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Das Kunstwerk "Waagnis" der Berliner Künstlers Wolf von Waldow ist der Gewinner des Kunstwettbewerbs der Genossenschaft Karl Marx.

© Wolf von Waldow

Ehemaliges FH-Gelände in Potsdam: Sieger von Fassaden-Wettbewerb gekürt

Der Gewinner eines Kunstwettbewerbs gestaltet die Fassade der Neubauten am Alten Markt. Der Baustart ist zum Jahresende geplant.

Potsdam - Ein „Brückenbau in die Geschichte“: So nannte Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) das Ergebnis des Kunstwettbewerbs für eines der Eckhäuser in der neuen Potsdamer Mitte. Die Wohnungsbaugenossenschaft Karl Marx, die im sogenannten Block 3 auf dem ehemaligen Fachhochschulgelände zwei Lose bebaut, hatte diesen für die künstlerische Gestaltung der Fassade ausgerufen. Das Ziel: Ein Relief-Fragment aus dem späten 18. Jahrhundert, das einmal die Fassade zierte, sollte im Motiv aufgegriffen werden.

Die Fassade des Gebäudes Am Alten Markt 13-14 wird ein Werk von Wolf von Waldow zieren.
Die Fassade des Gebäudes Am Alten Markt 13-14 wird ein Werk von Wolf von Waldow zieren.

© Andreas Klaer

Es hatten sich 50 Künstler aus ganz Deutschland beworben

50 Künstler aus ganz Deutschland haben sich beworben. Eine Jury aus Künstlern, Vertretern der Genossenschaft, des Sanierungsträgers und der Verwaltung hat sich für einen Entwurf des Berliner Künstlers Wolf von Waldow entschieden (siehe Kasten). Dieser sei, so Karl Marx-Vorstand Sebastian Krause, „eine Übersetzung des historischen Motivs in die Moderne“. 

Karl-Marx-Vorstand Sebastian Krause.
Karl-Marx-Vorstand Sebastian Krause.

© Andreas Klaer

„Die wiedergewonnene Mitte bekommt ein Gesicht“, sagte Rubelt am Freitag vor der Presse. Es sei „hoffentlich beispielgebend für die Zukunft“, dass neben einem Wettbewerbsverfahren auch ein Kunstwettbewerb durchgeführt werde. Das steigere eindeutig die Qualität der Gestaltung, was bei den markanten Eckgebäuden des geplanten Wohnblocks besonders wichtig sei. Für weitere Details der Fassadengestaltung sei man auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Sollten Potsdamer Teile historischer Häuser zu Hause verwahren, rufe er sie auf, „einen wichtigen Beitrag für die weitere Wiederherstellung des Alten Marktes zu leisten“ und sich an potsdamer-mitte@rathaus.potsdam.de zu wenden. 

Für die anderen beiden Eckhäuser gibt es keinen Kunstwettbewerb

Der Bauträger der beiden anderen Eckhäuser des Blocks, die Genossenschaft PWG 1956, plant keinen derartigen Kunstwettbewerb. Die beiden Lose beinhalteten Leitfassaden, die originalgetreu herzustellen seien, erklärte Vorstand Matthias Pludra auf Anfrage. „Insofern erübrigt sich hier Kunst, da faktisch die gesamte Fassade ein Kunstwerk ist.“

Die Planung der Potsdamer Mitte habe nach einem fast 30-jährigen Prozess nun einen wichtigen Punkt erreicht, sagte Rubelt. Nach der abgeschlossenen Tiefenenttrümmerung des FH-Fundaments sind die sechs Bauherren der 14 Gebäude des Karrees zwischen Friedrich-Ebert-Straße, Schloßstraße, Altem Markt und der künftigen Schwertfegerstraße derzeit in den letzten Zügen der Fassadengestaltung. „Ende Februar erfolgt die finale Abstimmung“, so Krause. Zu klären bleiben unter anderem noch technische und rechtliche Details zur Tiefgarage. Wie Krause erläuterte, sollen bis zu 75 Bewohnerparkplätze entstehen, die alle Bauträger gemeinsam bauen. Der Bau sei nicht ganz einfach, da das Gelände ein Gefälle hat.

Das Werk von Wolf von Waldow integriert einen Abguss eines erhaltenen Elements mit Putten im Barockstil.
Das Werk von Wolf von Waldow integriert einen Abguss eines erhaltenen Elements mit Putten im Barockstil.

© Andreas Klaer

Die Planung liegt im Zeitplan

Die Bauanträge sollen im Sommer eingereicht werden, im Herbst dann die Baustraße errichtet werden. Aufgrund eines Bauträgerwechsels bei einem der Lose (PNN berichteten) habe sich die Planung zwar etwas verzögert, doch der Planungsstand liege im Zeitplan. „Zur Jahreswende planen wir den Baubeginn“, sagte Rubelt. 2022 soll der Bau fertiggestellt werden. 2020 soll die Vergabe für den angrenzenden Block 4 beginnen.

Sowohl Rubelt als auch Krause lobten die Konzeptvergabe. „Bei einer Vergabe nach Höchstgebot wären wir nicht zum Zug gekommen“, betonte Krause. Das Projekt der Karl Marx für die beiden Eckhäuser sei nun bezahlbarer Wohnraum für „normale Potsdamer“. Im sogenannten Acht-Ecken-Haus in der Schwertfegerstraße soll die Hälfte als Sozialwohnungen eine Nettokaltmiete von 5,50 Euro oder 7 Euro pro Quadratmeter haben, die andere Hälfte 9,50 Euro. In dem Haus mit der nun vorgestellten Fassade Am Alten Markt sollen alle Wohnungen bei 9,50 Euro Miete liegen. Dazu komme insgesamt 2200 Quadratmeter für Gewerbe und Kultur mit etwas höheren Mieten. 

Rubelt: "Wir brauchen eine kluge Mischung"

Er habe, sagte Krause, deshalb auch die Forderung der Fraktion Die Andere nach mehr Konzeptvergaben in Krampnitz interessiert verfolgt. „Das ist der beste Beitrag zur Mietpreisbremse“, so Krause. 

Auch Rubelt nannte die Vergabe in der Mitte gelungen. „Sie hat gezeigt, dass wir einen Rahmen schaffen müssen, dass wir Maß halten müssen und ein ausgewogenes Konzept brauchen“, so der Beigeordnete. „Wir brauchen eine kluge Mischung“, betonte er.

Das Interesse der Genossenschaftsmitglieder an den Wohnungen in der Mitte sei jedenfalls hoch, sagte Krause: Es gebe bereits zahlreiche Anfragen. Bisher vertröste er die Interessenten noch. „Wir werden uns zu gegebenem Zeitpunkt ein sinnvolles Vergabeverfahren überlegen.“

Hintergrund: Drei wasserschöpfende Putten sind erhalten von dem Fries, der bis zur Zerstörung 1945 das Eckhaus am Alten Markt zierte. Das Haus war schon einmal zerstört worden, in dem Brand der Nikolaikirche 1795. Für den Wiederaufbau schuf wohl der Bildhauer Michael Christoph Wohler um 1797 die Putten, in Anspielung auf die Löschung des Feuers. Auf dem Dach war damals ein Figurenensemble aus der Abundantia, die ihr Füllhorn mit Gaben ausschüttet, und einer Trauernden auf Ruinen. Der aus Hamburg stammende und in Berlin lebende Künstler Wolf von Waldow greift die Elemente für sein Werk „Waagnis“ auf. Ein Abguss der Putten – das Original soll im Potsdam Museum gezeigt werden – wird ergänzt durch moderne Scherenschnittfiguren. Statt eines Füllhorns wird eine halbe Weltkugel ausgeschüttet, während die andere Hälfte schlaff in den Händen eines Verlierers hängt. Auch das bekannte Sternmuster der ehemaligen FH-Fassade greift der Künstler auf.

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