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Am 1. Juli 2020 soll die Wohnungstauschzentrale ihren Dienst aufnehmen.

© Ottmar Winter

Ein Experiment beginnt: Wohnungstausch-Zentrale in Potsdam ab Juli

Ein neues Angebot soll Potsdamern die Suche nach einer geeigneten Wohnung erleichtern: Im Juli startet die Tauschbörse.

Von Carsten Holm

Potsdam - Es ist ein beispielloses Vorhaben, das die Sozial-Beigeordnete Brigitte Meier (SPD) am Dienstag im Rathaus ankündigte: Am 1. Juli soll eine sogenannte Koordinierungsstelle für Wohnungstausch ihre Arbeit aufnehmen. Anfang August werden vier Mitarbeiter des Cottbusser Planungsbüros „kollektiv stadtsucht“ ihre Büroräume in der Yorckstraße 24 öffnen, Beratungsstunden sind dreimal wöchentlich geplant. Die Koordinierungsstelle soll Menschen zusammenbringen, die ihre Wohnung verlassen und in eine andere im Stadtgebiet ziehen wollen.

Der Idealfall

Im Idealfall läuft die Arbeit so: Eine ältere Frau, die mit ihrer Familie vielleicht Jahrzehnte schon in einer Drei- oder Vierraumwohnung gelebt hat, möchte nach dem Auszug ihrer erwachsenen Kinder und dem Tod ihres Ehemanns (Meier: „Der klassische Fall“) in eine kleinere Zweiraumwohnung ziehen. Zur selben Zeit sucht eine junge Familie, die es mit zwei jüngeren Kindern in einer Zweiraumwohnung aushalten muss, ein größeres Heim. Für die alleinlebende Seniorin ist es nahezu unmöglich, auf dem Wohnungsmarkt eine Zweiraumwohnung zu finden. Und für die vierköpfige Familie ist eine große Wohnung selbst in den Randlagen kaum bezahlbar.

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Die Mitarbeiter der Koordinierungsstelle wissen, dass ihr größtes Problem zu Beginn sein wird, von den Wohnbedürfnissen der Dame und der Familie überhaupt zu erfahren. Nur dann können sie helfen: mit den Vermietern sprechen und über neue Verträge verhandeln, bei den Interessenten für die Vorzüge der jeweils anderen Wohnung werben.

Finanzierung gesichert

Joachim Faßmann, Geschäftsführer des Cottbusser Planungsbüros, weiß, „dass uns Klinkenputzen bevorsteht“: Besuche bei Seniorentreffs, bei der Awo, bei Vermietern, bei Wohnungsbauunternehmen und Wohnungsgenossenschaften. Jahre hat es gedauert, bis die Stadt das sogenannte wohnungspolitische Konzept in diesem Punkt umsetzte; immer wieder neu hatte sich die Linke für die Tauschbörse stark gemacht. Die Stadt fördert das Projekt in diesem Jahr mit 75.000 Euro, für 2021 stehen 130.000 Euro bereit; aber auch für 2022 gilt die Finanzierung als gesichert.

Große Nachfrage wahrscheinlich

Meier hält die Kooordinierungsstelle für „wichtiges Instrument“ zur Wohnraumversorgung. Auf dem Tauschweg lasse sich „im Bestand Wohnraum für Familien schaffen“. Fachbereichsleiter Gregor Jekel sprach von einem Experiment.

Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD)
Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD)

© Ottmar Winter

Es gibt Zahlen, die optimistisch stimmen. Als 2013 eine Umfrage ergab, dass in Potsdam jährlich etwa 300 Bürger ihre Wohnung gern tauschen würden, galt die Zahl als hoch. Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt wird sie eher nach oben geklettert sein.

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