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Rustikal. Eine Baugemeinschaft im Bornstedter Feld setzt auf Holz.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Ein Herz für Holz

Im Bornstedter Feld ist ein Gebäude aus recycelbaren Materialien entstanden

Von Birte Förster

Bornstedter Feld - Skandinavisch mutet das Haus an, das sich als Exot unter zahlreichen Neubauten in der Hermann- Kasack-Straße befindet. Am Freitag feierten Architekten und künftige Bewohner Richtfest. Wände und Pfeiler des Gebäudes bestehen komplett aus Holz und sollen nicht verkleidet werden. „Weil wir das sehr schön finden“, erklärt Architektin Susanne Scharabi.

Im Herbst werden insgesamt neun Familien mit Kindern und Rentner in das Haus einziehen. Die künftigen Bewohner haben sich zu einer Baugemeinschaft zusammengeschlossen, die vom Architekturbüro Scharabi ins Leben gerufen wurde. Als Bauherren haben sie alle Einfluss auf die Gestaltung und Umsetzung des besonderen Bauprojekts, das sich von den zahlreichen Betonbauten in der Straße unterscheidet. Bereits mehrere Baugemeinschaften haben sich in den vergangenen Jahren gebildet, um an der Grenze zum Potsdamer Volkspark gemeinsame Sache zu machen.

Den künftigen Bewohnern des derzeit entstehenden Holzhauses kam es vor allem auf eines an: eine nachhaltige Bauweise. „Alle sind begeistert von Holz“, sagt Scharabi. Auch alle anderen Materialien, die im Haus verbaut sind, sind komplett recycelbar. So sind beispielsweise die einzelnen Elemente – statt wie sonst üblich mit Leim – mit Holzdübeln verbunden. Die Verwendung von Holz erweist sich noch in anderer Weise als sinnvoll: „Holz ist ein großer CO2-Speicher“, erklärt Scharabi. Wichtig sei es allerdings, zusätzlich darauf zu achten, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stamme.

Auch die Wände wurden im Inneren mit einer Holzfaserdämmung ausgestattet. Die Dämmeigenschaften von Holz seien besser als bei den üblichen Materialien. „Wir haben einen hohen Energiestandard“, so die Architektin. Beheizt wird das Gebäude in Zukunft über Fernwärme.

Aber nicht alle Bauelemente des dreistöckigen Gebäudes sind aus Holz. Der Keller und das Treppenhaus wurden aus klassischem Beton gebaut. Das sei in Potsdam vorgeschrieben, erklärt die Architektin. Bereits bei den Bauarbeiten machte sich der Unterschied der beiden Materialien deutlich bemerkbar. Im Juli haben laut Scharabi die Bauarbeiten begonnen. Der Bau von Keller und Treppenhaus habe recht lange gedauert, die Holzelemente hingegen waren in nur drei Wochen angebaut. „Sie kommen komplett vorgefertigt und wir müssen nur noch montieren“, erklärt Scharabi. Die Holzteile werden zuvor in einer Halle im Trockenen angefertigt. Somit muss auf der Baustelle nicht darauf gewartet werden, dass Elemente noch trocknen. Somit gebe es keine Probleme mit Baufeuchte.

Besondere Brandschutzmaßnahmen gibt es laut Scharabi trotz der Verwendung von Holz nicht. „Es gibt keine zusätzlichen technischen Anforderungen.“ Alles sei auf 30 Minuten Abbrand gemessen, erklärt sie. Das bedeutet, dass beim Bau gewährleistet werden muss, dass das Gebäude im Falle eines Brandes auch während dieser Zeit immer noch die volle Tragfähigkeit hat und nicht einstürzen kann.

Trotz der langfristigen Vorteile gebe es noch Vorbehalte gegenüber der Holzbauweise – wie die begrenzte Haltbarkeit. „Aber das stimmt nicht“, ist Scharabi überzeugt. Man müsse so bauen, dass keine Feuchtigkeitsschäden entstehen oder diese schneller erkannt werden, erklärt sie. Zudem seien die Kosten für den Bau eines Gebäudes in massiver Holzbauweise in der Regel etwa fünf Prozent höher als bei einem klassischen Betonbau. „Die Vorteile liegen woanders“, sagt sie. Betrachte man den Lebenszyklus und die Verwendung der Materialien des Hauses relativiere sich der höhere Preis.

Etwas bedauert sie, dass es in Deutschland bislang kaum eine Bedeutung habe, ob beim Bau recycelbare Wertstoffe verwendet werden. „Viele Ressourcen werden beim Bauen verschwendet“, ist die Erfahrung der Architektin. Für sinnvoll hält sie es, dass mehr Schulen und öffentliche Gebäude in einer nachhaltigen Bauweise errichtet werden. Hier habe der Staat immerhin einen Einfluss, betont sie. Bereits in Ausschreibungen für neue Bauprojekte könne die Recycelbarkeit als Bedingung angegeben werden. „Damit würde man viel erreichen.“ Bauen würde gesellschaftlich anders wahrgenommen werden.

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