Ein Jahr Corona: Potsdam im Krisenmodus
Zwei Lockdowns, tausende Infizierte, Abstand als neue Realität: Das Coronavirus hat Potsdam seit zwölf Monaten im Griff. Chronik eines prägenden Jahres.
Potsdam - Vor 365 Tagen lautete die Schlagzeile auf der PNN-Titelseite „Coronavirus erreicht Potsdam“. Ein Jahr später haben sich insgesamt 5296 Potsdamer nachweislich mit dem Virus infiziert. 227 sind gestorben. Chronik des Corona-Jahres in der Landeshauptstadt.
29. Januar 2020: Der erste Verdachtsfall
Während in Bayern Deutschlands erster Corona-Patient behandelt wird, tritt in Potsdam der erste Verdachtsfall auf. Eine Gastschülerin aus China zeigt Symptome, sie wird im Bergmann-Klinikum isoliert, getestet und behandelt. Am Tag danach die Entwarnung: Der Test ist negativ. Doch das Virus rückt erstmals ins lokale Bewusstsein vor. Thomas Weinke, damals Ärztlicher Direktor am Bergmann-Klinikum, sagt im PNN-Interview: „Es besteht kein akuter Handlungsbedarf.“ Die Gefahr, an der Grippe zu erkranken, sei wesentlich höher als am Coronavirus, so Weinkes Einschätzung.
26. Februar: Potsdam sieht sich gut gerüstet
Das Virus bahnt sich langsam seinen Weg durch Europa. Potsdam gibt sich entspannt: Man sehe sich gut auf den Ernstfall vorbereitet, heißt es von den Behörden. Rechnen Sie mit einem Coronavirus-Ausbruch auch in Potsdam? Auf diese Frage antwortet Amtsärztin Kristina Böhm den PNN: „Aktuell rechnen wir nicht damit.“ Dass Kitas und Schulen schließen müssen, hält sie für „aus aktueller Sicht eher unwahrscheinlich“. Zu freiwilligen Tests sagt sie: „Bürgerinnen und Bürger, die keine Symptome zeigen, zu freiwilligen Abstrichen aufzufordern, macht in meinen Augen keinen Sinn.“
2. März: Ebbe im Büchsenregal
Dosensuppe, Nudeln, Klopapier: Die Potsdamer hamstern – aus Angst vor einer möglichen Corona-Quarantäne. „Die Leute haben eingekauft, als ob es kein Morgen gäbe“, beschrieb eine Mitarbeiterin des Aldi-Markts an der Berliner Straße das Geschehen.
4. März: Corona-Verdacht auf Klassenfahrt
70 Schüler mehrerer Potsdamer Schulen sind zum Skifahren in Südtirol – elf von ihnen, sowie ein Lehrer, werden krank. Während die Region in Norditalien kurz davor steht, zum Corona-Risikogebiet erklärt zu werden, liegen die Jugendlichen mit Fieber im Bett. Zunächst rät der Krisenstab der Stadt lediglich, wer möchte, könne nach der Rückkehr einen Arzt aufsuchen. Ein Corona-Test sei nicht geplant. Dieses Vorgehen revidiert die Stadt. Alle 70 Schüler und ihre Betreuer werden mit dem Bus direkt zum Bergmann-Klinikum gebracht, getestet und müssen in Quarantäne. Einen Tag später kommen die Ergebnisse: alle negativ.
9. März: Erste Auswirkungen
Das Virus beginnt, das Leben in Potsdam zu beeinflussen. Veranstaltungen werden abgesagt, Bahnen häufiger geputzt, in den Schulen gibt es zu wenig Seifenspender. Hausärzte klagen über mangelnde Schutzausrüstung.
12. März: Erste Schulschließung
Die PNN titeln: „Coronavirus erreicht Potsdam“. Auf der Intensivstation des Bergmann-Klinikums wird ein zweijähriges Kind mit einer Covid-Infektion behandelt. Fünf Ärzte und 20 Pflegekräfte arbeiten trotz ungeschütztem Kontakt mit dem Kind weiter. Auch die erste Schule schließt: Nach der Infektion einer Mutter wird die Marienschule dichtgemacht.
13. März: Verkündung des ersten Lockdowns
Brandenburg verkündet, dass ab dem 18. März alle Kitas und Schulen schließen. Kultur- und Freizeiteinrichtungen schließen bereits am 13. März.
14. März: Potsdams erster Coronafall
Das Coronavirus hat Potsdam schon in Teilen lahm gelegt – ohne dass es einen bestätigten Fall in der Stadt gab. Am 14. März ist es soweit, das Testergebnis eines 64-jährigen Potsdamers fällt positiv aus.
15. März: Macht alles zu?
Amtsärztin Kristina Böhm rechnet mit einem starken Anstieg der Covid-Erkrankten. Nachdem im benachbarten Berlin Clubs und Kneipen geschlossen wurden, bringt Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) für Potsdam eine ähnliche Regel ins Spiel. Er befürchtet Partytourismus.
18. März: Potsdam wird zur Geisterstadt
„Deutschland macht dicht“, titeln die PNN am 17. März – auch Potsdam geht ab dem 18. März in den Lockdown. Kitas und Schulen machen zu, Kinos, Clubs, Kneipen, Spielplätze und Sportanlagen schließen, auch der Einzelhandel. Treffen sind nur noch mit einer Person eines anderen Haushalts erlaubt. Die Kliniken verhängen Besuchsverbote, das Bergmann-Klinikum beginnt mit dem Aufbau einer Covid-Station. Am 19. März sperrt die Stadt die Freundschaftsinsel und den Volkspark. Potsdam wird zu Geisterstadt: Die Straßen sind wie leergefegt, fast alle bleiben zu Hause.
20. März: Ohne Vater in den Kreißsaal
Für die Geburtsstationen der Potsdamer Krankenhäuser wird ein Betretungsverbot für Angehörige von Schwangeren ausgesprochen. Väter dürfen nicht mehr bei der Geburt dabei sein.
26. März: Erster Corona-Todesfall
Ein 80-jähriger Mann ist der erste Potsdamer, der am Coronavirus stirbt. Zugleich steigt die Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern auf mittlerweile 19. Stadt und Klinikum rufen zum Maskennähen auf. Die Resonanz ist enorm: Hunderte Firmen und Einzelpersonen melden sich, um zu helfen. Viele Restaurants bieten Liefer- oder Abholdienste an.
1. April: Aufnahmestopp im Klinikum
Wegen des Corona-Ausbruchs im Bergmann-Klinikum stoppt die Stadt die Aufnahme neuer Patienten. Im Klinikum werden 61 Patienten mit einer Covid-Infektion behandelt, elf von ihnen auf der Intensivstation. Sieben infizierte Personen sind gestorben. Auch alle Mitarbeiter werden getestet, am 2. April werden 63 Infektionen in der Mitarbeiterschaft gemeldet.
2. April: Steigende Zahlen
Die Zahl der Infektionen in Potsdam hat sich innerhalb einer Woche verdreifacht. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 110 Fällen pro 100000 Einwohner – über dem Bundesschnitt von 88 und fast drei Mal so hoch wie der Landesschnitt von 40.
6. April: Potsdam wird Corona-Hotspot
Die Landeshauptstadt steht auch überregional im Fokus: Potsdam hat die höchste Sterberate Ostdeutschlands. Bereits 22 Potsdamer sind nachweislich an oder mit einer Covid-Infektion gestorben.
19. April: 60 Corona-Tote in Potsdam
Die Stadt zählt 60 Corona-Tote. Allein im Bergmann-Klinikum sind 37 mit dem Coronavirus infizierte Personen gestorben. Die Geschäftsführung des Klinikums räumt erstmals Versäumnisse ein.
20. April: Abi mit Abstand
In Brandenburg und Potsdam beginnen die Abiturprüfungen – in Präsenz, aber unter verschärften Hygienebestimmungen. Viele schreiben in Sporthallen oder in der Aula ihre Prüfungen.
22. April: Vorsichtige Lockerung
Erste Lockerungen: Museen, Läden bis 800 Quadratmeter und Zoos öffnen wieder. Noch gilt keine Maskenpflicht in den Transportmitteln in Brandenburg. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hatte im ZDF-Morgenmagazin gesagt: „Ich habe so ein bisschen Sorge, dass vielleicht so eine Maske dann auch so als Allheilmittel angesehen wird.“ Potsdam hat die Einführung einer Maskenpflicht in Geschäften und Verkehrsmitteln ab 27. April angekündigt.
24. April: Klinik-Chefs beurlaubt
Die PNN titeln: „Zeitenwende am Potsdamer Bergmann-Klinikum“. Oberbürgermeister Schubert beurlaubt die beiden Geschäftsführer Steffen Grebner und Dorothea Fischer. Damit zieht er die Konsequenzen des schweren Corona-Ausbruchs. Interimschefs werden Hans-Ulrich Schmidt und Tim Steckel.
15. Mai: Brandenburg macht sich locker
Eine Reihe von Einschränkungen fallen, ab 15. Mai dürfen Restaurants und Cafés öffnen. Auch Campen ist wieder erlaubt. Seit Ende April ist auch der Volkspark wieder offen, das Museum Barberini ging am 6. Mai wieder an den Start. Es dürfen sich wieder zwei Haushalte treffen, Besuche im Pflegeheim sind möglich.
25. Mai: Kitas im eingeschränkten Regelbetrieb
Auf diesen Tag haben Eltern gewartet: Potsdams Kitas starten in den eingeschränkten Regelbetrieb. Auch Schüler der Klassen 1 bis 4 sowie 7 und 8 gehen wieder in den Präsenzunterricht – allerdings nur tageweise. Ebenfalls wieder öffnen dürfen Hotels.
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30. Mai: Entspannung in Potsdam
Amtsärztin Kristina Böhm sagt im PNN-Interview zur Corona-Lage in der Stadt: „Wir registrieren eine Entspannung.“ Sie blickt optimistisch in die Zukunft: „Das Corona-Geschehen ist in Potsdam vorerst durch“, so Böhm.
3. Juni: Geisterspiel im Stadion
Das Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion erlebt 44 Jahre nach seiner Öffnung sein erstes Geisterspiel, die Fußballerinnen von Turbine Potsdam verpassen den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals. Unterdessen werden auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie deutlicher: Im Mai stieg die Zahl der arbeitslosen Potsdamer um 429 Personen auf 6110.
15. Juni: Kitas öffnen für alle
Die Kitas wechseln in den Normalbetrieb. Schulkinder gehen weiterhin nur tageweise in den Unterricht. Dafür erwacht die Kulturszene: Es finden die ersten Open-Air-Konzerte statt. Gegen Verantwortliche des Bergmann-Klinikums ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.
25. Juli: Krankenhäuser Richtung Regelbetrieb
Die PNN titeln „Bergmann-Klinikum kehrt in den Regelbetrieb zurück“. Im August soll die Trennung in einen schwarzen Covid- , einen grauen Verdachts- und einen weißen coronafreien Bereich abgeschlossen sein. Auch das St. Josefs kehrt zum Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zurück.
28. Juli: Erster Coronafall in einer Kita
Ein Kind in der Kita Kinderland wird positiv getestet. 105 Kinder und fünf Erzieher werden daraufhin getestet und müssen in Quarantäne. Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD) geht davon aus, dass die Infektionszahlen in den kommenden Wochen steigen.
1. August: Bußgelder für Gastronomen
„Ab jetzt wird es teuer. Ordnungsamt greift in der Gastronomie durch“, schreiben die PNN Anfang August. Schon 60 Anzeigen wurden wegen Missachtung der Corona-Regeln aufgenommen, die Lokalbetreiber müssen mindestens 250 Euro Strafe zahlen. Dezernentin Brigitte Meier (SPD) sagt, die Stadt habe „bisher mit Schrot geschossen, nun wird das Gewehr zielgenau eingesetzt“. Diese Äußerung führt bei Gastronomen zu Empörung.
10. August: Schulstart nach den Sommerferien
Mehr als 24 000 Potsdamer Schüler kehren nach den Ferien zurück in die Schule. Die Maske ist zunächst freiwillig, dann wird sie in Fluren und Mensen Pflicht. Am Hort der Eisenhart-Grundschule werden gleich am ersten Tag 68 Kinder in Quarantäne geschickt, nachdem ein Horterzieher positiv getestet wurde.
17. August: Risiko Reiserückkehrer
„Die Reiserückkehrer bringen Covid zu uns ins Land“, sagt Amtsärztin Kristina Böhm im PNN-Interview. Doch sie sieht Potsdam gerüstet. „Wir haben gelernt.“ Deshalb auch ihre Einschätzung: „Ich rechne nicht damit, dass es zu einem zweiten Lockdown kommt.“
5. September: Coronakonforme Einheitsexpo
Einen Monat lang wird die Potsdamer Innenstadt mit den Cubes der Bundesländer und Institutionen zur Freiluftausstellung anlässlich des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit. Was als Experiment begann, wurde von Potsdamern wie Gästen sehr gut angenommen – zehntausende kommen bis zum 3. Oktober. Zum Festwochenende gilt erstmals auch draußen in einigen Straßen Maskenpflicht.
25. September: Klimaaktivisten zurück auf der Straße
Fridays for Future Potsdam ist wieder da: Die erste große Demonstration für Klimaschutz seit Beginn der Pandemie findet statt. 1000 Demonstranten sind dabei.
8. Oktober: Wieder mehr Neuinfektionen
Viele Tage lang hieß es, die Corona-Lage ist stabil. Nun steigen die Zahlen langsam wieder. Die Stadt meldet acht Neuinfektionen an einem Tag. Am 10. Oktober liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 12,8.
19. Oktober: Potsdam wird Hotspot
Die PNN titeln: „Zweite Corona-Welle in Brandenburg“. Potsdam überschreitet die Inzidenz-Marke von 35 und wird damit zum Corona-Hotspot. Damit tritt die verschärfte Maskenpflicht in Kraft. Auch gelten strengere Personengrenzen für private Feiern, maximal 15 Personen dürfen innen oder 25 draußen feiern. Stadt und Klinikum sehen sich für die zweite Welle gerüstet. Ein nächtliches Alkoholverbot wird eingeführt. Nur neun Tage später wird Potsdam Risikogebiet.
2. November: Potsdam im „Lockdown light“
Restaurants, Museen, Schwimmbäder: Alles bleibt geschlossen. Wichtige Teile des Lebens in Potsdam werden im bundesweiten „Lockdown Light“ heruntergefahren. In den Hotels dürfen keine Touristen mehr übernachten. Friseurgeschäfte, Schulen und Kitas bleiben vorerst offen.
4. November: Inzidenz von 100 übersprungen
Die Zahl der Infizierten hat sich innerhalb von drei Tagen verdreifacht. Hintergrund ist auch ein Ausbruch mit 38 Infizierten am Vitanas Seniorenzentrum am Volkspark. Oberbürgermeister Mike Schubert mahnt: „Wenn wir so weitermachen, ist das der sichere Weg in den Lockdown.“ Das Gesundheitsamt bekommt Hilfe von 35 Bundeswehrsoldaten und 50 Verwaltungsmitarbeitern aus anderen Bereichen. Der Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ wird abgesagt.
12. November: Pläne für Impfzentrum in Metropolishalle
Drei Tage, nachdem Biontech die guten Ergebnisse für den vor ihr entwickelten Impfstoff veröffentlicht hat, vermelden die PNN, dass in der Metropolishalle in Babelsberg ein Impfzentrum geplant ist.
14. November: Illegale „Matrix“-Party im Filmstudio?
Das Gesundheitsamt untersucht nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung eine womöglich illegale Party mit Hauptdarsteller Keanu Reeves am Filmset von „Matrix 4“im Studio Babelsberg. Studio-Chef Christoph Fisser weist Vorwürfe zurück.
1. Dezember: Maskenpflicht und Glühweinverbot
In Potsdam wird die Maskenpflicht auf weite Teile der Innenstadt sowie das Babelsberger Zentrum ausgeweitet. In drei Seniorenheimen gibt es Ausbrüche. An 23 der insgesamt 78 Schulen gab es bereits Corona-Fälle. Wegen der immer noch steigenden Zahlen prüft das Rathaus eine Woche später ein Verbot des Außer-Haus-Verkaufes von Glühwein. Am 13. Dezember später tritt ein Alkoholverbot in der Innenstadt in Kraft.
10. Dezember: Potsdam ordnet Hybridunterricht an
Während das Land angesichts der sich weiter verschärfenden Lage über neue Corona-Maßnahmen wie harte Ausgangsbeschränkungen berät, prescht Potsdam vor und plant, den Präsenzunterricht für die Oberstufe ab 14. Dezember auszusetzen und bis zu den Weihnachtsferien Hybridunterricht anzuordnen. Auch der Sportunterricht soll ausgesetzt werden.
12. Dezember: Bergmann vor „kritischen Wochen“
Das kommunale Klinikum erhöht wegen der steigenden Zahl von Corona-Patienten die Zahl der Covid-Normalbetten von 35 auf 41. „Das Infektionsgeschehen zeigt, dass die Situation sehr ernst ist“, sagt der neue Ärztliche Direktor Christian Kieser im PNN-Interview.
16. Dezember: Potsdam im verschärften Lockdown
Der bundesweite verschärfte Lockdown beginnt. In Brandenburg gibt es erstmals eine nächtliche Ausgangssperre, auch tagsüber gelten Ausgangsbeschränkungen. Geschäfte bleiben – bis auf die Grundversorgung und den Buchhandel – geschlossen. Kitas lässt das Land vorerst auf.
18. Dezember: „Großschadensereignis“ ausgerufen
Potsdam überschreitet erstmals die 200er-Marke und erreicht eine Inzidenz von 206,3. Oberbürgermeister Mike Schubert ruft ein sogenanntes „Großschadensereignis“ aus, die letzte Stufe vor dem Katastrophenfall. Die Stadt erwägt, die Kitas entgegen der Landeslinie ab 4. Januar zu schließen. Schon zwei Tage vorher hatte Schubert ein Böllerverbot für Silvester angekündigt. Das Bergmann erweitert seine Covid-Kapazitäten auf 56 Betten plus 20 Intensivbetten. In Potsdams Kliniken werden 83 Covid-Patienten behandelt, 17 auf der Intensivstation.
21. Dezember: Mehr als 1000 Kinder in Quarantäne
Dass Schulen und Kitas weiter geöffnet sind, bleibt nicht folgenlos. Unter den 1328 Potsdamern, die kurz vor Weihnachten in Corona-Quarantäne sind, befinden sich 1049 Kita- und Schulkinder.
22. Dezember: Schubert kritisiert Landeskurs
Oberbürgermeister Mike Schubert kritisiert im PNN-Interview den Landeskurs in der Coronakrise. Man dürfe nicht nur „gucken, wann wir die nächsthöhere Stufe erreichen – und reagieren“, sagt er. Die Diskussion müsse umgekehrt sein: „Wir sollten rechtzeitig handeln, um die Zahlen deutlich zu reduzieren.“ Die Einschränkungen reichten nicht aus.
24. Dezember: Rekordinzidenz an Heiligabend
An Heiligabend steigt die Inzidenz in Potsdam auf den bisherigen Rekordwert von 316,6 – und damit auch erstmals über 300. Gottesdienste fallen bis auf wenige Ausnahmen aus.
29. Dezember: Impfstart am Bergmann-Klinikum
Zwei Tage nach der ersten Impfung in Brandenburg gibt es auch in Potsdam den ersten rettenden Piks: Das Bergmann-Klinikum beginnt mit der Impfung, 100 Mitarbeitende der Covid-Stationen werden am ersten Tag geimpft. Die 44-jährige Pflegechefin der Covid-Normalstation Bettina Schade ist die Erste.
31. Dezember: Stille Silvesternacht
Die Potsdamerinnen und Potsdamer halten sich größtenteils an das Böllerverbot und Kontaktbeschränkungen, es ist ein stilles Silvester. 48 Einsätze von Feuerwehr und Ordnungsamt werden gezählt – etwa halb so viele wie in den Vorjahren.
4. Januar 2021: Kitas bleiben zu, Impf-Hotline startet
Die Schulen in Potsdam bleiben – bis auf Ausnahmen – geschlossen. Auch die Kitas bieten nur eine Notbetreuung an, Potsdam verfährt in diesem Punkt strikter als das Land Brandenburg. Außerdem beginnt die Terminvergabe für Impftermine – und die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg ist heillos überlastet. Impfberechtigte Senioren hängen zum Teil stundenlang in der Warteschleife. In Potsdams Kliniken werden 123 Covid-Patienten versorgt, 26 davon auf der Intensivstation – bislang der Höchststand in der Pandemie.
5. Januar: Impfstart in der Metropolishalle
Die Ministerpräsidentenkonferenz verständigt sich auf eine Verlängerung des Lockdowns bis vorerst 31. Januar. In Babelsberg geht das Impfzentrum in der Metropolishalle an den Start: 70 Termine sind für den ersten Tag vereinbart.
9. Januar: 15-Kilometer-Radius tritt in Kraft
In Brandenburg tritt der 15-Kilometer-Bewegungsradius für Hotspot-Regionen mit einer Inzidenz über 200 in Kraft. Dazu zählt auch Potsdam mit 243,9.
15. Januar: Hausärzte wollen mitimpfen
Um das schleppende Impftempo zu beschleunigen, wollen Hausärztinnen und Hausärzte in und um Potsdam in ihren Praxen mitimpfen. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg lehnt das ab. Der Vorschlag sei „zwar spaßig, aber wenig durchdacht“, sagt Chef Peter Noack.
17. Januar: Babelsberger Café Kellermann in Not
Das Babelsberger Café Kellermann ist in akuter Finanznot: Betreiber Uwe Kellermann schildert in einem Youtube-Video, wie er durch die Raster der Corona-Hilfsprogramme fiel. Seinem Spendenaufruf folgen Hunderte. Innerhalb von nur sechs Tagen kommen mehr als 25.000 Euro zusammen. Das Café ist gerettet.
18. Januar: Bergmann startet Mutanten-Tests
Das städtische Bergmann-Klinikum beginnt mit der Suche nach bekannten Virusmutanten. 40 positiv getestete Proben werden zur Virussequenzierung in ein externes Labor geschickt. Eine eigene Sequenzierung soll aufgebaut werden. Das Erkennen von Mutationen werde in den kommenden Wochen „von großer Bedeutung bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie sein“, erklärt die Stadt.
1. Februar: Kitas öffnen – mit Testprogramm
Zum Start der Winterferien öffnen die Kitas in Potsdam wieder – mit einem Schnelltest-Programm für die rund 2500 Erzieherinnen und Erzieher. Sie sollen sich zweimal wöchentlich per Spucktest selbst testen. In Pflegeheimen müssen Besucher nun FFP2-Masken tragen und einen negativen Test vorlegen. Die Einrichtungen sind in der zweiten Welle besonders hart betroffen: Unter den seit Anfang November in Potsdam an Covid gestorbenen 144 Menschen waren 100 Pflegeheimbewohner.
7. Februar: Lockdown zeigt endlich Wirkung
Seit 1. Februar ist die Inzidenz in Potsdam wieder unter 100, innerhalb einer Woche halbiert sie sich weiter. Oberbürgermeister Schubert warnt vor voreiligen Schlüssen: „Wir sollten auch in Potsdam den Tag nicht vor dem Abend loben. Wir müssen den harten Weg jetzt zu Ende gehen, damit wir nicht erneut von vorne anfangen.“
8. Februar: Katarina Witt kritisiert Corona-Politik
Die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt, die in der Schiffbauergasse ein Sportstudio betreibt, schreibt sich auf Facebook ihren Frust über die Corona-Politik von der Seele. Der Post wird zehntausendfach geteilt. Oberbürgermeister Schubert ruft sie eine Woche später an und tauscht sich über Öffnungsperspektiven für Sportstudios mit Schnelltests aus.
10. Februar: Erstmals britische Virusmutation
Erstmals wird bei zwei Potsdamern der britische Virustyp B.1.1.7 nachgewiesen – am Monatsende werden es bereits 21 Fälle sein. Die Stadt ordnet noch im Februar die Untersuchung aller positiv getesteten Proben auf Mutationen an.
11. Februar: Erheblich mehr häusliche Gewalt
Rund um den ersten Lockdown zwischen Anfang März und Ende Juli 2020 sind der Polizei in Potsdam 1840 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet worden – 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl veröffentlicht das Autonome Frauenzentrum.
17. Februar: Gedenkort für Corona-Tote
Der neue Gedenkort für die Potsdamer Corona-Verstorbenen vor der St. Peter und Paul-Kirche am Bassinplatz wird eingeweiht. Es handelt sich um eine Initiative von Potsdamer Bürgern, die seit Ende Dezember am Alten Markt an die Opfer der Pandemie erinnerten.
22. Februar: Grundschulen öffnen im Wechselmodell
Die Grundschulen öffnen im „eingeschränkten Wechselmodell“. Um die Gruppen klein zu halten, lernen Schülerinnen und Schüler teils von zuhause, teils in Präsenz. In Potsdam stagniert der Rückgang der Corona-Zahlen vorerst.
24. Februar: Schnelltests für alle gegen die Dritte Welle
Oberbürgermeister Schubert kündigt ein kommunal finanziertes Schnelltestmodell an: Alle Potsdamerinnen und Potsdamer können sich ab 1. März zweimal die Woche kostenlos testen lassen. Potsdam springt damit in die Lücke, die nach der nicht umgesetzten Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) entstanden ist.
25. Februar: Infektiologe: Dritte Welle steht bevor
Tillmann Schumacher, Oberarzt für Infektiologie am Bergmann-Klinikum, geht davon aus, dass die Dritte Welle bevorsteht. In den PNN sagt er: „Ich gehe davon aus, dass wir gerade in eine dritte Welle hineinlaufen, die uns zehn bis zwölf Wochen beschäftigen wird.“
1. März: Gelockert und getestet
Erste Lockerungen treten in Kraft: Frisöre und Gartenmärkte dürfen wieder öffnen. Das Schnelltestprogramm startet.
8. März: Macht euch locker
Einzelhandel, Baumärkte, Museen, Bibliotheken und Kosmetikstudios: Eine ganze Reihe von seit Monaten geschlossenen Einrichtungen dürfen wieder öffnen. 5200 Potsdamer haben bislang Schnelltests gemacht, fünf symptomfreie Infektionen wurden dabei entdeckt.
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