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Der Teich ist weg. Im Wald hinter Schloss Lindstedt liegen in einer Senke die Düsteren Teiche – zumindest war das bis vor einigen Wochen so. Inzwischen ist das Areal vertrocknet, auf dem Teichboden wächst bereits Gras. Naturschützer und Anwohner reagieren alarmiert.

© Manfred Thomas

Eiche: Die Düsteren Teiche sind verschwunden

Die Düsteren Teiche im Katharinenholz sind fast komplett ausgetrocknet. Naturschützer und Anwohner fürchten um die Zukunft des Naturdenkmals und beliebten Ausflugsziels. Die Potsdamer Stadtverwaltung hofft, dass sich die Teiche noch von selbst erholen.

Eiche - Naturschützer und Anwohner schlagen Alarm: Die Düsteren Teiche im Katharinenholz beim Ortsteil Eiche sind fast komplett ausgetrocknet, selbst langfristige Schäden für das Flächennaturdenkmal werden befürchtet. Die Potsdamer Stadtverwaltung hofft aber, dass sich die Teiche noch von selbst erholen.

Auf das Problem aufmerksam gemacht haben Spaziergänger wie der Potsdamer Walter Wolff, die ihre Fotos an die PNN sendeten. Wolff, der in der Nähe der Teiche wohnt, sagte: „Ich habe den Düsteren Teich so noch nicht gesehen.“ So gehe es auch allen Nachbarn, mit denen er gesprochen habe, einige davon lebten immerhin schon seit mehr als 30 Jahren in der Gegend. Die Teiche im Wald hinter Schloss Lindstedt sind ein eingetragenes Flächennaturdenkmal, auf der Internetseite der Stadt Potsdam wird das „verwunschen anmutende Areal“ als beliebter Ort für Spaziergänger beschrieben.

Die Teiche sind offenbar seit Wochen verschwunden

Doch davon ist aktuell wenig zu sehen, stattdessen ziehen sich tiefe Risse über den aufgeplatzten Teichboden. Am Wochenende machte sich nun auch Axel Kruschat, der Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), ein Bild von der Lage. Der Teich sei wohl ein Opfer der sommerlichen Trockenheit, die bis in den Herbst reichte, so Kruschats Einschätzung. Auf Teilen des einstigen Gewässerbodens sei schon Gras gewachsen, offenbar seien die Teiche also bereits vor Wochen verschwunden. Sollte sich der Bereich nicht erholen, müssten wasserbauliche Maßnahmen geprüft werden, um diesen Teil des Landschaftsschutzgebiets „Potsdamer Wald- und Havelseengebiet“ zu retten, sagte Kruschat den PNN. Alternativ sollte zumindest für die zahlreichen Amphibien ein Rückzugsort aufgebaut werden.

Unter anderem sind die Düsteren Teiche, um die auch ein Wanderweg führt, nach Angaben des Naturschutzbundes Potsdam ein beliebtes Brutgebiet von Vögeln, ebenso die Heimstatt von Kröten, Fröschen und diversen Reptilien. Am bedrohlichsten sei die Lage freilich für die in einem pfützenartigen Teichrest verbliebenen Fische, sagte die Potsdamer Nabu-Kreisgeschäftsführerin Christiane Hönicke. Denn Amphibien könnten sich – gerade jetzt im Herbst – am Land verbuddeln, wenn Gewässer „trocken gefallen“ sind. Aus ihrer Sicht könne sich ein Teich zwar erholen, selbst wenn er ausgetrocknet ist. Das gelte aber nicht bei regelmäßigen Dürreperioden, so Hönicke. Zumindest im aktuellen Sommer seien auch andere Naturflächen in Potsdam ausgetrocknet.

Und tatsächlich lag der Niederschlag speziell in der zweiten Sommerhälfte deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Das zeigen die Daten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) von der Säkularstation auf dem Telegrafenberg, in der seit 1893 das Wetter in Potsdam aufgezeichnet wird. Demnach kamen die Monate Juli und August zusammen zumindest noch auf eine Niederschlagssumme von 95 Litern pro Quadratmeter, obwohl es im langjährigen Mittel 134 Liter waren. Im September regnete es deutlich weniger: 10 Liter pro Quadratmeter registrierten die Experten, der Durchschnitt liegt sonst bei rund 46 Liter. Zuletzt regnete es vor zehn Jahren so wenig in einem September. Zugleich lag schon die erste Jahreshälfte unter dem Schnitt. Ohnehin ist die Jahressumme der Niederschläge in Potsdam in den vergangenen beiden Jahren jeweils zwischen 50 und 100 Litern unter dem Normalwert zwischen 600 und 700 Litern geblieben.

Nabu: Seit Jahren droht Wasserverlust

Im Umweltamt der Stadt hofft man indes, dass sich der ausgetrocknete Teich von selbst wieder erholt. „Dass die flachen, niederschlagswassergespeisten Düsteren Teiche nach niederschlagsarmen Monaten im Sommer trocken fallen, ist bekannt und gewöhnlich. Die Gewässer füllen sich in den niederschlagsreicheren Herbst- und Wintermonaten wieder auf“, hieß es in einer kurzen Stellungnahme der Behörde. Dagegen warnt der Nabu, den Düsteren Teichen drohten seit Jahren schon Wasserverlust und Verlandung. Zuletzt seien erst um 2007 herum umfangreiche Renaturierungs- und Entschlammungsmaßnahmen zur Stabilisierung des Wasserhaushalts durchgeführt worden. BUND-Landeschef Kruschat schlug vor, zumindest über die bestehenden Rohrleitungen vor Ort den Abfluss von Wasser aus den Teichen zu begrenzen. Anwohner Wolff sagte am Montag, trotz der Niederschläge am Wochenende – laut Wetterdienst fielen über Potsdam immerhin acht Liter pro Quadratmeter – habe sich an der Situation vor Ort nichts verändert.

Lange Trockenheiten sind auch anderswo in Potsdam ein Problem: So lässt die Schlösserstiftung seit Jahren wissenschaftlich erforschen, wie sich ihre Potsdamer Welterbe-Parkanlagen dem Klimawandel anpassen können. Unter anderem werden die Bäume dort durch lange Trockenperioden anfälliger für Pilze und Schädlinge.

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