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Keine Angst vor Nähe. Mara Stadick beschäftigt sich schon lange mit zwischenmenschlichen Beziehungen.

© Andreas Klaer

Ein Babelsberger Angebot: Sexuelle Energie

Die Caputherin Mara Stadick hilft als Sexological Bodyworkerin Menschen dabei, sich sexuell neu oder wieder zu entdecken. Zu ihr kommen Männer, Frauen, Paare.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Wenn Mara Stadick mit ihrer tiefen, ruhigen, ja fast sanften Stimme von ihrer Arbeit spricht, von der Einsamkeit, den sexuellen Ängsten, aber auch den Glücksmomenten ihrer Klienten, fällt es nicht schwer zu glauben, dass sich Menschen ihr gegenüber schnell öffnen können. Dass sie sich im wahrsten Sinne des Wortes fallen lassen und ihr Einblicke in ihre intimsten Bedürfnisse geben.

Das ist wichtig, denn die 44-jährige Caputherin ist eine „Sexological Bodyworkerin“. Der Begriff wurde in San Francisco von Joseph Kramer entwickelt und ist im US-Bundesstaat Kalifornien ein zertifizierter Beruf – eine Mischung aus Sexualberatung, Sexualcoaching und Körperarbeit. Gelernt werden kann Sexological Bodywork in einem Diplomlehrgang am „Institute for Advanced Study of Human Sexuality“ in San Francisco und am „International Institute for Sexological Bodywork IISB“ in Zürich. Letzteres bietet auch in Berlin Lehrgänge an, dort hat Stadick ihre mehrmonatige Ausbildung absolviert. Seit Januar praktiziert sie in ihren Praxisräumen in Babelsberg.

Die Atmung sei ein wichtiger Aspekt, um sich selbst spüren zu können

Zu ihr kommen Menschen, die Erektions- oder Orgasmusprobleme haben, Singles, die sich einen Partner wünschen, sich jedoch nicht öffnen können, aber auch Menschen, die sich als sexsüchtig bezeichnen, oder die mit Ende 20 noch nie sexuelle Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht haben. „Oft spüren sich diese Menschen sexuell nicht mehr, haben Blockaden“, erklärt Mara Stadick. „Meine Aufgabe ist es, sie zu einem gesunden Körperbewusstsein zu führen, mit dem sie gestärkt nach außen treten können.“ In ihren dreistündigen Sitzungen beginnt diese Arbeit zunächst mit einem intensiven Gespräch, in dem die Patienten ihr Anliegen besprechen, aber auch offenlegen, wie sie ihre Sexualität leben, welche Beziehung sie zu ihrem Körper und anderen Menschen haben, wie sie sich ernähren, ob sie sich viel bewegen. Auch die Atmung sei ein wichtiger Aspekt, um sich selbst spüren zu können – bei flacher Atmung gelinge das eher nicht, wie Stadick erklärt. Deswegen sei das ein Thema, das meist in der ersten Sitzung, die etwa 70 Euro kostet, in die Körperarbeit einfließe. „Da geht es zunächst um Lockerungsübungen, eben das Atmen und eine Körperreise, die angezogen oder auch nackt durchführbar ist“, sagt sie. Dabei gehe es darum, den Körper durch Eigen-, aber auch Fremdberührungen kennenzulernen. „Ich stehe dabei in ständiger Kommunikation mit meinen Klienten und es geht nicht unbedingt um Erregung, nur ums Kennenlernen.“

In späteren Phasen könnten die Körperreisen auch auf innere Berührungen erweitert werden, denn gerade Frauen würden ihren vaginalen Bereich häufig wenig bis gar nicht kennen. „Durch meine Berührungen kann ich die Klientin darin unterstützen, sich auch innerlich zu spüren“, so Stadick. Oft sei es für Menschen befremdlich, wenn sie von den inneren Berührungen – bei denen die Sexological Bodyworkerin selbstverständlich Handschuhe trägt – auf der Homepage lesen, sagt Stadick. Wenn sie jedoch erführen, welche Blockaden gelöst werden könnten, seien sie schnell offen dafür.

Oft gehe es mehr um Druckabbau

Überhaupt ließen die Menschen bei ihr schnell Nähe zu und trauten sich, sich selbst zu zeigen, auch bei der „Selbstliebe“, Stadicks Umschreibung für Selbstbefriedigung. „Viele Männer, aber auch Frauen sind bei der Selbstbefriedigung sehr fokussiert auf einen Punkt“, sagt sie. Oft gehe es mehr um Druckabbau als um wirkliche Selbstliebe, bei der auch sexuelle Energien flössen. „Und sexuelle Energie ist Lebensenergie, das Bedürfnis nach Berührung ein Grundbedürfnis.“ Ohne sie werde man nachgewiesenermaßen krank. Somit ermuntert sie, bei der Selbstbefriedigung nicht nur beide Hände, sondern den ganzen Körper in Bewegung zu versetzen, um sich selbst Lust zu bereiten. Wichtig sei ihr auch, die Menschen durch das Spiel von An- und Entspannung und eine tiefe Atmung dahin zu führen, dass der ganze Körper von der sexuellen Energie erfasst werden könne.

Für sie selbst seien diese intimen Momente bei ihrer Arbeit von Anfang an kein Problem gewesen. „Mir fiel es immer leicht, Menschen anzunehmen, ich sehe eigentlich immer das Schöne und die Kraft in ihnen“, sagt sie. Als studierte Psychologin und Literaturwissenschaftlerin habe sie sich mit dem Thema der menschlichen Nähe lange Zeit theoretisch beschäftigt, dazu geschrieben und Geschichten veröffentlicht. Vor zwei Jahren habe sich dann das starke Bedürfnis entwickelt, von der Kopfarbeit zu mehr „Körperarbeit“ zu kommen, der Lehrgang folgte.

Männer verliebten sich nach positiven Erfahrungen in sie

Was sie gerade in der intimeren Arbeit mit den Patienten – schon in der Ausbildung musste sie 50 Sitzungen leiten– lernen musste, war, selbst Grenzen zu stecken. Nicht nur einmal stand sie vor der Situation, dass Männer sich nach intensiven körperlichen Erfahrungen bei ihr in sie verliebten. „Es ist dann wichtig, das zu besprechen und so umzuleiten, dass sie genau mit dieser Energie nach draußen gehen und eine Partnerin finden, mit der sie diese teilen können“, sagt sie. Bisher sei das auch gut gelungen. In der Zukunft würde sie gern mehr Erfahrungen in der Arbeit mit Paaren sammeln, die in einer langen Partnerschaft eine erfüllte sexuelle Beziehung erhalten wollen. Viel erreiche man dort mit Entschleunigung und dem Trainieren eines bewussten Miteinanders, so Stadick. Auch mit Menschen, die älter sind als 20 Jahre und noch gar keine sexuellen Erfahrungen gemacht haben - sogenannte Absolute Beginners - möchte sie sich näher befassen.

Mara Stadick bietet am 27. Mai einen Infoabend zu Sexological Bodywork in ihrer Praxis in der Spindelstraße 3 an. Mehr Informationen im Internet unter www.coaching-sex.de

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