte die Stadtverordnetenversammlung auf fraktionsübergreifende Initiative weiblicher Stadtverordneter beschlossen, dass Potsdam ein Konzept zur Vermeidung sexistischer Werbung im öffentlichen Raum aufstellen soll. Zwei Monate später teilte die Stadtverwaltung jedoch mit, ein solches Konzept sei nicht nötig. Es gebe bereits eine E-Mail-Adresse für Beschwerden. Die Grundsätze des Deutschen Werberates gegen Herabwürdigung und Diskriminierung von Personen seien zu beachten.

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