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Kein Erlösungsanruf. Henning von Tresckow (Holger Handtke, l.) und Fabian von Schlabrendorff (Andreas Berg) platzierten am 13. März 1943 eine Bombe in Hitlers Flugzeug, warteten aber vergeblich auf eine Todesnachricht, weil die Bombe nicht zündete.

© Andreas Klaer

Dreharbeiten im Schloss Marquardt: Hitler überlebt die Cognac-Bombe

Der MDR dreht im Schloss Marquardt ein Dokudrama über das gescheiterte Hitler-Attentat am 13. März 1943.

Von Sarah Kugler

Ein Büro, zwei Offiziere der Wehrmacht. Beide warten ungeduldig auf einen Anruf. Während der eine nervös die Brille abnimmt und im Zimmer umherläuft, sitzt der andere unruhig an seinem Schreibtisch, den Blick immer wieder auf das Telefon gerichtet. Als der ersehnte Anruf endlich kommt, gibt es enttäuschte Gesichter – dann einen Schnitt, kurze Besprechung und die Szene geht von vorne los. Seit dem vergangenen Dienstag dreht der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) im Schloss Marquardt drei Folgen für die 18. Staffel „Geschichte Mitteldeutschlands“, die ab dem 17. Juli ausgestrahlt werden sollen.

Darunter am Mittwoch auch Szenen für den Film „Die Attentäter: Wie tötet man Adolf Hitler?“, der die geplanten Anschläge auf Hitler am 13. März 1943 beleuchtet, die von Henning von Tresckow mit Unterstützung von Fabian von Schlabrendorff geplant wurden. Insgesamt drei Pläne gab es, Hitler bei seinem Besuch des Hauptquartiers der Heeresgruppe Mitte in Smolensk zu töten. Zunächst planen sie, eine Bombe im Auto anzubringen, das ihn vom Flughafen zum Hauptquartier bringt. Auf Grund der starken Bewachung Hitlers misslingt das Vorhaben. Auch ein zweiter Plan, Hitler beim Mittagessen zu erschießen, muss abgebrochen werden. Schließlich gelingt es von Tresckow mit Hilfe eines Begleitoffiziers, eine als Cognac-Flasche getarnte Paketbombe in das Flugzeug zu schmuggeln. Auf Grund der eisigen Temperaturen versagt jedoch der Zündmechanismus. Die Attentäter warten vergeblich auf die Meldung von Hitlers Tod und schließlich muss Schlabrendorff nach Berlin fliegen, um die Bombe gegen eine echte Cognac-Flasche auszutauschen.

„Tatsächlich blieb der Attentatversuch unentdeckt“, erklärt der betreuende Redakteur Frank Kutter am Mittwoch. „Wir wissen von diesem Plan auch nur durch die aufgeschriebenen Erinnerungen von Schlabrendorffs, alle anderen Akten wurden vernichtet.“ Regisseur Pepe Pippig findet das Thema gerade deswegen auch so spannend, weil ihm vorher gar nicht klar war, dass Hitler insgesamt 40 Attentate überlebt hat. Auch wenn der Schwerpunkt des Films auf den beiden Offizieren, ihrer Zerrissenheit und ihren Zweifeln liegt, versucht der Film auch, den Blick auf die hohen Sicherheitsmaßnahmen rund um Hitlers Person zu legen, wie der Regisseur sagt. „Die minutiöse Planung, die die Attentäter durchführen müssen, ist natürlich höchst spannend und darauf konzentrieren wir uns stark.“ Schloss Marquardt als Drehort sei für ihn immer wieder wunderbar, aber auch über das schöne Wetter am Mittwoch habe er sich sehr gefreut. „Wir haben am Morgen am Wasser Szenen nach einer Testsprengung gedreht und auf historischen Fotos von dem Tag sieht man, dass die Sonne strahlt“, so Pippig. „Besser hätte es gar nicht laufen können.“

Damit auch in den anderen Szenen alles stimmt, hat Szenenbildnerin Stefanie Probst bei der Herrichtung des Wintergartenzimmers, in dem die Büroszene mit von Tresckow und von Schlabrendorff gedreht wird, viel Zeit investiert. Viele Requisiten konnte sie in verschiedenen Fundus – unter anderem in Babelsberg – finden, einige, wie etwa kleine Hakenkreuz-Wimpel oder originalgetreue Streichholzschachteln, bastelte sie aber mal eben selbst. Auch die große Landkarte, die im Vordergrund auf einem Tisch zu sehen ist, hat Probst eigenhändig in sieben Stunden zusammengestellt. „Am meisten gefreut habe ich mich aber, dass ich eine fast originale Flasche Cognac aus der Zeit gefunden habe“, erzählt sie. Zwar stamme die nicht mehr ganz aus den 40er-Jahren, das Etikett sei aber quasi identisch – und der Cognac wohl sogar noch genießbar.

Probieren durften Von-Tresckow-Darsteller Holger Handtke und Kollege Andreas Berg während des Drehs allerdings nicht. „Das hier ist ja nur Wasser“, sagt Handtke fast empört am Ende der Büroszene, wenn die beiden Offiziere resigniert anstoßen. Der Schauspieler, der unter anderem in George Clooneys „Monuments Men“ mitwirkte, ist es gewohnt Nazi-Rollen zu spielen. „Mindestens einmal im Jahr stecke ich in der Uniform“, sagt er. Satt habe er die Rollen nicht, schließlich gebe es immer noch genug Geschichten. „Es ist auch wichtig, dass wir aus dieser Zeit erzählen“, ergänzt Schlabrendorff-Darsteller Berg. „Man darf es einfach nicht vergessen.“

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