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Landeshauptstadt: Ein Autohändler, 575 Unfälle

Er soll 740 000 Euro erschlichen haben: Einem Potsdamer Geschäftsmann wird ab Dienstag der Prozess gemacht

Babelsberg - Ein Autohändler unter Betrugsverdacht: Ein Potsdamer Geschäftsmann soll als Betreiber zweier Autohäuser in Babelsberg rund 740 000 Euro erschlichen haben. Am morgigen Dienstag beginnt am Landgericht im Justizzentrum an der Jägerallee ein Prozess gegen den 56 Jahre alten Randolf V. (*Name geändert).

Die Vorwürfe sind recht komplex: Laut einem Sprecher des Landgerichts wird dem Angeklagten zur Last gelegt, in genau 575 Fällen zu Unrecht Überführungsschäden an Neuwagen sowie Kraftfahrzeugshaftpflicht- und Kaskoschäden abgerechnet und dadurch die dafür zuständige Versicherung betrogen zu haben. Dadurch soll er zwischen 2002 und 2008 die besagten Zahlungen in Höhe von knapp einer dreiviertel Million Euro erschlichen haben. Ein 55 Jahre alter Mitangeklagter soll V. dabei in 113 Fällen behilflich gewesen sein.

Der mutmaßliche Betrug im großen Stil war Ende 2006 aufgeflogen. Damals durchsuchten wie berichtet dutzende Beamte des Landeskriminalamts und Staatsanwälte das inzwischen aufgegebene Seat-Autohaus von V. in der Großbeerenstraße und 21 weitere Objekte in Brandenburg, Bayern und Berlin. Damals hieß es bereits von den Ermittlern, V. werde verdächtigt, in mehreren Hundert Fällen Bagatellunfälle vorgetäuscht zu haben und vorwiegend über die Haftpflichtverletzung seines Betriebes die Behebung der teils fiktiven Schäden abgerechnet zu haben. Das Verfahren ging auf eine Anzeige einer Versicherung zurück. Wie in vielen Verfahren im Bereich Wirtschaftskriminalität üblich folgten jahrelange Ermittlungen, bei denen die Staatsanwaltschaft jedes Detail der Anklage gerichtsfest beweisbar darlegen musste – ob ihr das gelungen ist, wird der Prozess zeigen. Hunderte Seiten Ermittlungsakten sollen die Betrügereien belegen.

Bei der Justiz ist Randolf V. gut bekannt. So sind bei der Staatsanwaltschaft noch diverse Ermittlungsverfahren gegen ihn anhängig – unter anderem wegen Betrugs. Ebenso gibt es nach PNN-Informationen etliche vor Gericht anhängige Zivilverfahren. Mehrere Betroffene hatten in der Vergangenheit gegenüber den PNN – unabhängig voneinander – auf die dubiosen Machenschaften des Autohändlers hingewiesen. Am Amtsgericht war gegen V. zuletzt wie berichtet ein weiteres Verfahren vertagt worden. Dabei war ihm vorgeworfen worden, zu Unrecht rund 31 000 Euro ergaunert zu haben – und zwar über Prämien, die mittels gefälschter Neuwagenzulassungen für vermeintliche Großkunden eingestrichen worden sein sollen. Der Anwalt von V. hatte diesen Vorwurf bestritten – die Anklage blende viele maßgebliche Fragen aus, so der Jurist.

Zu dem am Dienstag beginnenden Großverfahren am Landgericht gibt es bisher – trotz Anfrage – noch keine Stellungnahme des Anwalts von V. Allerdings ist auch hier davon auszugehen, dass die Vorwürfe vehement bestritten werden. Für den Mammutprozess sind derzeit 20 Verhandlungstage angesetzt, das Verfahren erstreckt sich bis Ende Februar. Dem Autohändler drohen bis zu fünf Jahre Haft. Sein zuletzt betriebenes Autohaus im Gewerbegebiet Babelsberg hat den Betrieb mittlerweile eingestellt – dort wird gerade ein Sanitärhandel eingerichtet. V. hatte erklärt, er habe das Autohaus bereits im Juni aus gesundheitlichen Gründen verkauft.

nbsp;Henri Kramer

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