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Schloss am Schlänitzsee. Zumindest festlich eingedeckt war die Tafel im Saal von Schloss Marquardt. Das herrschaftliche Ambiente schätzen nicht nur Paare, die hier ihre Hochzeit feiern, sondern auch Filmteams. Zuletzt wurde für die Babelsberger Ko-Produktion „The Book Thief“ gedreht.

©  Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Eine Bücherdiebin im Gutshaus

Schloss Marquardt lockte beim Tag der offenen Tür mit festlich gedeckten Tischen und viel alter Pracht

Schnee lag am vergangenen Wochenende noch immer auf einigen Fensterbrettern von Schloss Marquardt. Sogar ein paar Eisblumen hielten sich tapfer an den Scheiben. Und das trotz reichlich Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Nein, in Marquardt ist es nicht kälter als anderswo. Das Schloss am Schlänitzsee ist einfach nur sehr beliebt bei den Filmfirmen. Für die Produktion „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, ein Film für das diesjährige ARD-Weihnachtsprogramm, wurde hier im vergangenen Winter Kunstschnee herangekarrt, die Fensterscheiben erhielten künstliche Eisblumen.

Die zarten Reste dieses Filmwinters konnten die Besucher beim Tag der offenen Tür am vergangenen Wochenende bestaunen. Doch eigentlich war nicht der Schnee die Hauptattraktion, sondern das Schloss selbst. Es scheint, als werde das heruntergekommene Gutshaus gerade dem Dornröschenschlaf entrissen. Die Münchener Penelope Immobilien Verwaltungs GmbH, der das Haus und Teile des Schlossparks seit über zehn Jahren gehören, lässt das Anwesen Stück für Stück wiederherrichten. In mühevoller Kleinarbeit soll hier in den nächsten Jahren die alte Pracht wieder erlebbar werden. Man wolle das ehemalige Gutshaus als einen Ort für Veranstaltungen ausbauen, berichtete am Wochenende Schlosskastellan Mike Sprenger. Doch bis man mit der Sanierung komplett durch sei, werde es wohl lange dauern, so Sprenger.

Schon jetzt ist das Gutshaus mit dem landschaftlich reizvollen, am Schlänitzsee gelegenen Schlosspark ein sehr beliebter Ort, um den Bund fürs Leben zu schließen. Wer sich selbst mit dem Gedanken trägt, hier in diesem herrschaftlichen Ambiente Hochzeit zu feiern, dem boten sich am Wochenende im neobarocken Festsaal des Schlosses schon einmal vier sehr festlich gedeckte Tische, an denen sich allerdings niemand lukullischen Genüssen hingab. Vielmehr sollten diese formvollendeten Arrangements den Besuchern Lust auf mehr machen: So kann es aussehen, wenn hier ein rauschendes Hochzeitsfest gefeiert wird.

Weit weniger herrschaftlich, ja geradezu heruntergekommen, wirken hingegen noch immer viele Räume in den oberen Etagen des Gutshauses, deren Türen Kastellan Sprenger den Besuchern am Wochenende aufschloss. Alte Tapeten, kaputte Fußböden, beschädigte Wandverkleidungen – hier wartet auf die Handwerker noch sehr viel Arbeit. Behebe man ein bauliches Problem, kämen sogleich drei oder vier neue Missstände zum Vorschein, sagte Sprenger. In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege versuche man, den Altersmacken des Hauses beizukommen. Um die Bauarbeiten finanzieren zu können, sei die Penelope als Eigentümerin auf die Einnahmen aus den Vermietungen, unter anderem für Filmdrehs, angewiesen. Da habe er es natürlich bedauert, so Sprenger, dass US-Regisseur George Clooney kürzlich das Haus für seinen Film „The Monuments Men“ verschmäht habe. Auf der Suche nach Drehorten für den Film, der zurzeit in Babelsberg entsteht, sei Clooney zweimal „zum Gucken“ in Marquardt gewesen. Aber dann habe sich der Star schließlich doch gegen den Landsitz des einstigen Stahlhändlers Louis Ravené entschieden. Für die Babelsberg-Koproduktion „The Book Thief – Die Bücherdiebin“ fanden hingegen vor wenigen Tagen Filmaufnahmen im Schloss statt.

„Bei der Filmindustrie wahnsinnig beliebt“ sei die Empfangshalle des in den 1930er-Jahren als Kempinski-Hotel genutzten ehemaligen Gutshauses, so Sprenger. Das herrschaftliche Foyer mit seiner Holztäfelung, der grandiosen Treppe mit geschnitztem Geländer und dem prächtigen offenen Sandsteinkamin beeindruckt in der Tat sehr. Der Kamin sei sogar funktionsfähig und vom Schornsteinfeger zugelassen, erläuterte der Kastellan. Von den aktuellen Bauarbeiten im sogenannten Gartensaal des Schlosses konnten sich die Besucher am Wochenende überzeugen. Während die stuckverzierte Decke schon in neuem alten Glanz erstrahlt, harren die Wandverzierungen noch ihrer Wiederherstellung. Sprenger freute sich indes über das rege Interesse der Besucher. Nachdem am Samstag bereits ein steter Besucherstrom zu verzeichnen war, sei es am Sonntag im Schloss richtig voll gewesen.

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