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„Duckomenta“ in der Galerie 21 in Potsdam: Die Ente als Krone der Schöpfung

Große Kunst mit Federvieh: Bis zum 6. Februar zeigt die „Duckomenta“ in der Galerie 21 klassische Gemälde im Entenhausen-Stil. Was es dort zu sehen gibt.

Potsdam - Da hängt es: „Das Mohnfeld“, Monets vielleicht berühmtestes Gemälde, von Meisterhand gemalt. Mutter und Kind laufen durch das sommerliche Feld, sie tragen Hüte, einen Sonnenschirm – und Entenschnäbel. Der Besucher der Galerie 21 in Potsdam merkt schnell: Irgendetwas stimmt hier nicht. Man hat das Gefühl, in einer Parallelwelt gelandet zu sein, in der nicht der Mensch, sondern die Ente zur Krone der Schöpfung aufgestiegen ist. In der Galerie in der Hermann-Elflein-Straße hängen mehr als 40 Kunst-Klassiker aus allen Epochen, wohlvertraut und doch gänzlich neu, denn ausnahmslos alle Figuren sind im Entenhausen-Stil gehalten.

Dahinter steckt die Künstlergruppe „Interduck“, die mit ihrer Wanderausstellung „Duckomenta“ (eine Verballhornung der Kunstausstellung „documenta“) noch bis zum 6. Februar in der Landeshauptstadt gastiert. Zu sehen sind beispielsweise Kunstwerke wie die Büste der ägyptischen „Duckfretete“, Bruegels „Enten im Schlaraffenland“ oder moderne Klassiker wie Kasimir Duquewitschs „Drei schwarze Quadrate“, die eine Mickey-Maus-Silhouette bilden. „Es ist nicht das, was man normalerweise in einer Galerie erwartet“, räumt Galerist Gerhard Schmitthenner ein. „Manche Besucher sagen gar nichts und gehen wieder raus, manche sind amüsiert und dann gibt es noch die Sammler, die sagen: Mal schauen, was ich davon noch nicht habe.“

Alle Bilder wurden komplett neu gemalt

Es handelt sich dabei keineswegs nur um reine Kopien von Original-Gemälden, in die ein paar Entenschnäbel eingefügt wurden – alle Bilder wurden komplett neu gemalt: „Wir haben immer die Originaltechnik des Meisters verwendet“, sagt Anke Doepner von Interduck. Entstanden war das Projekt Anfang der 1980er Jahre in einem Seminar der Kunsthochschule Braunschweig, das vom Donald-Duck-Fan Eckhart Bauer geleitet wurde.

Dieser hatte in den 1960er Jahren begonnen, Werbe- und Fanartikel rund um Disney zu sammeln. 1982 präsentierte er den Studenten seine über 600 Einzelstücke umfassende Sammlung – aus diesem Ereignis entwickelte sich die Idee zur Duckomenta, die 1986 erstmals in Erlangen ausgestellt wurde. „Für uns als Kunststudenten war es ein großer Spaß, das Kopieren auf andere Weise zu tun, als es in früheren Zeiten Kunststudenten gemacht haben“, sagt Rüdiger Stanko von Interduck über die Entstehung des Projekts. Auch Gerhard Schmitthenner weiß die künstlerische Leistung von Interduck zu schätzen: „Hier kann man wunderbar die Technik bewundern“, sagt er und zeigt auf die Enten-Version von Monets „Sonnenaufgang“. „Man kann erkennen: Das ist Top-Niveau, wenn man die Originale kennt.“

"Duckomenta" bringt Humor in die ernste Kunstwelt

Mittlerweile ist die Kunstausstellung auf über 400 Gemälde, Graphiken, Skulpturen und andere Objekte angewachsen, darunter auch eine „Trojanische Ente“, die Gletschermumie „Dötzi“, Gemälde von „Vincent van Dugh“, eine Weltkugel in Ei-Form oder ikonische Poster von „Che Duckevara“. „Die Kunst-Experten sind ratlos“, schrieb etwa 1993 die Hannoversche Allgemeine Zeitung über die Ausstellung. Bislang hat die Duckomenta schon in Museen in Wien, Paris oder Rotterdam gastiert, der Hauptteil der Sammlung ist derzeit in Mannheim zu sehen.

Mit ihrem Projekt hat Interduck definitiv etwas Humor in die sonst so bierernste Kunstwelt gebracht. Doch für die Macher der Duckomenta ist diese mehr als nur ein Kunststudenten-Jux: „Wir sehen die Ausstellung als eine Brücke, um den Zugang zu alter Kunst zu erleichtern“, sagt Doepner. Laut Interduck gebe es mittlerweile viele Comic-Liebhaber, die sich für Kunstgeschichte zu interessieren beginnen. Wobei es nicht immer ganz einfach sei, einen Ausstellungsort zu finden: „Bei einer Anfrage an ein Museum haben wir eigentlich nur dann eine Chance, wenn der Museumsdirektor Humor hat oder das Museum auch für angewandte Künste und Naturwissenschaften offen ist“.

Ein Erfolg in Frankreich

Reine Kunstmuseen hingegen tun sich schwer mit den persiflierten Meisterwerken – mit einer Ausnahme: 2015 schaffte es die Duckomenta ins Palais des Beaux-Arts de Lille – „die Nummer zwei der französischen Kunstmuseen nach dem Louvre“, sagt Doepner stolz. Innerhalb von drei Monaten kamen über 80 000 Besucher in die Duckomenta, Interducks bislang erfolgreichste Ausstellung. Damit dürften die Schöpfungen von Disney und Carl Barks endgültig in der Hochkultur angekommen sein. „Mir hatten meine Eltern damals noch verboten, Mickey-Maus-Hefte zu lesen. Heute sind sie hoffähig“, stellt Galerist Schmitthenner fest.

Wer sich selbst ein Enten-Gemälde in die Wohnung hängen will, kann dies übrigens problemlos tun: Die in der Galerie 21 ausgestellten Stücke können gekauft werden, die Preise liegen zwischen 59,90 Euro und 4800 Euro (für Originale). Eines der Bilder wurde bereits verkauft: Schmitthenner zeigt auf „Dagobert über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich.

„Überall ist Entenhausen“ – Die Duckomenta in Potsdam, Galerie 21, Hermann-Elflein-Str. 21, Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstag von 12 bis 16 Uhr, Eintritt frei.

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