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Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft: Warnstreik bei der Bahn traf Potsdam unerwartet hart

Potsdam war vom Bahnstreik am Montag besonders betroffen. Die Zugverbindung nach Berlin war komplett gekappt. Manche Fahrgäste wurden so auf eine harte Probe gestellt.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Der bundesweite Warnstreik der Bahnmitarbeiter hat Potsdam am Montagmorgen besonders hart getroffen. Von 5 bis 9 Uhr war die Landeshauptstadt komplett von Berlin abgeschnitten, weder S- noch Regionalbahnen fuhren, Ersatzbusse gab es ebenfalls nicht. Vor allem für die vielen Pendler startete die Woche daher mit großem Ärger – und unzähligen geplatzten Terminen.

„Der Streik hat in unserer Region zu massiven Einschränkungen geführt“, sagte der für den Nordosten zuständige Bahnsprecher Burkhard Ahlert den PNN. Neun Regionalbahnlinien waren betroffen, darunter auch die stark frequentierten Linien RE1, 3, 5 und 7. „So massiv haben wir das nicht erwartet“, so Ahlert.

Normalisierung erst am Dienstag

Auch nach dem Ende der Arbeitsniederlegung dauerte es noch mehrere Stunden, bis sich der Bahnverkehr beruhigte. So fuhr etwa der RE1 noch am Mittag erst zwei Stunden später als eigentlich geplant in Potsdam los. Mit einer kompletten Normalisierung des Fahrplans rechnete Ahlert erst wieder am Dienstagmorgen. Dass auch Stellwerke wie etwa das in Wannsee bestreikt wurden, habe die Situation noch verschärft, sagte er.

Verärgerte Bahnreisende

Auch in Richtung Magdeburg gab es erst Zugausfälle und dann Verspätungen, die am späten Vormittag auf rund 20 Minuten geschrumpft waren. Trotzdem ärgerlich, befand ein Fahrgast Mitte 40, der auf eine Krücke gestützt in den Potsdamer Bahnhofspassagen wartete. „Ich fahre heute das erste Mal seit 30 Jahren mit der Bahn. Und dann gleich so etwas.“ Er sei über das Wochenende in Potsdam gewesen und wolle nun wieder nach Magdeburg. „Hoffentlich bekomme ich meinen Anschluss-Bus, der fährt nämlich nur jede Stunde.“ Er bemängelte auch, dass es am Potsdamer Hauptbahnhof zu wenige Sitzgelegenheiten gebe. „In Magdeburg gibt es eine Art Wartehalle, das vermisse ich hier.“

Auf dem Weg nach Indien gestoppt

Auch ein junges Paar auf dem Weg zum Flughafen kam wegen des Streiks in Schwierigkeiten. Der 28-jährige Mattis und die zwei Jahre jüngere Mira wollten eigentlich zunächst mit der S-Bahn fahren – die aber ausfiel. Erst 30 Minuten später erwischten die beiden einen Regionalzug nach Golm, von wo aus sie dann hofften, weiter nach Schönefeld zu kommen. „Ein Taxi hätte von Potsdam aus 80 oder 90 Euro gekostet“, so Mattis. Zu spät kommen sei keine Option, schließlich habe Mira einen Flug in ihre Heimat Indien gebucht. Seit zwei Jahren lebt die junge Frau in Potsdam, in Indien soll nun die Hochzeit mit Mattis stattfinden, er will in zehn Tagen ebenfalls hinfliegen – dann hoffentlich ohne Komplikationen.

Die S-Bahn, die die Verlobten da nicht nehmen konnten, war übrigens eine der letzten, die ausfiel. Etwa ab 12 Uhr startete die S7 wieder im üblichen Zehn-Minuten-Takt von Potsdam aus. Zuvor gab es eine stundenlange Unterbrechung. Schon gegen 7 Uhr verkehrte die Linie nur noch zwischen Ahrensfelde und Lichtenberg, also nur im Osten Berlins.

Apropos Osten– von dort berichtete ein Fahrgast den PNN ebenfalls von einer ärgerlichen Episode. Der 40-Jährige wollte am Vormittag vom Ostbahnhof mit dem RE7 zur Medienstadt Babelsberg fahren. Am Gleis war der Zug für die planmäßige Zeit angeschrieben. Er kam jedoch einfach nicht, kommentarlos wurde er von der Anzeigentafel gestrichen und stattdessen der Folgezug angekündigt – mit dem Zusatz „fällt aus“. Prognosen seien auch noch am Vormittag sehr schwer gewesen, räumte Bahnsprecher Ahlert ein. Denn auch die Mitarbeiter, die dafür zuständig waren, hätten teilweise ihren Arbeitsplatz wegen des Streiks zu spät erreicht.

Stau auf dem Weg nach Berlin

Einige Pendler zwischen Potsdam und Berlin hatten sich auf den Streik eingestellt und waren am Montag prophylaktisch auf das Auto ausgewichen, was sich auf den Straßen bemerkbar machte. So war die Avus, die die beiden Städte verbindet, deutlich voller als sonst – Richtung Berlin gab es lange Staus.

Für einige wenige hatte der Streik auch etwas Positives. „Ich war heute morgen ein bisschen spät dran“, berichtete eine Frau um die 60 im Potsdamer Hauptbahnhof. Sie wollte von Werder nach Potsdam fahren, verpasste ihren Zug aber um weniger Minuten. Da aber ohnehin alles durcheinander war, kam kurz danach ein anderer Zug – so musste sie nicht warten, wie es nach dem regulären Fahrplan der Fall gewesen wäre. „Für mich ist es also eigentlich gut gelaufen mit der Bahn.“ Ein Satz, den gestern sicherlich nur wenige unterschreiben konnten.

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