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Viele Kinder wären nachmittags alleine zu Hause, könnten sie nicht in die Arche in Drewitz kommen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Drewitzer Arche nimmt keine Kinder mehr auf

Die christliche Einrichtung Arche in Drewitz hat keine Kapazitäten mehr für zusätzliche Kinder. Dabei steigt der Bedarf immer weiter.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Der christliche Freizeittreff Arche im Potsdamer Brennpunktviertel Drewitz hat wegen Überlastung einen Aufnahmestopp verhängt. Bereits seit rund zwei Monaten würden keine Kinder mehr angemeldet, so der Leiter der Potsdamer Einrichtung, Christoph Olschewski auf Anfrage. Sie würden an andere lokale Angebote verwiesen oder gebeten, nach Ostern wiederzukommen. „Dann wollen wir erneut prüfen, ob wir Kapazitäten für neue Kinder haben.“ Die Arche wird vor allem von Grundschulkindern am Nachmittag besucht.

Immer mehr Besucher kommen in die Arche

Grund für den Quasi-Anmeldestopp, über den zuerst die „Märkische Allgemeine Zeitung“ berichtete, ist ein seit Jahren andauernder Anstieg der Besucher in der Einrichtung. Waren es vor einem Jahr noch rund 80 Kinder, die im Schnitt täglich kamen, sind es jetzt rund 90 – bei steigender Tendenz. Ausgelegt seien das Personal und das derzeitige Angebot eher auf die Arbeit mit 50 bis 60 Kindern, so Olschewski gegenüber den PNN. Ein offizieller Aufnahmestopp ist es dennoch nicht, da die Arche als offene Kinder- und Jugendeinrichtung eigentlich keine echte Anmeldung durchführt. Allerdings wird Eltern von Kindern, die regelmäßig kommen, ein Formular vorgelegt, auf dem sie eine Notfalladresse hinterlegen sollen und zum Beispiel auch bestätigen, dass das Kind keine andere Einrichtung wie etwa einen Hort besucht. In den vergangenen Monaten hätten einige Familien vor der Tür gestanden, die ihre Kinder gerne regelmäßig in die Arche schicken wollten. Diese seien nun erstmal vertröstet worden, so Olschewski.

"Drewitz ist bunter geworden"

Den Anstieg erklärt er sich zum einen mit der gestiegenen Anzahl an Flüchtlingen in Drewitz. „Drewitz ist bunter geworden und das begrüßen wir ausdrücklich“, so der Arche-Leiter. „Aber wir müssen auch lernen, mit dieser neuen Vielfalt umzugehen.“ Wichtig sei, eine ausgewogene Mischung in der Arche beizubehalten. Auch Kinder von Eltern ohne Fluchthintergrund, die beide berufstätig seien und trotzdem kaum genug zum Leben hätten, kämen immer öfter in die Arche.

Christoph Olschewski leitet die Arche in Drewitz. 
Christoph Olschewski leitet die Arche in Drewitz. 

© Andreas Klaer

„Unser Anspruch ist ja, möglichst viele Kinder zu erreichen, aber sie sollen hier auch einen Ansprechpartner haben“, so der Leiter. Das kleine Team der Arche – neben Olschewski selbst gibt es drei Vollzeitstellen, eine Teilzeitstelle und einen Helfer aus dem Bundesfreiwilligendienst – stoße längst an seine Grenzen. Schließlich habe man den Anspruch, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen, ihnen einen Raum zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen. „Kinder brauchen Wärme, Wertschätzung, Ermutigung und jemand, der ihnen zuhört.“

Wunsch nach mehr Personal

Am besten wäre es laut Olschewski, wenn er mehr Personal zur Verfügung hätte. Zum Beispiel jemand, der sich um die Betreuung der rund 20 Ehrenamtlichen kümmern könnte, oder auch eine zusätzliche Kraft aus dem Bundesfreiwilligendienst. „Dann könnten wir mehr anbieten und auch zum Beispiel das derzeit sehr kurze Fenster für Jugendliche am Freitagabend verlängern“. Auch inhaltlich will Olschewski eigentlich mehr anbieten, zum Beispiel zusätzliche vorbeugende Kurse für sozial-emotionale Kompetenz. „Wir wollen mehr präventiv arbeiten, als hinterherzuräumen.“

Woher zusätzliches Personal respektive das Geld dafür kommen könnte, lotet Olschewski derzeit aus. Der Verein finanziert sich größtenteils aus Spenden von Privatpersonen und Unternehmen, die jährliche Grundfinanzierung für die Potsdamer Einrichtung kommt zum Beispiel von TV-Moderator Günther Jauch. Seit kurzem ist die Arche Potsdam zudem nicht nur über den bundesweiten Verein als Träger der Jugendhilfe anerkannt, sondern auch auf kommunaler Ebene in Potsdam. Derzeit prüfe er die Möglichkeiten, ob es dadurch weitere Fördermöglichkeiten gibt, so Olschewski. Allerdings ist auch das zeitaufwendig – Zeit, die dann wieder für die Kinder fehlt.

Ein Ausweg: Ausbau der Ganztagsschulen

Aus Sicht der Grünen Landtagsabgeordneten Luise von Harlem ist das Problem weniger die mangelnde Förderung von Einrichtungen wie der Arche, sondern das noch zu wenig ausgebaute Ganztagsangebot im Land. „Gute Ganztagsschule unterstützt diejenigen, die besonderer Förderung bedürfen“, so die Politikerin in einer Mitteilung. Die rot-rote Landesregierung betreibe Ganztagsschule nur halbherzig und ohne Qualitätskonzepte. „Dabei wäre guter Ganztag die Antwort auf mangelnde Teilhabe- und Bildungsgerechtigkeit. Die Zeche dieser verfehlten Politik zahlen nun die Kinder und Jugendlichen in Drewitz.“

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