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Ein Anker in Krisenzeiten: Freizeittreff "Arche" feiert Geburtstag

Stolz und Wehmut: Der christliche Freizeittreff „Arche“ in Drewitz feiert heute sein zehnjähriges Bestehen.

Potsdam - Laute Schritte hallen durch den Flur, im „Kids-Café“ wird gegessen, im Spielezimmer mit Lego gebaut, im Theatersaal ein neues Stück geprobt: In der Arche in Drewitz geht es lebendig zu, täglich wird der christliche Freizeittreff von 70 bis 80 Kindern und Jugendlichen besucht. Und die Kinder kommen gerne hierher, weiß Leiter Christoph Olschewski: „Für viele sind wir ein zweites Zuhause.“ Seit zehn Jahren gibt es die Arche im Drewitzer Plattenbauviertel. Gefeiert wird dies heute ab zwölf Uhr Mittag mit einem großen Fest, bei dem auch Günther Jauch zu Gast sein wird, der seit Beginn des Projekts den Großteil der Finanzierung übernimmt.

Am Konzept der komplett spendenfinanzierten Arche hat sich in diesen zehn Jahren wenig verändert: „Niedrigschwellige Beziehungsarbeit ist nach wie vor unsere Kernaufgabe: Wir sind für die Kinder da und wir begleiten sie, damit sie gestärkt ihren eigenen Weg gehen können“, sagt Olschewski. Der Freizeittreff richtet sich vor allem an Kinder aus benachteiligten Familien sowie Kinder von Alleinerziehenden oder Geflüchteten. Die Angebote reichen von Sport, Töpfern und Backen bis hin zu Selbstverteidigung, Hausaufgabenhilfe und Theater, außerdem gibt es Kinderpartys, Mädchen- und Jungenabende, Ferienausflüge und Sommercamps.

Gestartet war das Projekt schon 2008 in den Räumen der benachbarten Grundschule am Priesterweg, wo die Arche-Mitarbeiter bei den Hausaufgaben halfen und für kostenloses Mittagessen sorgten. Im Herbst 2009 bekam die Arche auf dem Nachbargrundstück ein eigenes Domizil in einer ehemaligen Getränkehalle in der Oskar-Meßter-Straße.

Regelmäßig kamen Schülerinnen und Schüler nach dem Unterricht um Mittag zu essen, sich zu treffen, zu spielen und zu entspannen. Einige sind von Anfang an dabei gewesen: „Wir haben jetzt den ersten Jahrgang, der komplett seit zehn Jahren bei der Arche war“, sagt Olschewski. Bei einem Feriencamp auf Rügen wurden die Jugendlichen, von denen die meisten nun eine Ausbildung oder ein Freiwilliges Soziales Jahr beginnen, feierlich verabschiedet: „Das war schon sehr emotional“, sagt Olschewski. „Viele sagen, dass sie ohne die Arche nicht dort stehen würden, wo sie heute sind. Wir haben sie bei Krisen begleitet und geholfen, dass sie ihren Alltag in der Schule durchstehen.“

Viele hätten es geschafft, ihren Abschluss zu machen, Ausbildungen anzufangen, aufs Gymnasium zu gehen und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten, sagt Olschewski. Es gebe natürlich auch Fälle, bei denen es anders läuft, bis hin zum Jugendknast. Er weiß: Je früher die Kinder zur Arche kommen, desto mehr können sie von ihr profitieren. „Wenn jemand mit 13 Jahren zu uns kommt, ist oft schon viel passiert“, so Olschewski.

Ehemalige Arche-Besucher bleiben der Einrichtung auch als junge Erwachsene treu, einige helfen ehrenamtlich hier. Es sind starke Bindungen, die die Jugendlichen zur Arche und ihren Mitarbeitern aufgebaut haben, die Atmosphäre in der Einrichtung ist familiär und vertrauensvoll. „Natürlich wollen wir keine Konkurrenz zur Herkunftsfamilie sein“, betont Olschewski. Denn die Arche versucht auch die Familien selbst zu stärken: Das 14-tägliche Elternfrühstück etwa ist eine regelmäßige Plattform zum Erfahrungsaustausch für Mütter und Väter.

Viele Eltern aus Drewitz schicken ihre Kinder gerne zur Arche, auch muslimische. Der christliche Charakter der Einrichtung sei noch nie ein Problem gewesen, sagt Olschewski: „Für uns als Mitarbeiter ist der Glaube ein großer Anker, und auch die Kinder erleben das als sehr offen und bereichernd.“ Niemandem werde etwas aufgezwungen, so Olschewski: „Die Kinder dürfen kommen und gehen und bleiben wie sie sind.“

Die Arche ist so beliebt, dass sie in diesem Jahr kurzzeitig keine Anmeldungen mehr annehmen konnte: Rund um Ostern waren die Anfragen stark angestiegen, der Freizeittreff musste einige Eltern vertrösten. Mittlerweile läuft der Betrieb allerdings wieder ganz normal, aber klar ist: „Der Bedarf ist definitiv da“, sagt Olschewski. Schon jetzt ist es für das Team nicht immer einfach, die bis zu 80 Kinder, die täglich vorbeikommen, angemessen zu betreuen: Sieben Festangestellte hat die Arche, dazu kommen zwei FSJ-Stellen sowie 17 ehrenamtliche Helfer, die über die Woche verteilt vorbeikommen.

Um die Personalsituation zu verbessern und der Arche mehr Planungssicherheit geben, wünscht sich Olschewski für die Zukunft vor allem weitere Spenden: „Neben unseren Hauptsponsor Günther Jauch brauchen wir auf jeden Fall noch weitere Spender, denn das deckt längst nicht alles ab.“ Ausbauen wolle man unter anderem den Bereich für die älteren Jugendlichen, für die es in den letzten Jahren zu wenig Zeitfenster gegeben habe.

Olschewski, der selbst seit neun Jahren bei der Arche arbeitet, blickt mit einer Mischung aus Stolz und Wehmut auf das bisher Geleistete: „Natürlich ist es irgendwie traurig, dass es uns gibt, weil es einfach zu viele Kinder gibt, die diesen Bedarf haben. Trotzdem machen wir unsere Arbeit sehr gerne – wir sind sehr hoffnungsvoll unterwegs“, so Olschewski.

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