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Joachim Mückenberger an seinem 90. Geburtstag.

© Manfred Thomas

Update

Ehemaliger DEFA- und Schlösserstiftungs-Generaldirektor: Joachim Mückenberger ist tot

Er verhalf der DEFA als Generaldirektor zu neuer Blüte und startete das erste Restaurierungsprogramm der Schlösserstiftung: Der Babelsberger Joachim Mückenberger ist im Alter von 93 Jahren gestorben. 

Von Valerie Barsig

Potsdam - Der ehemalige Generaldirektor der DEFA und der Potsdamer Schlösserstiftung, Joachim Mückenberger, ist tot. Er starb im Alter von 93 Jahren am vergangenen Donnerstag. Das teilte seine Familie am Dienstag mit.

Mückenberger wurde am 11. August 1926 in Chemnitz geboren und war von 1961 bis 1966 zunächst Leiter der DEFA, bevor er ab 1967 bis 1991 als Generaldirektor für die Schlösserstiftung arbeitete. 

Zunächst machte Mückenberger eine Ausbildung bei der Deutschen Reichsbahn, dann wurde er eingezogen und musste im Zweiten Weltkrieg an die Westfront. Dort geriet er zunächst in amerikanische, dann in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr trat er in die SED ein. 1961 trat er seinen Posten bei der DEFA mit "gemischten Gefühlen" an, hat er doch 2700 Mitarbeiter unter sich. Doch das Filmunternehmen erfährt unter dem Kulturwissenschaftler Mückenberger eine Blüte: Unter anderem werden die Filme "Spur der Steine", "Mir nach, Canaillen!" oder "Nackt unter Wölfen" gedreht. 

Im Visier der SED

Weil zwölf der DEFA-Filme sich auch kritisch mit dem Sozialismus auseinander setzten, gerieten sie ins Visier der SED, 1966 wurde Mückenberger von Kulturminister Klaus Gysi als DEFA-Generaldirektor entlassen, danach ging er zur Schlösserstiftung, wo er in seiner Amtszeit das erste Restaurierungsprogramm startete. 

„In – für das preußische Kulturerbe – politisch und ökonomisch schwierigen Zeiten setzte er sich mit Sachverstand und Leidenschaft für den Erhalt der Schlösser und Gärten ein. Ohne das von ihm in den Jahren der DDR maßgeblich verantwortete Restaurierungsprogramm wäre Sanssouci heute nicht, was es ist", teilte Schlösserstiftungs-Chef Christoph Martin Vogtherr am Dienstag zum Tod von Mückenberger mit. "Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass an der Terrassen-Anlage des Weinbergschlosses und am Neuen Palais wichtige, oft rettende Maßnahmen vorgenommen wurden oder dass der Park Babelsberg bewahrt werden konnte. Wir schauen mit Hochachtung auf diese Lebensleistung."

Bis 1991 wurden unter anderem das Schlosstheater im Neuen Palais und die Restaurierung des Marstalls, in dem ab 1981 das Filmmuseum untergebracht war, saniert. Auch die Mitarbeiter des Filmmuseums und der Filmuniversität Babelsberg drückten am Dienstagnachmittag ihre Trauer in einer E-Mail aus. "Das Filmmuseum in diesem ältesten Gebäude der Stadt würde es ohne Joachim Mückenberger nicht geben – dafür sind wir ihm sehr dankbar, und nicht nur dafür", heißt es in dem Schreiben. Joachim Mückenberger und seine Frau Christiane Mückenberger hätten ihren Lebensmut niemals sinken lassen – trotz Berufsverbot, das ihnen 1966 erteilt wurde. Sie hätten immer ihre Ideen von einer anderen demokratischen Gesellschaft weiter verfolgt – bis nach 1990 und bis in das Filmmuseum hinein.

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