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1943 ist Gerd Brademann in die Freiwillige Feuerwehr Drewitz eingetreten. Nun erhielt der 91-Jährige eine Ehrenmedaille.

© Andreas Klaer

Ehrung für Potsdams dienstältesten Feuerwehrmann: „Das ist mein Leben“

Seit 78 Jahren ist Gerd Brademann im Dienst der Feuerwehr. Er rettete als Einsatzleiter 1954 ein berühmtes Potsdamer Bauwerk vor den Flammen.

Potsdam - Eine einfache Medaillen-Verleihung – das ging nicht. Nein, es musste schon ein Leiterwagen vor Gerd Brademanns Wohnung in Drewitz vorfahren, um ihm am Fenster des zweiten Stocks vor versammelter Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Drewitz die Auszeichnung zu überreichen. Ein weiß-goldener Stern mit einem Adler in der Mitte – die „Ehrenmedaille für 75 Jahre Treue Dienste in der Freiwilligen Feuerwehr“, die erste dieser Art, die je in der Landeshauptstadt verliehen wurde. Es dürfte dauern, bis sie erneut verliehen wird, denn ihr Träger ist seit 78 Jahren Mitglied der Feuerwehr und damit auch der dienstälteste Feuerwehrmann Potsdams. „Das ist einmalig“, sagte Rainer Schulz, zuständiger Bereichsleiter Gefahrenabwehr in der Berufsfeuerwehr Potsdam.

Ehrenspalier und ein dreifaches "Gut Schlauch!"

Brademann ist 91 Jahre alt, braucht zum Gehen aber nur einen Stock und wirkt auch sonst sehr rüstig. „Es war nicht leicht, so lange durchzuhalten“, sagte er vor den Kamerad:innen, die im Spalier vor dem Leiterwagen standen und Brademann mit einem dreifachen „Gut Schlauch!“ die Ehre erwiesen.

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„Er hat miterlebt, wie Stadtschloss und Garnisonkirche brannten und im größten Einsatz seines Lebens hat er als Einsatzleiter am 12. Juni 1954 das Neue Palais vor den Flammen gerettet“, sagte Schulz. „Gerd Brademann ist noch immer aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Drewitz. Er kommt zu fast jedem Treffen und jedem Ausbildungs- und Trainingstag. Er ist ein Vorbild für alle Kameradinnen und Kameraden.“

Die Ehrung wurde stilecht über eine Feuerwehrleiter überreicht.
Die Ehrung wurde stilecht über eine Feuerwehrleiter überreicht.

© Andreas Klaer

„Mein herzlicher Dank gilt Gerd Brademann und seiner Lebensleistung“, ließ Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) in einem schriftlichen Grußwort mitteilen. „Diese Hilfsbereitschaft, der jahrzehntelange ehrenamtliche Einsatz und die Verbundenheit zur Feuerwehr machen ihn zu einem besonderen Menschen, der heute zurecht für diese Leistung ausgezeichnet wird.“

Am 12. September 1943 war Brademann in die Freiwillige Feuerwehr Potsdam Drewitz eingetreten, kurz nach seinem 14. Geburtstag. Der Eintritt geschah unfreiwillig, denn da alle wehrfähigen Männer im Krieg waren, holte man acht Schüler der Schule Drewitz und machte sie zu Feuerwehrmännern.

In der Bombennacht 1945 Brände gelöscht

In der Bombennacht vom 14. April 1945 mussten die Jugendlichen in die Innenstadt ausrücken, kamen jedoch wegen der zerstörten Straßen mit dem Löschfahrzeug nicht über die Lange Brücke. Es blieb nur der Umweg über die Glienicker Brücke. Als Brademann und seine Kameraden am Stadtschloss ankamen, fing dieses gerade an zu brennen, die Garnisonkirche stand schon in Flammen. Das Stadtschloss erwies sich als zu schwierig zu löschen, man konzentrierte sich zunächst auf das Alte Rathaus. Erst nach 36 Stunden kam Ablösung, das Schloss war da schon nicht mehr zu retten.

Wichtigster Einsatz war ein Kellerbrand im Neuen Palais

Der wichtigste Einsatz seiner Laufbahn stand Brademann da noch bevor: Am 12. Juni 1954 war ein Feuer in den Kellerräumen des Neuen Palais ausgebrochen. Ein Großhandelsunternehmen hatte hier Scheuerlappen, Reinigungsmittel und Kerzen gelagert. Da es wenig Elektrizität vor Ort gab, wurde viel Licht mit Kerzen gemacht – dabei muss sich etwas im Lager entzündet haben. Nun fraßen sich die Flammen, befeuert vom Stearin der Kerzen, durch das Gewölbe des Barock-Schlosses.

Brademann war mit 24 Jahren Einsatzleiter für den Großbrand und als erster vor Ort: „Die Flammen schlugen hoch aus dem Keller“, erinnert er sich. Auf den ersten Blick war ihm klar, dass Verstärkung her musste, Feuerwehren aus ganz Potsdam, Brandenburg und Magdeburg wurden gerufen. „Die halbe DDR wurde alarmiert“, sagte Brademann. Die Flammen schlugen zwischenzeitlich bis unters Dach, sowjetische Soldaten hatten zuvor wichtige Kulturgüter aus dem Schloss in Sicherheit gebracht. Am Abend war der Brand gelöscht.

Die „Ehrenmedaille für 75 Jahre Treue Dienste in der Freiwilligen Feuerwehr“, die erste dieser Art, die je in Potsdam verliehen wurde.
Die „Ehrenmedaille für 75 Jahre Treue Dienste in der Freiwilligen Feuerwehr“, die erste dieser Art, die je in Potsdam verliehen wurde.

© Andreas Klaer

Von 1950 bis 1990 war Brademann Mitglied der Berufsfeuerwehr, danach ging er in Rente – wiederum unfreiwillig, mit 61 Jahren fühlte er sich zu jung für den Ruhestand. Kurz danach wurde er in die Alters- und Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Drewitz aufgenommen. Hier lässt er es seit einigen Jahren ruhiger angehen: „Ich fege den Hof“, sagte er. Für ihn ist die Feuerwehr Heimat und Berufung zugleich. „Das ist mein Leben“, sagte Brademann.

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