zum Hauptinhalt
Für die PNN machen Josephine Worseck und Douwe van den Berg ein paar Faxen im kalten Heiligen See. 

© Andreas Klaer

Eisbaden in Potsdam: Heute wird im Heiligen See gebadet

Die Potsdamer Eisbader treffen sich regelmäßig am Heiligen See. Es geht dabei nicht nur um Abhärtung, sondern auch darum, seine Ängste zu überwinden. Heute geht es wieder ins Wasser: bei vier Grad.

Potsdam - Zwei Grad Lufttemperatur, vier Grad sind es im Wasser – Josephine Worseck hat es gerade gemessen, hat das handliche Bratenthermometer kurz in den Heiligen See gehalten. Spaziergänger tragen dicke Jacken, die Bäume sind entlaubt, zwei verspätet blühende Gänseblümchen ducken sich in Gras. Und dann beginnt es auch noch zu regnen. Josephine Worseck und Douwe van den Berg tangiert das nicht. Sie werden sich gleich ausziehen und baden gehen.

Genau so werden sie es auch am Sonntag machen – mit ihrer Eisbader-Gruppe. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen, Treffpunkt ist gegen 11 Uhr an der – geduldeten – Badestelle am Heiligen See. Bei jedem Wetter. Wer sich das für sich nicht vorstellen kann, ist hier ganz richtig: „Es geht nicht nur um Abhärtung, sondern auch darum, Ängste zu überwinden. Die Angst, dass einem nach dem Baden nie wieder warm werden könnte oder dass man krank wird.“ Wird man nicht, sagen beide erfahrenen Eisbader, wobei Eisbaden ein wenig irreführend ist. Gebadet wird schon seit Oktober. Dann aber das ganze Jahr hindurch.

Zusammenspiel von Atem, Körper und Geist

Worseck, 36, ist studierte Biologin. Nach dem Studium wollte sie jedoch nicht im Labor arbeiten, nahm eine Auszeit, lernte Yoga und Meditation und ist heute ausgebildete Yogalehrerin, Heilpraktikerin und Wim-Hof-Trainerin. Bei der von dem holländischen Extremsportler Wim Hof erfundenen und nach ihm benannten Methode geht es darum, Kälte zu tolerieren und Kälte-Erfahrungen positiv zu nutzen. „Wir trainieren das Zusammenspiel von Atmung, Körper und Geist“, sagt Worseck. Wer lerne, in der Kälte zu entspannen, auch durch die richtige Atemtechnik, der könne viele positive Effekte mitnehmen. Man werde seltener krank und könne besser schlafen. Der Kältereiz helfe zudem gegen entzündliche Prozesse wie rheumatische Erkrankungen. Vor allem erlebe der Körper beim Eisbaden einen Kurzzeit-Stress, einen Schock, der ihn ins mentale Gleichgewicht bringe. „Das hilft, um später mit allen möglichen stressigen Situationen umzugehen“, sagt Worseck.

Potsdam soll eine Eisbader-Community bekommen

Van den Berg, 27, stammt aus den Niederlanden, wo das Eisbaden schon verbreiteter ist. Jetzt möchte er mit seiner Partnerin auch hier in Potsdam eine Community begründen. Auch er kommt aus einem anderen Berufsfeld, hat Philosophie und Sprachwissenschaften studiert ist ist nun ebenfalls Wim-Hof-Trainer und Atem-Coach. Seine Faszination für die Kälte begann in China: In der Kung-Fu-Schule, die er besuchte, gab es nur kaltes Wasser zum Duschen.

Mit der Kälte beim Baden und danach verhalte es sich so: „Ich spüre die Kälte am Körper, aber ich fühle mich nicht kalt.“ Dabei hat Worseck – nach drei Minuten im See – gerade die Außentemperatur seiner Haut gemessen. Auch dafür gibt es ein Gerät, das Laserthermometer zeigt 21 Grad, gut zehn Grad weniger als vor dem Bad.

Nur, wer hohen Blutdruck oder Herzprobleme hat, sollte vor dem Baden einen Arzt konultieren

Eisbaden kann jeder, sagen die Kursleiter, es gibt keine Altersgrenze oder andere Ausschlusskriterien. Nur wer sehr hohen Blutdruck oder Herzprobleme hat, sollte vorher seinen Arzt konsultieren. Die Potsdamer Gruppe umfasst etwa zehn Mitglieder aller Altersgruppen, die sich über Facebook zu den großen Treffen, die ein bis zwei Mal im Monat stattfinden, aber auch mal zwischendurch zum Baden verabreden. Bei den monatlichen Treffen geben die Kursleiter jeweils eine Einführung ins Eisbaden, dann werden Aufwärm- und Meditationsübungen gemacht. Erst dann geht es ins Wasser und zwar nicht hektisch, als gelte es, das schnell hinter sich zu bringen. „Wir wollen in der Kälte entspannen und diese Minuten genießen“, sagt Worseck. Gegen das Frieren helfe, sich auf sein Inneres zu konzentrieren. Nach dem Bad gibt es wieder Übungen zum Aufwärmen. „Oder wir rennen rum und spielen Fangen – das sieht für Spaziergänger, die vorbeikommen, schon sehr lustig aus.“ Anschließend trinken sie einen heißen Tee oder gehen noch gemeinsam in ein Café, zum Beispiel in den Treffpunkt Freizeit. Geselligkeit ist ihnen wichtig. „Es soll ja auch Spaß machen“, sagt Worseck.

Baden für eine heiße Suppe

Von dem Spaß wird demnächst auch die Potsdamer Suppenküche profitieren. Denn die beiden Kursleiter bieten das begleitete Baden kostenlos an. Teilnehmer können stattdessen etwas spenden. „Eisiges Baden für heiße Suppenküche“, das Wortspiel gefällt dem Niederländer. Suppenküchenchef Peter Müller will am Sonntag persönlich zum Heiligen See kommen. Ob er auch baden gehen will, ist nicht bekannt.

Eisbaden am 8. und 29. Dezember, jeweils um 11 Uhr an der Badestelle am Heiligen See. Mehr Info auf www.yoga-zirkel.de und www.thecoolway.nl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false