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Die Trockenheit hat dem Park Babelsberg, wie hier im Bild zu sehen, bereits 2018 zugesetzt. 

© Sebastian Gabsch PNN

Dramatische Folgen der Dürre: Bis zu 1000 Bäume in Welterbeparks abgestorben

Der Regen der letzten Wochen reicht nicht aus, um die Dürreschäden an Potsdams Bäumen und Grünanlagen zu reduzieren. Besonders betroffen sind der Ruinenberg und der Park Babelsberg. 

Von Peer Straube

Potsdam - Das Ausmaß der Dürreschäden an Potsdams Bäumen und Grünanlagen wird immer dramatischer. Die Regenfälle der letzten Wochen und Monate reichten bei Weitem nicht aus, sagte Michael Rohde, Gartendirektor der Schlösserstiftung, am Dienstag auf PNN-Anfrage. „Wir erleben das dritte Dürrejahr in Folge.“ Die wenigen Niederschläge trügen weder zu einer Erholung des Grundwasserspiegels bei noch erreichten sie die Wurzeln der Bäume. 800 bis 1000 Altbäume in den Welterbeparks und -gärten der Stiftung seien inzwischen abgestorben, sagte Rohde. Besonders schlimm habe die Dürre an Eichen, Buchen, Birken und Platanen gewütet. 

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Die Auswirkungen seien selbst für den Laien sichtbar: Die Kronen fast aller Bäume seien lichter, weil diese im Frühjahr nicht mehr richtig austrieben, erklärte der Gartendirektor. Besonders schlimm seien die Schäden an Bäumen in Hanglagen, etwa im Park Babelsberg oder am Ruinenberg. Auf Letzterem sei inzwischen ein Drittel der Bäume tot oder schwer geschädigt, sagte Rohde.

Wassersäcke sollen durstigen Bäumen helfen. 
Wassersäcke sollen durstigen Bäumen helfen. 

© Manfred Thomas

Hinzu komme, dass die Schwäche der Bäume Schädlingen in die Hände spiele. So falle der Splintkäfer neuerdings vermehrt über die Eschen im Park Sanssouci her. Die Bohrkäferart fresse die Rinden der Bäume, die anschließend abstürben.

Das volle Ausmaß der Schäden in den Parks werde wohl erst in drei bis fünf Jahren sichtbar, sagte Rohde. Der finanzielle Schaden ist hingegen schon jetzt quantifizierbar: Die 760.000 Euro, die Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters im vergangenen Jahr für die Beseitigung von durch extreme Witterung hervorgerufene Schäden zur Verfügung gestellt hatte, „werden wir komplett aufbrauchen“, sagte Rohde.

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Neue Forschung soll helfen, Strategien im Kampf gegen die Dürre zu finden

Doch die Stiftung ergreift Gegenmaßnahmen. Laut dem Gartenchef sind drei Forschungsprojekte in Vorbereitung, von denen sich die Stiftung Aufschluss über mögliche Strategien im Kampf gegen den Klimawandel erhofft. Eines beschäftigt sich mit Risikovorsorge gegen Extremwetterlagen, das zweite mit effizientem Wassermanagement und das dritte mit sinnvollen Verfahrensweisen bei der Nachpflanzung von Gehölzen. Alle drei Projekte seien auf mehrere Jahre angelegt, um möglichst aussagekräftige Erkenntnisse zu gewinnen und würden wissenschaftlich begleitet, so Rohde.

Vertrockneter Rasen auf dem Platz der Einheit.
Vertrockneter Rasen auf dem Platz der Einheit.

© Andreas Klaer

Auch im übrigen Stadtgebiet ist die Lage kaum besser. Um das Ausmaß der Trockenheitsschäden aus den letzten Jahren zu erfassen, werde derzeit ein Baumzustandsbericht erarbeitet, der zum Jahresende vorliegen soll, sagte ein Stadtsprecher auf Anfrage. Bereits fest stehe, dass vor allem viele flach wurzelnde Bäume wie Birken, Weiden und Nadelgehölze die Trockenheit nicht überlebt hätten. Doch auch die „Vitalität einiger Leitbaumarten“ habe bereits „erkennbar Schaden genommen“, so der Sprecher. Dazu zählten beispielsweise Linde, Ahorn, Rotdorn und Buche. Zudem litten auch die Stadtbäume zunehmend unter Schädlingsbefall.

Schäden aus 2019 müssen noch beseitigt werden

Die Folgen der Trockenheit werden das Grünflächenamt noch auf Jahre hinaus beschäftigen – weil Bäume auf Witterungseinflüsse „eher träge“ reagierten. So müssten die Mitarbeiter in diesem Jahr die Schäden beseitigen, die auf das Dürrejahr 2019 zurückzuführen sind. Das heißt, es müssten deutlich mehr abgestorbene Bäume – darunter auch viele Jungbäume – und auch mehr Kronenteile oder Äste entfernt werden, so der Sprecher.

Als eine der wichtigsten Gegenmaßnahme arbeitet man im Rathaus derzeit an einem Bewässerungskonzept, um die Wasserversorgung der Bäume und Grünanlagen zu optimieren. Ein erstes Pilotprojekt kann man bereits besichtigen: Im Süden Potsdams hat die Stadtverwaltung damit begonnen, grüne Wassersäcke um die Bäume zu wickeln. Diese Beutel, von denen jeder bis zu 100 Liter Wasser fasst, geben ihren Inhalt langsam über einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden direkt in den Wurzelbereich ab und sorgen so für eine effiziente und nachhaltige Bewässerung. 

Trockenheitsresistente Bäume sollen gepflanzt werden

Insgesamt sollen laut Rathaus zunächst 564 Bäume mit solchen Säcken ausgerüstet werden, und zwar in der Heinrich-Mann-Allee, der Turmstraße, der Wollestraße, der Siemensstraße, der Wattstraße, dem Erlenhof, am Magnus-Zeller-Platz und in der Drevesstraße – generell überall dort, wo eine andere Bewässerungsart weniger effizient ist. Bezahlt wird das – jeder Sack kostet gut 20 Euro – aus dem Etat des Grünflächenamtes. Bei Nachpflanzungen will die Stadt, ähnlich wie die Schlösserstiftung, vor allem auf stress- und trockenheitsresistente Arten setzen, zudem bekommen Jungbäume eine mindestens dreijährige spezielle Entwicklungspflege.

Die wenigsten Probleme gibt es offenbar im von der Pro Potsdam bewirtschafteten Volkspark. Dort seien die Gehölze trotz Trockenheit dank guter Pflege in einem generell guten Zustand, sagte eine Sprecherin. In den Baumgruppen des Waldparks und des Remisenparks seien zwar 80 Prozent der Birken abgestorben oder beschädigt, dafür hätten aber andere Baumarten wie Eichen mehr Platz und könnten sich besser entwickeln. 2019 gab die Pro Potsdam rund 11 500 Euro für die Beseitigung der Schäden im Volkspark aus, in diesem Jahr werden es voraussichtlich 7000 Euro sein. 

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