zum Hauptinhalt
Geschichte erleben. Im Filmmuseum untersuchten die Jugendlichen Polemik und Propaganda im Film, wie etwa in „Panzerkreuzer Potemkin“ von Regisseur Sergej Eisenstein.

© dpa

Landeshauptstadt: Durch die Zeiten springen

Bei den 14. Jugendgeschichtstagen erforschen Schüler aus Brandenburg Historisches aus der Region

Das Forschungsspektrum ist breitgefächert: Vom Alltag und Leben der Sorben in der DDR über die Frage, warum der Karneval aus dem südbrandenburgischen Gröden verschwand, bis hin zu Themen wie der Deportation von Menschen der sowjetischen Besatzungszone in Speziallager nach Sibirien. In Brandenburg erforschen Jugendliche bei dem Projekt „Zeitsprünge Brandenburg“ Geschichten aus ihren Heimatregionen. Bei den Jugendgeschichtstagen, die an diesem Wochenende unter dem Motto „Geschichte entdecken – durch die Zeiten springen“ in Potsdam laufen, tauschen sich die Nachwuchshistoriker über ihre aktuellen Projekte aus, reden über Geschichte und lernen in Exkursionen und Workshops, wie sie ihre eigene Forschung voranbringen können. Etwa 50 Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren sind dafür angereist.

Das Projekt wird seit 2004 vom Landesjugendring Brandenburg organisiert, der auch die Jugendgeschichtstage ausrichtet. Seit September vergangenen Jahres forschen aktuell 20 Gruppen. „Das ist bereits der 14. Jahrgang der Zeitsprünge“, erzählt Jane Baneth, Vorstandsmitglied im Landesjugendring. Bisher seien rund 390 Projekte zusammengekommen, an denen mehr als 4000 Jugendliche teilgenommen hätten. Nach der Begrüßung im Landtag am Freitag und einem ersten Austausch darüber, wie Geschichte erzählt wird und warum sie überhaupt wichtig ist, ging es für die Jugendlichen am Freitag raus ins Forschungsfeld. Zu geschichtsträchtigen und spannenden Orten in Potsdam: Unter anderem diskutierten sie im Filmmuseum über den Einsatz von Polemik und Propaganda wie im Stummfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergei Eisenstein aber auch in neuen Filmen wie „We feed the World“ von 2005. In der Gedenkstätte Lindenstraße wurden die Jugendlichen durch das Gefängnis geführt und trafen auf den ehemaligen Gefangenen Dieter Ott.

Auch die Projekte, die die Nachwuchsforscher mitbringen, sind vielfältig. So geht eine Gruppe aus dem südbrandenburgischen Großthiemig im Landkreis Elbe-Elster einer Vereinsflagge nach, die zu DDR-Zeiten versteckt und später wiederauftauchte. Den Initiatoren des Projekts geht es genau darum: Die Geschichte aus dem Ort und der Region, in der die Jugendlichen leben, soll aufgespürt werden.

Das der Ansatz funktioniert zeigt, dass einige Teilnehmer regelmäßig mit dabei sind. So auch die 14-jährige Sophie Wachtel, die der Geschichte der mehr als 100 Jahren alten Spielmannzug-Vereinsflagge des „Deutsche Eiche“-Vereins aus der Gemeinde Hirschfeld auf den Grund gehen will. Die Gruppe um die Nachwuchshistorikerin will herausbekommen, warum und wo die Flagge versteckt worden war und warum sie plötzlich wieder auftauchte. „Ich würde mich zwar nicht jeden Tag mit Geschichte beschäftigen wollen, finde aber, dass sie wichtig ist“, sagt das junge Mädchen. Geschichte gehöre zum Allgemeinwissen einfach dazu. Sophie Wachtel will auch im nächsten Jahr wieder mit dabei sein. Die diesjährigen Projekte werden am 16. Juni bei der Jugendgeschichtsmesse im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte präsentiert.

Sarah Stoffers

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false