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Lehrreich. Axel Werner möchte Neugier für die Naturwissenschaften und Entdeckerfreude wecken – vor allem bei Kindern.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: „Ein Experiment soll auch cool sein“

Axel Werner erinnert sich daran, wie das Exploratorium vor fünf Jahren gegründet wurde und wie es zum Extavium wurde

Herr Werner, vor fünf Jahren haben Sie das Exploratorium eröffnet. Seither ist es gewachsen und zieht viele Besucher an. Wenn Sie zurückschauen, was war denn das Highlight in den fünf Jahren?

Dass wir es geschafft haben, das Exploratorium aufzubauen und tatsächlich gemäß unseres eigenen Zeitplanes in kurzer Zeit zu eröffnen, war der eigentliche Höhepunkt. Man musste an so viel denken und so viel Willen und Engagement einbringen. Wenn dann alles klappt, ist die Freude natürlich groß. Seitdem gab es natürlich viele kleine und große Höhepunkte.

Was waren denn die wichtigsten Schritte für die Entwicklung des Exploratoriums?

Ganz wichtig war für uns der Schritt von der reinen Ausstellung zu einem wirklichen Erlebnis, einem Ort, an dem es Spaß macht, zu staunen und zu lernen. Eines Tages kam eine Mutter auf mich zu und fragte, ob man bei uns auch einen Kindergeburtstag feiern könnte. Ich sagte spontan Ja, und nun mussten wir uns natürlich auch ein Programm ausdenken. Seitdem haben wir etwa 3500 Kindergeburtstage veranstaltet. Im Schnitt sind es 15 in der Woche. Der nächste Schritt waren dann die vielen Experimentierkurse für Gruppen aus Schulen und Kitas.

Haben Sie damals damit gerechnet, dass so viele Besucher kommen würden?

Damit gerechnet haben wir nicht – aber gehofft haben wir es schon. An diesem Standort schien es aber durchaus realistisch, ein großes Publikum zu finden, weil Berlin im direkten Einzugsbereich liegt. Wir haben auch die Größe der Ausstellung so gewählt, dass sich die Besucher länger aufhalten können. Wegen einer halben Stunde Ausstellung nimmt ja niemand zwei Stunden Anfahrt in Kauf. Mit 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche liegen wir da ganz gut. So können gleichzeitig etwa 200 Besucher Platz finden und alles in Ruhe anschauen. Offenbar passt das gut. In den fünf Jahren hatten wir rund 400 000 Besucher.

Sie wollen mit Ihren Angeboten Naturwissenschaften vor allem für Kinder interessant machen. Gehen Sie dabei auch über die Ausstellung hinaus?

Das tun wir. Wir sind auch selbst unterwegs. Erst vor kurzem waren wir beim ’Tag der offenen Tür’ der Bundesregierung. Bei solchen Veranstaltungen gestalten wir dann ein Kinderprogramm und versuchen so unsere Inhalte zu vermitteln. Dafür bekommen wir regelmäßig Anfragen.

Was wird der nächste Schritt sein? Planen Sie nach fünf Jahren eine Erneuerung?

Wir suchen nach neuen Räumen in der Nähe unseres jetzigen Standorts. Noch haben wir uns nicht endgültig entschieden, sind aber auf gutem Wege. Es müssen viele Gespräche geführt werden, damit am Ende alles stimmt.

Wonach suchen Sie denn?

Wir brauchen nicht unbedingt mehr Platz für die eigentliche Ausstellung. Aber die Nachfrage nach unseren Experimentierkursen wird immer größer. Zunehmend bieten wir Kurse an, die sehr gut zum regulären Unterricht auch für weiterführende Schulen gehören. Mehr als die Hälfte der Besucher möchte mit uns experimentieren. Und genau dafür brauchen wir Räume.

Da stoßen Sie also an Grenzen?

Es geht nicht nur um den Platz. Es ist auch akustisch schwierig. Wenn die Ausstellung gut besucht ist, ist es einfach zu laut, um nebenan einen Kurs abzuhalten.

Den Namen haben Sie schon geändert. Seit Juni heißt es nicht mehr Exploratorium, sondern Extavium. Wie kam es dazu?

Es ist eine Reaktion auf die Veränderung der Ausstellung über die Jahre. Ursprünglich haben wir uns an eine gleichnamige Ausstellung in San Francisco angelehnt. Mittlerweile sind wir aber über dieses Konzept deutlich hinaus gegangen. Das sollte sich auch im Namen widerspiegeln. Ein einzigartiges Konzept braucht auch einen einzigartigen Namen.

Es handelt sich bei Extavium um ein Kunstwort. Wie kamen Sie darauf?

In den Silben ’tavi’ sind die Anfangsbuchstaben der lateinischen Wörter für Erde, Wasser, Wind und Feuer enthalten – die vier Elemente. Das soll darauf verweisen, dass sich alles um uns herum aus Elementen zusammensetzt, auch wenn wir heute wissen, dass es mehr als vier sind.

Im Extavium können selbst Kinder einen Trabi hochheben. Besucher können Schokoküsse auf ein Mehrfaches ihrer Größe aufpusten. Wie kommen Sie auf solche Ideen?

Das ist eigentlich gar nicht so schwierig. Und es fällt uns zunehmend leichter. Offensichtlich kann man es sich auch antrainieren. Die Frage ist immer, welches Phänomen aus dem Alltag mit so einem Experiment klar gemacht werden kann. Und dann soll es auch cool sein. Beim Trabihochheben geht es ja um die goldene Regel der Mechanik. Was man an Kraft sparen will, muss an Weg zugesetzt werden. Um so leichter der Trabi sein soll, desto länger muss ich an der Kette des Flaschenzuges ziehen. Das könnte man auch anhand eines Kastens Wasserflaschen machen, aber der Trabi ist natürlich spektakulärer.

Gibt es denn auch Sachen, die in der Ausstellung nicht gut funktionieren?

Der Aufwand bei Exponaten, die mit Wasser zu tun haben, ist vergleichsweise groß. Das haben wir gelernt. Wir müssen stets gut abwägen, wie viel Aufwand ein Exponat im laufenden Betrieb dann noch erzeugt und ob wir diesen leisten können.

Am heutigen Samstag feiern Sie den fünften Geburtstag der Ausstellung. Was erwartet die Besucher, wenn Sie zum Geburtstag vorbeischauen?

Wir haben ganz normal von 10 bis 18 Uhr geöffnet, aber der Eintritt ist zur Feier des Tages frei. Außerdem zeigen wir ein paar zusätzliche Experimente, um die vier Elemente vorzustellen. Und am Nachmittag um 16 Uhr werden wir ein bisschen feiern mit Speis, Trank und einer Tombola. Ich bin selbst gespannt, was es zu gewinnen gibt. Das wird selbst vor mir geheim gehalten.

Das Interview führte Marco Zschieck.

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