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Landeshauptstadt: Eine Entdeckungsreise mit Nachhaltigkeit

Am Samstag fand die elfte Potsdamer Erlebnisnacht in der Innenstadt statt – ein Aufwand, der sich lohnt, finden die Gastronomen und Händler

Von Sarah Kugler

Es geht nur langsam voran auf der Brandenburger Straße, zu dicht drängen sich die Menschen aneinander. Paare, Familien, Teenager – alle wuseln sie durcheinander, schlendern über den Potsdamer Boulevard, biegen hier mal in eine Seitenstraße ab, bleiben an einem der vielen Stände stehen oder balancieren gut gelaunt ihren Drink durch die Menge. Dabei ging es stets friedlich zu auf der Potsdamer Erlebnisnacht, die am vergangenen Samstag in der Innenstadt stattfand.

„Das ist auch wirklich etwas, worauf wir sehr stolz sind“, sagte Jörn Rohde, Mitbegründer der Veranstaltungs-P3-Projekt-GmbH und Inhaber des Hafthorns. „Seit über zehn Jahren läuft unser Fest nun schon und es gab nie irgendwelche Krawalle oder Prügeleien.“

In diesem Jahr öffneten bereits zum elften Mal viele Händler und Gastronomen ihre Türen bis in die späten Abendstunden und wie immer sorgten einige Bands für die richtige Stimmung. Obwohl der Wetterdienst Sturmwarnungen für Potsdam herausgegeben hatte, blieb das Wetter bis auf einen starken Wind eher mild. „Es ist das Einzige, was wir nicht planen können“, sagte Rohde lachend. „Aber auch heute hatten wir wieder Glück.“ Bereits ein Jahr im Voraus läuft die Vorbereitung für das Event, zu dem auch am vergangenen Wochenende wieder Zehntausende Menschen kamen. „Nach der Nacht ist tatsächlich vor der Nacht“, sagte Rohde. „Wir suchen im Prinzip immer gleich nach der Veranstaltung Sponsoren für das nächste Jahr, kümmern uns um die Organisation und so weiter.“ Auch die Bands müssten sehr zeitig angefragt werden, allerdings übernehmen das die einzelnen Gastronomen meist selbst.

Rohde selbst entschied sich dieses Jahr für eine Mischung aus Ska, Gipsy, Folk, Pop und Rock, weil das einfach am besten zum Hafthorn passe, wie er sagte. „Jeder muss ja da sein eigenes Konzept finden und wir stehen nunmal für Rock ’n’ Roll, Bier und gute Burger“, so der Kneipeninhaber lachend. „Mehr wollen wir auch gar nicht sein und das präsentieren wir heute Abend auch.“ Auch wenn der Aufwand für die Erlebnisnacht jedes Jahr sehr groß sei, für ihn rentiere er sich auf jeden Fall. Wie er sagte, entdecken dabei immer wieder neue Leute seine Kneipe in der Friedrich-Ebert-Straße – sowohl aus dem Umland als auch aus Potsdam selbst. „Ich merke auch, dass das noch mindestens eineinhalb Monate nachzieht“, betonte er am Samstag. „Allerdings können wir uns auch sonst wirklich nicht beklagen.“ Vor allem bei Studenten sei sein Laden sehr beliebt, er habe aber auch ältere Stammgäste, vorrangig aus Potsdam.

Ein Kundenkreis, den sich Gunnar Limgrün, Inhaber des Café Collage in der Mittelstraße, auch mehr wünschen würde. Zu ihm kommen eher Touristen, ein Problem, das viele seiner Kollegen im Holländer Viertel teilen. „Wir sind hier alle als Touristenfalle verschrien, deswegen halten sich die Einheimischen eher fern“, so Limgrün. „Das ist wirklich schade, denn letztendlich sind wir nicht teurer als andere Läden in der Stadt.“ Insgesamt könne er sich aber trotzdem nicht beklagen, das Café liefe vor allem im Sommer sehr gut. Bereits zum fünften Mal nimmt er dieses Jahr auch als Gastronom an der Erlebnisnacht teil und ist immer wieder begeistert. „Sie sehen ja, es ist rappelvoll, wir haben mehr Tische und mehr Personal im Einsatz als sonst.“ Ein Aufwand, der sich wohl lohnt, denn auch Limgrün bestätigt, dass der Erfolg der Nacht sich noch mindestens einen Monat danach bemerkbar macht. Ein Phänomen, von dem sogar sogar Gastronomen von außerhalb profitieren. So etwa Schultz’ens Siedlerhof aus Werder. Auf der Erlebnisnacht ist er schon seit mehreren Jahren mit einem Stand vertreten und möchte es nicht mehr missen. „Die Leute kommen erst mal sehr gerne an unseren Stand und danach tatsächlich gezielt auch auf unseren Hof“, so Betreiber Günter Schultz. „Viele Leute entdecken dann erst Werder, das vorher gar nicht so sehr im Bewusstsein war.“ Was er auch merke, sei ein steigendes Interesse der Besucher an regionalen Produkten, was ihn natürlich besonders freue.

Insgesamt haben sich in diesem Jahr 35 Potsdamer und etwa zwölf externe Gastronomen aktiv an der Erlebnisnacht beteiligt – es könnten aber ruhig noch mehr sein, wie Jörn Rohde findet. „Die Leute verschenken sich wirklich etwas, wenn sie sich davor verschließen, schließlich profitiert man ja von diesen Festen auch selbst.“ Und nicht nur Gastronomen, sondern auch Händler bestätigen die positiven Auswirkungen der Nacht. „Viele Leute entdecken meinen Laden gerade durch solche Feste“, erzählte Astrid Freitag vom Modegeschäft „Freitag“ in der Mittelstraße. Sie bedaure es auch sehr, dass etwa das Potsdamer Tulpenfest oder das Sinterklaas-Fest nicht mehr stattfinden, da sie auf den Zulauf an solchen Tagen angewiesen sei. Gerade zur Erlebnisnacht würden Menschen aus aller Welt zu ihr kommen und sie oft weiterempfehlen. Und tatsächlich schreit just in diesem Moment eine junge Engländerin ihren Freunden ein begeistertes „So much crazy stuff in here!“ quer über die Straße zu.

Kaufen will sie dann allerdings trotzdem nichts, sie zieht lieber weiter zu den Salsa-Tänzern am Nauener Tor und wiegt wie viele Umstehende heimlich am Rand der Bühne zu den abendlichen Klängen der Musik mit.

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