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Landeshauptstadt: Ein Zug nach irgendwo

An Potsdamer Bahnhöfen fehlen Anzeigetafeln. Fahrgastverbände kritisieren Informationsmängel

Wohin fährt der nächste Zug? Ist er schon abgefahren oder hat er Verspätung? Antworten auf diese Fragen finden Bahnkunden noch nicht auf allen Potsdamer Bahnhöfen. Die blauen elektronischen Infotafeln wie am Hauptbahnhof – die Bahn nennt sie Fahrgastinformationsanlagen – gibt es beispielsweise nicht am Bahnhof Griebnitzsee.

Das kritisieren Fahrgastverbände: Mangelhaft sei das Informationsangebot an den Bahnhöfen Griebnitzsee, Park Sanssouci, Pirschheide und Rehbrücke, so Benjamin Karl vom Deutschen Bahnkundenverband. Bei der Ausstattung gebe es Verbesserungsbedarf. So gibt es in Griebnitzsee, Pirschheide und Rehbrücke keine Anzeigetafeln, sondern kleine einzeilige Anzeigen mit gelben Leuchtbuchstaben, die verraten, wohin der Zug fahren soll – im Bahnjargon heißen sie dynamische Schriftanzeiger. Im Bahnhof Park Sanssouci gibt es mittlerweile zwar die modernen elektronischen Anzeigetafeln – allerdings nur an den Gleisen 2 und 4. Am Gleis 1, an dem der Regionalexpress nach Brandenburg abfährt, fehlen sie.

Kleinere Bahnhöfe brauchen nicht immer die modernste Ausstattung, räumt Karl ein. „Es sollte eine Zwischenlösung geben“, sagte er den PNN. Für ihn wären die sogenannten Fallblattanzeiger, die vor der Modernisierung in vielen Bahnhöfen dort hingen, wo es nun die LCD-Anzeigen gibt, eine gute Variante. Aber ihm geht es nicht nur um die Technik. „Die Möglichkeiten müssen auch genutzt werden“, so Karl. Die modernste Anzeige bringe nichts, wenn sie nicht mit aktuellen Informationen gefüllt werde. Ziel sollte sein, im Voraus über Verspätungen und Ausfälle zu informieren. „Hier muss die Bahn noch nachbessern“, so Karl.

Auch Matthias Oomen vom Bahnkundenverband Pro Bahn sieht Handlungsbedarf. Potsdam sei zwar vergleichsweise gut bedient, allerdings sollte es auf den stark nachgefragten Pendlerstrecken von und nach Berlin nicht nur Mindeststandards geben. Ideal sei eine optische Anzeige und ergänzende Lautsprecherdurchsagen.

In die Kritik geraten war die Bahn bereits zu Jahresanfang wegen ihrer Informationspolitik: Kurzfristig war der Halt der Regionalbahnlinien 21 und 22 in Griebnitzsee am Vormittag gestrichen worden. Die Änderung war nicht einmal im Internet nachvollziehbar. Dutzende Potsdamer warteten dann an einem Januarmorgen auf Züge, die einfach nicht anhielten. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) forderte daraufhin bessere Informationen und eine Rücknahme der Fahrplanänderung.

Wegen mangelnder Information von Fahrgästen hatte die Deutsche Bahn jüngst auch eine Niederlage vor Gericht einstecken müssen. Das Verwaltungsgericht Köln wies eine Klage der Bahn gegen einen Entscheid des Eisenbahnbundesamtes ab. Das hatte die Bahn verpflichtet, deutschlandweit insgesamt 1900 kleine Bahnhöfe umzurüsten und folgte damit einer EU-Richtlinie. Binnen anderthalb Jahren sollen die Bahnhöfe umgerüstet sein und Fahrgäste aktiv über Verspätungen und Ausfälle informiert werden. Die Bahn rechnet mit Kosten von mehreren Millionen Euro und hat inzwischen gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Potsdam ist von dem Urteil nicht direkt betroffen. Es bezog sich auf Bahnhöfe mit weniger als 300 Fahrgästen pro Tag – alle Potsdamer Bahnhöfe haben mehr. Deutschlandweit würden alle Bahnhöfe mit mehr als 300 Fahrgästen ohnehin umgerüstet, soweit das noch nicht geschehen sei, so ein Bahnsprecher. Wann Potsdamer Bahnhöfe nachgerüstet werden, ist noch ungeklärt.Marco Zschieck

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