zum Hauptinhalt
Unter Akademikern. Zum Neujahrsempfang begrüßte Uni-Chef Oliver Günther (2.v.r.) am Mittwoch unter anderem auch SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (r.) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), den ehemaligen Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein (FDP) sowie die derzeitige Ministerin Sabine Kunst (v.l.n.r.) .

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Eine Brandmauer einziehen

Uni-Präsident Oliver Günther nutzte den Neujahrsempfang für Forderungen an die Landespolitik

Babelsberg – Uni-Präsident Oliver Günther konnte zum diesjährigen Neujahrsempfang der Universität Potsdam am Mittwoch gerade da anknüpfen, wo er in seiner Brandrede vor einem Jahr aufgehört hatte. Denn Brandenburgs Hochschulfinanzierung ist nach wie vor bundesweit auf den letzten Rängen zu finden, auch wenn es einen kleinen Aufstieg gab, wie Wissenschaftsministern Sabine Kunst stolz anmerkte. Ein Aufwuchs, an dem Uni-Präsident Günther nicht ganz unbeteiligt ist, war er es doch, der in seinem ersten Amtsjahr mit steter Mahnung auf die Unterfinanzierung der Hochschulen hinwies.

Aktuelle Zahlen geben ein Bild von der Entwicklung Brandenburgs größter Hochschule: Knapp 21 000 Studierende hat sie mittlerweile, darunter 5340 Studienanfänger. Bei einem Jahresetat von 101 Millionen Euro landet man bundesweit in der Schlussgruppe, was die Mittel pro Student betrifft. „Damit kann man auf Dauer eine Forschungsuniversität unserer Größe nicht finanzieren“, sagte Günther im bis auf den letzten Platz besetzten großen Hörsaal am Campus Griebnitzsee.

Dass nun ein Hochschulentwicklungsplan mit so hehren Zielen wie Verbesserung der Lehrqualität und Betreuungsrelation, Forschungsleuchttürmen und Transfer in die Wirtschaft vom Land festgeschrieben werden soll, findet Uni-Chef Günther zwar schön. „Doch all diese Dinge kosten Geld.“ Und davon sei in dem noch unveröffentlichten Plan keine Rede. „Stattdessen sollen all diese schönen Dinge auf Basis des aktuellen Haushaltes erbracht werden, per Hochschulvertrag auf fünf Jahre festgeschrieben.“ Günther stellte ganz eindeutig klar: „Wir wollen Hochschulverträge, eine Festschreibung der aktuellen Misere über Verträge, die das aktuelle unterkritische Finanzierungsniveau auf lange Sicht zementieren, anstatt eine Brandmauer nach unten einzuziehen, wäre aber ganz und gar nicht gut für das Land.“ Gut für das Land hingegen seien die Universitäten, denn sie würden Kultur, Innovation, Nachwuchs, Chancengleichheit sowie Wirtschaft und Wohlstand bringen. „Das alles ist nicht billig, aber preiswert zu haben“, sagte Günther, der die Hochschulen als regionale Wirtschaftsmotoren sieht. Gerade in Bezug auf Demografie und wirtschaftliche Innovationsfähigkeit seien Universitäten der effizienteste Weg aus der Krise.

Neujahrsempfang bedeutet immer auch Rückblick. Und 2012 war ein Jahr, das für die Potsdamer Universität vielleicht so bedeutend war wie kaum ein anderes. Denn nach dem Bericht der Hochschulstrukturkommission galt es erst einmal, Schadensbegrenzung zu betreiben. Zwar hatte die Evaluation durch die Landeskommission die Stärken der Potsdamer Uni ganz klar herausgestellt. Doch der empfohlenen Verlagerung der Juristischen Fakultät nach Frankfurt/Oder musste sich die Alma Mater entgegenstellen, allein schon um ihre akademische Vollständigkeit zu wahren. Was gelang, die Fakultät wurde nicht nur gerettet, sondern auch für die Zukunft neu aufgestellt. Gleiches gilt für die Informatik, die nun unter neuen Spezialisierungen ein zukunftsfähiges Studienangebot schaffen soll. Und nicht zuletzt wurden an der Hochschule die Weichen für die endgültige Verankerung der Jüdischen Theologie gestellt und die Reform der Lehrerbildung gestartet. Als großen Erfolg verbucht man an der Potsdamer Universität zudem, dass man als eine der ersten deutschen Hochschulen die Systemakkreditierung erhalten hat.

2013 nun will die Uni die bundesweit einmalige institutionelle Verankerung der jüdischen Theologie schaffen, auch die Reform der Lehrerbildung, die Inklusionspädagogik und die Evaluation der Forschungsprofilbereiche stehen an. Nächstes Ziel wird aber erst einmal sein, die Bedingungen für den Hochschulvertrag mit dem Land auszuhandeln. Jan Kixmüller

Zur Startseite