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Stockende Rettungsbemühungen: Seit einem Jahr versucht der Trägerverein des alternativen „Archiv“-Kulturzentrums, das Haus so umzubauen und zu sanieren, dass es wieder geöffnet werden kann. Nun gibt es neue Probleme.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Eine neue Krise

Die Stadt wirft dem Träger des „Archiv“-Kulturzentrums vor, sich nicht an Vertragsabsprachen zu halten

Templiner Vorstadt - Eigentlich sollte das alternative „Archiv“-Kulturzentrum schon längst wieder geöffnet sein – doch nun stecken Bemühungen zur Rettung des Hauses in der Leipziger Straße in einer Krise. Allerdings sind sowohl Stadt als auch Trägerverein bemüht, die Dissonanzen derzeit noch hinter den Kulissen zu klären, statt öffentlich darüber zu streiten.

Die neuen Probleme sind am Mittwochabend im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses bekannt geworden, als Rathausvertreter über die Situation informierten. Sitzungsteilnehmer schilderten den PNN im Anschluss, dass die Stadtverwaltung den „Archiv“-Trägerverein für die verfahrene Situation verantwortlich mache. Ein von dem Verein für Ende des vergangenen Jahres versprochenes Sanierungs- und Betreiberkonzept sei zu spät abgegeben worden und inhaltlich weder ausgereift noch vollständig. Durch die verspätete Abgabe könnte die Stadt die bereits geschlossenen Verträge mit dem „Archiv“ theoretisch sogar kündigen, hieß es – da die Konzepte die Bedingung für ein gewährtes Erbbaurecht und einem zu kleinen Teilen bereits in Anspruch genommenen 625 000-Euro-Topf gewesen seien. Allerdings werde für das aus Sicht der Stadt noch nicht befriedigende Konzept noch eine Lösung mit dem Verein angestrebt.

Das Konzept sei nicht das einzige Problem, hieß es im Hauptausschuss weiter. Überdies überweise der Verein angesichts der immer noch nicht stattgefundenen Wiedereröffnung des Hauses aktuell auch nicht die vertraglich vereinbarte Pacht – weil die eigentlich kalkulierten Einnahmen fehlen. Noch dazu sitzt der Stadt die Zeit im Nacken, weil die Verträge nur bis Ende April annulliert werden können – danach sei die Nutzung dieses sogenannten Heimfallrechts nicht mehr möglich, hieß es im Ausschuss.

Stadtsprecher Stefan Schulz wollte diese Darstellung unter Verweis auf die Vertraulichkeit der Sitzung nicht bestätigen. Schriftlich teilte er lediglich mit, am Mittwochabend sei über den Stand der vom Archiv e.V. zu erfüllenden Vorgaben informiert worden. „Die Stadtverwaltung wird nun mit dem Träger die Situation besprechen und eine konstruktive Lösung unter Anerkennung der bisher vom Verein erbrachten Leistungen aus dem Erbbaupachtvertrag anbieten“, so Schulz. Zudem solle der Archiv-Verein in vier Wochen auch noch einmal im Hauptausschuss gehört werden.

„Archiv“-Sprecher Kay-Uwe Kärsten zeigte sich am Donnerstag von den Ausführungen im Hauptausschuss überrascht. Im Januar habe der Verein das verabredete Konzept abgegeben, außer einer Eingangsbestätigung habe es bisher aber keine inhaltliche Rückmeldung gegeben. „Deswegen ist es schade, dass man nicht mit uns, sondern über uns spricht“, so Kärsten. Schließlich sei der Verein auch bereit für Modifikationen. Inhaltliche Details aus dem Konzept – etwa zum veranschlagten Sanierungszeitraum oder potenziellen weiteren Geldgebern – wolle der Verein derzeit nicht erläutern, so Kärsten weiter.

Zugleich bestätigte er, dass der Verein derzeit keine Pacht zahle. „Wir haben keine Einnahmen.“ Allerdings sei aus Sicht des Vereins vorstellbar, die Summe – es geht um etwa 1000 Euro pro Monat – zu einem späteren Zeitpunkt zu zahlen. „Wir hoffen, dass wir hier eine Lösung finden können.“

Das Archiv hatte Anfang des vergangenen Jahres nach Auflagen der Bauaufsicht wegen Brandschutzmängeln schließen müssen. In der Folge hatten die Stadtverordneten das Erbaurecht für den Verein genehmigt, ebenso sind 625 000 Euro für die Sanierung bereitgestellt. Zugleich hatte der Verein in einer Spendenkampagne mehr als 50 000 Euro gesammelt und mithilfe von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern mit der Sanierung des Gebäudes begonnen. Im vergangenen Dezember kam dann ein Rückschlag: Nach Darstellung der Stadt verlangte die Bauaufsicht bei einer Begehung den Nachweis, dass die Blitzschutzanlage funktionsfähig ist. Dieser sei nicht erbracht worden – daher konnte laut der Bauaufsicht keine vorzeitige Nutzung gestattet werden. Kärsten sagte dazu, man sei auf „einem guten Weg“, das Problem zu lösen.

Vor seiner Schließung galt das „Archiv“ – das frühere Filmarchiv der DDR-Bezirksfilmdirektion wurde 1994 besetzt und später legalisiert – als einer der wichtigsten Treffpunkte für Alternativkultur in Potsdam, neben einer Bar gab es regelmäßig Konzerte und Partys.

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