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Experiment. Potsdams Verkehrsbetrieb hatte unter anderem diesen Hybridbus getestet. Doch für den Dauereinsatz entschied man sich anders.

© Stadtwerke Potsdam

E-Mobilität in Potsdam: Nicht sehr auf Draht

Damit die Luft in Potsdam sauberer werden kann, wären Elektroautos eine Hilfe. Doch noch geht es mit der Etablierung der neuen Technik nur schleppend voran.

Probleme wegen gesundheitsschädlicher Autoabgase hat Potsdam nicht exklusiv. Am heutigen Montag beschäftigt man sich sogar im Kanzleramt mit der Frage, wie die Luft in den Innenstädten sauberer werden kann. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Vertreter der Autoindustrie und Bürgermeister der 40 am meisten betroffenen Städte zum Dieselgipfel geladen. Dabei soll es auch darum gehen, wie die Kommunen bei der Umstellung auf schadstoffarme Antriebe unterstützt werden können.

Potsdam gehört zwar nicht zu den schmutzigsten Städten, könnte aber bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge Hilfe ganz gut gebrauchen. Denn bisher kommt die Stadt dabei nur langsam voran. Obwohl das Thema nicht neu ist, gibt es in Potsdam bis heute kaum Elektrofahrzeuge: Ganze 99 E-Autos sind aktuell bei der Zulassungsstelle gemeldet. Angesichts von insgesamt rund 70 000 in Potsdam angemeldeten Autos ist der Anteil verschwindend gering. In der Stadtverwaltung verweist man dennoch auf einen positiven Trend: „In den letzten Jahren ist ein stetiges Wachstum an zugelassenen Elektrofahrzeugen zu verzeichnen“, so Stadtsprecher Markus Klier. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Bestand verdreifacht. Ginge es so weiter, würde sich die Zahl in sechs Jahren der 1000er-Schwelle nähern.

Vorbild sind die Stadt und die städtischen Betriebe

Bisher scheuen aber Privatpersonen offenbar die Anschaffung der sauberen Fahrzeuge. Vorreiter sind bisher vor allem die Stadt und die städtischen Betriebe. So hat die Stadtverwaltung vier Elektroautos in ihrem Fuhrpark. Das entspricht immerhin einem Anteil von 14 Prozent. Noch in diesem Jahr soll ein weiteres E-Auto dazukommen, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Im größeren Fuhrpark des kommunalen Stadtwerkekonzerns finden sich immerhin schon sieben reine Elektrofahrzeuge, zwei Hybrid-Fahrzeuge sowie zwei E-Bikes. Weitere drei reine Elektroautos, ein Hybrid-Auto, zwei E-Roller und zwei E-Bikes sollen kurzfristig angeschafft werden. Allerdings beträgt der Elektro-Anteil am Fuhrpark noch weniger als einen Prozent. Bei der kommunalen Wohnungsholding Pro Potsdam haben vier von 35 Fahrzeugen einen elektrischen Antrieb. Künftig will man den Bestand erweitern und auch E-Fahrräder anschaffen. Das sei ein Baustein zur Wahrnehmung unserer ökologischen Verantwortung, so Sprecherin Jessica Beulshausen. Auch das Klinikum Ernst von Bergmann besitzt vier Elektroautos. „Ab dem Jahr 2018 werden wir bei Neuanschaffungen auf Elektro- oder Hybridmodelle umsteigen“, sagte Geschäftsführer Steffen Grebner. Mittelfristig wolle man den Fuhrpark komplett auf alternative Antriebe umstellen.

Während die städtischen Betriebe die Fahrzeuge für Fahrten zwischen ihren eigenen Standorten nutzen und dort auch aufladen können, sind für den privaten Alltagsbetrieb auch Ladestationen im Stadtgebiet nötig. Damit sieht es bisher noch mau aus: Laut einer Studie des Berliner Reiner-Lemoine-Instituts über Elektromobilität gibt es in Potsdam insgesamt 36 Ladepunkte. Teilweise sind sie öffentlich zugänglich, wie ein kürzlich in der Drewitzer Gerlachstraße eröffneter Ladepunkt mit gleich sechs Anschlüssen. Bei anderen muss man sich im Vorfeld anmelden. So ist es auch bei den Ladestationen auf der Pro Potsdam und des Klinikums. Die Stadtwerke betreiben derzeit drei öffentlich zugänglich Ladestationen in der Steinstraße, am Stern-Center und an der Historischen Mühle. Im Herbst sollen weitere Elektroladesäulen auf dem Parkplatz des blu und am Bassinplatz dazukommen.

Stadtverwaltung erarbeitet Konzept für Lademöglichkeiten

Damit es künftig mehr Lademöglichkeiten gibt, erarbeitet die Stadtverwaltung derzeit ein Standortkonzept. Es soll Ende des Jahres im Entwurf vorliegen und dann in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden. Wer einen privaten Ladepunkt einrichten will, muss dies beim Netzbetreiber anmelden, heißt es bei den Stadtwerken. Insbesondere ältere Hausanschlüsse seien nicht auf das Laden von Elektrofahrzeugen ausgelegt.

Einen großen Beitrag zur Schadstoffminderung könnte auch der Potsdamer Verkehrsbetrieb leisten – denn seine Busse sind auf Potsdams Straßen im Dauerbetrieb. Doch in den nächsten drei Jahren werden erstmal 29 Dieselbusse angeschafft. Bei der Entscheidung habe man sich für die risikoärmste Variante entschieden. „Wir erwarten, dass in den nächsten Jahren von der Industrie technisch zuverlässige Fahrzeuge mit Elektroantrieb angeboten werden“, so Sprecher Stefan Klotz. Ab 2020 soll dann die gesamte Busflotte sukzessive durch alternativ angetriebene Busse ersetzt werden.

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