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Einkaufen in Potsdam: Stern-Center verzichtet auf Ausbau

Eigentlich sollte das Stern-Center in Potsdam ausgebaut werden, doch die Pläne sind nun aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert. Dennoch wird das Center umfassend modernisiert.

Potsdam - Paukenschlag in der jahrelangen Diskussion um die Zukunft des Stern-Centers in Potsdam: Der geplante Ausbau und eine Erweiterung der Mall im Stadtteil Am Stern sind überraschend gescheitert. Wie die Stadtverwaltung am Montag mitteilte, will der Betreiber ECE das Center jetzt nur noch umfassend modernisieren. Immerhin 15 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren investiert werden.

Nach den bisherigen Planungen wollte die ECE rund 40 Millionen Euro in die Mall an der A115 stecken und damit knapp 10.000 Quadratmeter an zusätzlichen Verkaufsflächen schaffen. Dagegen hatten sich vor allem die AG Innenstadt und die Einzelhändler rund um die Brandenburger Straße gewehrt.

Lange Diskussion über Ausbau des Stern-Centers

Es sei „lang, intensiv und heftig“ über den Ausbau des Stern-Centers diskutiert worden, sagte der Fachbereichsleiter Stadtplanung und Stadterneuerung, Andreas Goetzmann. „Es war eine konkrete Entscheidung von ECE“, dass es den Ausbau nicht geben werde, fügte er hinzu. Die Diskussion darüber sei nun beendet, der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan werde eingestellt. Dennoch habe das Stern-Center auch künftig eine wichtige Funktion für die Stadt und die Region. Dies zeige auch die Investitionssumme, die ECE in den kommenden Jahren tätigen wolle.

Center-Manager Christian Frauenstein betonte, dass die Entscheidung nichts mit dem Standort Potsdam zu tun habe. „Das zeigt sich ja auch an den Modernisierung“, sagte er den PNN. Er sprach von einem „laufenden Prozess“ der Planungen. Nun habe man sich aus wirtschaftlichen Gründen anders entschieden. Der Stern-Center-Betreiber ECE war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Eigentlich war die Erweiterung schon beschlossen

Dabei war die Erweiterung des Stern-Centers schon fast beschlossene Sache. Der Betreiber argumentierte stets damit, mehr Läden würden die Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Malls in der Region sicherstellen. Die Gespräche befanden sich nach früheren Angaben von Jutta Moll von der Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung im Endstadium.

Wie berichtet hatte das Center-Management der Stadt drei verschieden umfangreiche Varianten vorgelegt, die die Verwaltung von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung untersuchen ließ. Die kleinste sah vor, 9630 Quadratmeter an zusätzlichen Verkaufsflächen zu schaffen, unter anderem im ersten Obergeschoss. Dort sollten kleine Gastronomiebetriebe angesiedelt werden. Weitere 3100 Quadratmeter sollten unter anderem an Bekleidungsgeschäfte vermietet werden, 750 Quadratmeter waren für Schuhe und Lederwaren vorgesehen, 450 Quadratmeter für Drogeriemärkte oder Apotheken.

Knackpunkt war das Sportgeschäft

Knackpunkt war aber offenbar das Sportgeschäft, das nicht im Center selbst, sondern daneben entstehen sollte. Im Gespräch war hier laut Goetzmann bis Ende vergangenen Jahres die Kette Decathlon, die aber im Juni dieses Jahres ihre erste Filiale in der Region am Alexanderplatz in Berlin eröffnete. „Decathlon war einer der großen Bausteine“, sagte der Bereichsleiter Stadtentwicklung, Erik Wolfram. Auch Gespräche mit anderen Sportartikelketten hätten keinen Erfolg gebracht, woraufhin sich ECE nun gegen den Ausbau entschieden habe.

Bei Gesprächen über den Ausbau müsse es einen Kompromiss geben, der hier nicht erreicht worden sei, sagte Goetzmann. So müsse es sich für den Investor lohnen, zugleich aber auch die Folgen etwa für die Einzelhändler in der Innenstadt bedacht werden. „Sonst zählt nur noch das wirtschaftliche Kalkül. Investitionen sind nicht das Einzige“, sagte er. Als Grund für das Scheitern gab die Stadt außerdem an, dass der boomende Onlinehandel dazu beitrug, dass der Betreiber sich von dem Vorhaben für ein größeres Center verabschiedete. Da seien vielleicht zusätzliche Ladenflächen „auch nicht mehr zeitgemäß“, sagte Wolfram. Zudem wären die Umbauten an den Rolltreppen und Aufzügen für die Gastronomie sehr umfangreich gewesen. Goetzmann zufolge sollen durch die Modernisierung keine zusätzlichen Verkaufsflächen entstehen. Auch habe sich die Stadt mit der Leitung der Karstadt-Filiale in der Brandenburger Straße auseinandergesetzt, die seit Längerem von einer möglichen Schließung bedroht ist. Zuletzt hatte die AG Innenstadt vor einer „Verramschung“ der Innenstadt gewarnt und dafür den Onlinehandel oder die Konkurrenz durch Stern-Center und Bahnhofspassagen verantwortlich gemacht.

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Stefan Engelbrecht

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