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Landeshauptstadt: Ehre einem Humanisten

Ausstellung zu Max Volmer im Naturkundemuseum

Ausstellung zu Max Volmer im Naturkundemuseum Heute wird im Naturkundemuseum Potsdam eine Ausstellung über den Physiker und Chemiker Max Volmer eröffnet. Vor 50 Jahren, am 7. Mai 1955, wurde der Forscher zum Potsdamer Ehrenbürger ernannt. Wie Museumsleiter Detlef Knuth gestern bei einer Vorbesichtigung der in einem Raum in der Breiten Straße 13 exponierten Originalgegenstände und Schrifttafeln erklärte, erinnere sich das Naturkundemuseum auch deshalb an Max Volmer, weil Volmers Sammlung von über zehntausend präparierten Schmetterlingen heute in Museumsbesitz ist. Volmer wurde am 3. Mai 1885, heute vor 120 Jahren, in Hilden geboren. Er studierte in Marburg, München und Leipzig Chemie. Nach Promotion und Habilitation in Leipzig wurde er 1914 zum Militärdienst eingezogen und von 1916 bis 1918 als „Gasschutzoffizier" an das physikalisch-chemische Institut der Berliner Universität abgeordnet. 1922 erfolgte die Berufung als Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts der Technischen Hochschule Charlottenburg. Volmer rückte mit seinen Forschungen zur Kinetik der Phasenbildung, zu Grenzflächenvorgängen und zum Kristallwachstum zur Elite der Physikochemiker seiner Zeit auf. Die spätere Technische Universität Berlin nannte ihm zu Ehren das Institut für physikalische Chemie 1952 in „Max-Volmer-Institut“ um, das heutige Max-Volmer-Laboratorium. Das Naturkundemuseum würdigt mit seiner Ausstellung nicht nur den Wissenschaftler Volmer, sondern auch den Humanisten. In seinem Haus im Babelsberger Jägersteig waren Physiker-Größen wie Otto Hahn, Lise Meitner und Albert Einstein zu Gast. In der Zeit des Nationalsozialismus geriet Volmer unter Druck. Weil er einen ehemaligen jüdischen Assistenten, der sich vor der Deportation versteckte, mit bezahlten Aufträgen und Lebensmittelmarken unterstützte, wurde ein Dienststrafverfahren gegen ihn eingeleitet. Auszug aus einem Geheimdienstschreiben: „Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass Volmer einem Volljuden, der evakuiert werden sollte und sich dieser Maßnahme durch Flucht entziehen wollte, mit Rat und Tat Hilfe leistete.“ Nach Kriegsende 1945 ging Volmer zusammen mit Gustav Hertz und Manfred von Ardenne in die damalige Sowjetunion und arbeitete in der Atomforschung. „Er wurde nicht einkassiert, er ging freiwillig“, erklärte Detlef Knuth. Nach seiner Rückkehr, zwei Jahre später als von ihm selbst gewünscht, wurde er Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR. Guido Berg Die Ausstellung zu Max Volmer ist im Naturkundemuseum bis 16. Oktober, Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 9 bis 17 Uhr, zu besichtigen.

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