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Landeshauptstadt: Drei Kreuze für Potsdamer

Schellnhuber, Schlöndorf und Uni-Gründer Mitzner erhielten Verdienstorden

Eigentlich wollte er nie irgendwelche Orden annehmen, sagt Hans Joachim Schellnhuber. „Aber dann hat mir die Queen einen verliehen und das war so schön.“ 2004 war das. Damals hat die englische Königin dem Chef und Gründer des Potsdamer Klimaforschungs-Instituts Schellnhuber den Titel „Honorary Commander of the Most Excellent Order of the British Empire“ verliehen – für sein großes Engagement in der Klimaforschung. Gestern bekam der Physiker und Mathematiker Schellnhuber den Verdienstorden des Landes Brandenburg. Dafür, dass Menschen wie die Queen das „Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“, kurz PIK, überhaupt kennen.

Ministerpräsident Matthias Platzeck dankte Schellnhuber dafür, dass er den Namen Potsdam als Wissenschaftsstandort international bekannt gemacht habe. Da war es gestern auch egal, dass der Ministerpräsident und Schellnhuber in Sachen brandenburgischer Klimapolitik gar nicht einer Meinung sind. Dass das Land weiterhin Braunkohle fördern will, widerspricht den ständigen Ermahnungen Schellnhubers, der nicht nur Platzeck, sondern auch die Bundeskanzlerin Merkel berät. Aber ein Signal gegen die brandenburgische Klimapolitik setzen, und den Orden ablehnen – das wollte er nicht, sagt Schellnhuber. „Da sollte man sich nicht unnötig zieren.“ Zumal er davon ausgehe, dass Brandenburg in spätestens drei Jahren eine Klima-Strategie haben werde, die all seine Mahnungen berücksichtige, sagte Schellnhuber gestern nach der Ordensverleihung in der Staatskanzlei.

Ministerpräsident Platzeck hing dort 17 Menschen das rote brandenburgische Verdienstkreuz um den Hals, dem Ehepaar Barbara und Winfried Junge etwa für ihre Filmchronik „Die Kinder von Golzow“ und Eveline Joppin aus Werder für ihre Keramikwerkstatt in Glindow. Dort arbeiten Kinder mit und ohne Behinderungen zusammen. Sie leiste Großes für die Integration, begründete Platzeck die Auszeichnung.

Und zwei weitere Potsdamer sind seit gestern Ordensträger: Filmregisseur Volker Schlöndorf und der Gründungsdirektor der Universität Potsdam, Rolf Mitzner. Mitzner bekam den Orden für „seine großen Verdienste um den Wissenschaftsstandort Potsdam“. Mit dem sei er auch ganz zufrieden, sagt Mitzner. Aber er wünsche sich, dass die Uni-Absolventen in Potsdam mehr Firmen gründen würden.

Und Schlöndorf, der durch seinen Filme „Die Blechtrommel“ auch in Hollywood bekannt geworden ist? Er wurde geehrt, weil er die DDR-Filmstudios der „Defa“ in die Studios Babelsberg umgewandelt hat. 1992 bis 1997 leitete er den Betrieb, zog dafür extra nach Babelsberg. Dass es die Studios heute noch gibt, sei vor allem ihm zu verdanken, sagte Platzeck in seine Lobrede. Für Schlöndorf selbst bedeute der Preis vor allem eins: „Ich bin endlich angekommen.“ Früher sei er gelegentlich als Abwickler beschimpft worden. Jetzt sei bewiesen, dass er das nicht war. Den Studios gehe es gut: „Der Laden brummt.“

Juliane Wedemeyer

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