zum Hauptinhalt
Potsdam Willi Frohwein Foto: Andreas Klaer

© Archivfoto: Andreas Klaer

Donnerstag, 12. Dezember 2019: Das ist heute in Potsdam wichtig

Heute gedenken wir Willi Frohwein, wir kommen nicht mehr nach Oranienburg und kümmern uns um die psychische Gesundheit von Schulkindern. Achja: Und etwas zu gewinnen gibt es auch.

Von
  • Valerie Barsig
  • Matthias Matern

Potsdam - Man kann gar nicht oft genug von Willi Frohwein erzählen. Heute vor zehn Jahren starb er mit 86 Jahren in Babelsberg. Was von ihm bleibt, sind seine Erinnerungen - an Auschwitz, Bergen-Belsen und und Mittebau-Dorau. Aber auch Erinnerungen an den Widerstand, den Mut, sich den Nationalsozialisten entgegenzustellen. Und seine Unermüdlichkeit, seine Geschichte immer wieder zu erzählen, um den Hass künftig zu verhindern. Nach dem Krieg schwieg Frohwein zunächst, bis 1965. In dem Jahr liest er in der Zeitung, dass Horst Fischer verhaftet worden ist. Fischer war derjenige, der Frohwein gleich zweimal für den Gang in die Gaskammer auswählte, weil er nicht mehr arbeiten konnte.  Daraufhin beschließt Frohwein, seine Geschichte zu erzählen. Vor Gericht und später vor vielen vielen Schülern. Frohwein ist Sohn einer katholischen Mutter, sein Vater konvertierte vom Judentum zum Katholizismus. Frohwein galt für die Nazis als "Halbjude". Als er 1942 zur Zwangsarbeit in einer Waffenfabrik verpflichtet wird, produziert er Ausschuss, wird schließlich nach Auschwitz gebracht, später folgen zwei Todesmärsche und die Internierung in Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen. Erst viel später erfährt er, warum er der Gaskammer entkam: Seine Mutter schrieb Briefe an den Lagerkommandanten und bat um Kunde über ihren Sohn, da ihr zweiter als Soldat im Krieg kämpfte. "Jetzt haben die dort nicht mehr durchgesehen. Es konnte doch nicht sein, ich laufe mit Stern rum und der andere ist Soldat?", heißt es in Frohweins Buch. 

Heute wird mit einer Veranstaltung im Thalia an ihn erinnert. Um 19 Uhr geht es los, unter anderem wird ein Dokumentarfilm über Willi Frohwein gezeigt, außerdem kommen Freunde und Familie zu Wort. 

Auch am Potsdamer Amtsgericht wird heute eines Opfers des Nationalsozialismus gedacht: Dort begann heute vor 75 Jahren der Prozess gegen Mirjam David aus München. Die damals 27-Jährige wurde wegen Tätigkeit in der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt. Sie kam in die Frauenstrafanstalt Aichach und wurde am 17. Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Zum Gedenken sollen heute im Gericht an der Hegelallee 8 auf Wunsch von Davids Angehörigen Blumen aufgestellt werden. 

Einschränkungen im Bahnverkehr

In Oranienburg wird heute eine amerikanische 500-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Das ist natürlich weit genug weg von Potsdam, allerdings hat es Auswirkungen auf den Bahnverkehr, da die Bombe mit chemischem Zünder nahe des S-Bahnhofs Lehnitz liegt. Ab 8 Uhr tritt heute der Sperrkreis in Kraft, ab 10 Uhr ist die Strecke für den Fernverkehr gesperrt. Es gibt einen Schienenersatzverkehr zwischen Birkenwerder und Oranienburg. Laut Kampfmittelbeseitigungsdienst soll der Sperrkreis gegen 14 oder 15 Uhr aufgehoben werden - genau weiß man das aber natürlich nicht.

Vortrag zum Alten Markt 

Das Gebäude am Alter Markt 17 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Das Gebäude am Alter Markt 17 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

© Potsdam Museum/Fritz Rumpf

Heute um 18 Uhr hält der Architekturhistoriker Thomas Sander einen Vortrag im Potsdam Museum. Er hat den Titel "Rekonstruktion oder Erinnerung? Möglichkeiten und Grenzen der Rekonstruktion von Architektur am Beispiel Alter Markt 17". Das barocke Bürgerhaus, was dort einst stand, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Danach wurde auf dem Areal die inzwischen wieder abgerissene Fachhochschule gebaut. Nun soll das ehemalige Gebäude im Zuge der Bauarbeiten in Potsdams Mitte rekonstruiert werden. Sander beschäftigt sich in seinem Vortrag mit der Frage, welches Bild das künftige Gebäude vermitteln soll - das von Fotografien vor 1945 oder das, welches 1775 auf Gemälden überliefert wurde. Ebenso geht es um die neue Nutzung hinter dem jetzt geplanten Fassadenbild und ob es sich dabei letztlich um eine Rekonstruktion oder Erinnerungsarchitektur handelt. 

Was ist heute wichtig für Potsdam und Brandenburg?

Themawechsel. Es geht in den Landtag: Dort wird heute über den von der Kenia-Koalition geplanten Milliardenkredit entschieden. 

Landesweit ebenfalls interessant, wenn auch nicht so folgenschwer ist die Pressekonferenz im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Dort wird heute die Bilanz des Fontanejahres gezogen - vermutlich wird man zufrieden sein, angesichts der Massen an Veranstaltungen zu Ehren des Autoren. 

Spannender wird es da bei der DAK-Gesundheit. Die Krankenkasse stellt heute eine Studie zur psychischen Gesundheit von Schulkindern in Brandenburg vor. Deutschlandweit sollen laut der Krankenkasse fast zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler eine diagnostizierte Depression haben. Mädchen sind dabei häufiger betroffen, als Jungen. Der deutschlandweite Report sei "nur die Spitze des Eisbergs”, kommentierte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, den Bericht gegenüber der Presse-Agentur dpa. „Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.” Es gebe viele Kinder, die an Depressionen litten und erst spät in die Praxen kämen. Wir schauen uns die Zahlen für Brandenburg heute mal genauer an. 

Was macht die Potsdamer Stadtpolitik heute?

Ein paar Ausschüsse, ein bisschen Händeschütteln: Der Stundenplan der Stadtpolitiker ist heute vor allem ab Nachmittag gefüllt. Los geht es um 16.30 Uhr im Jugendclub "Club 18" in der Pietschkerstraße 50. Dort kommt der Jugendhilfeausschuss zusammen. 

Weiter geht es um um 17 Uhr für Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth (Die Linke). Die eröffnet die Poster-Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“. Dabei hat sie es gar nicht weit - die Poster hängen nämlich künftig im Rathaus, im Flur zum Büro des Oberbürgermeisters Mike Schubert. 

Um 18 Uhr ist dann der letzte Termin: Der Rechnungsprüfungsausschuss kommt zusammen - ebenfalls im Rathaus. 

Preisgeld für Forscherin vom GFZ

Die Wissenschaftlerin Taylor Schildgen vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) wird mit 1,9 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert. Der sogenannte „Consolidator Grant“ des ERC hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Mit dem Preisgeld wird Schildgen den Angaben zufolge erforschen, wie sich der Klimawandel auf die Veränderung von Landoberflächen auswirkt, zum Beispiel durch Starkregenereignisse, Überflutungen an Flüssen oder verstärkter Sedimentation.

Nach den beiden im Oktober zuerkannten Synergy Grants des ERC ist dies der dritte ERC Grant innerhalb weniger Wochen für Forschende des GFZ. „Frau Schildgen trägt mit ihrer Arbeit wesentlich dazu bei, das System Erde besser zu verstehen. Die Auszeichnung ist hoch verdient“, lobte der GFZ-Vorstandsvorsitzende Reinhard Hüttl. Sie leitet eine Arbeitsgruppe in der Sektion Geomorphologie des GFZ und hat eine Professur an der Universität Potsdam inne. Sie stammt aus den USA und studierte am M.I.T. und der University of Edinburgh.

Den Schrank frisch machen

Hübsche Kleidung im Schrank, aber keine Lust mehr, sie anzuziehen? Dafür aber Lust auf Neues? Unicef veranstaltet heute um 17 Uhr auf dem Campus Griebnitzsee, Haus 6, Raum S.26 eine Kleidertauschparty. Nachhaltig und klimafreundlich ist das dann und außerdem muss man auch kein Geld ausgeben - außer natürlich für die frischen Waffeln, die vor Ort gebacken werden. Musik gibt es aus - welche, wird aber nicht verraten. 

Neue "Action"-Filiale in Drewitz

Wer doch shoppen möchte: Heute eröffnet in Drewitz (Konrad-Wolf-Allee 1-3) eine neue Filiale des Non-Food-Discounters "Action". Um 11 Uhr gibt es ein Meet&Greet mit den Vertretern in der neuen Filiale, die künftig montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr geöffnet sein soll. Auf 878 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen Kunden alles rund um Deko, Spielzeug, Körperpflege und Do-it-Yourself-Produkten finden. Etwa 15 bis 20 Mitarbeiter arbeiten laut Action in dem Laden. Rund 6000 Produkte sollen angeboten werden, darunter gibt es laut Firma Top-Marken, aber auch No-Name-Produkte. Bislang gibt es laut Unternehmensangaben 1500 Filialen in Europa.  

Wo spielt in Potsdam die Musik?

Oh Tannenbaum! Wir hoffen, die Stimme ist mit ordentlich Glühwein geölt, denn heute findet um 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr) im Lindenpark das Potsdamer Rudelsingen statt - natürlich heute mit dem Fokus auf Weihnachten. Dazu kommt heute auch noch ein guter Zweck: Der Reinerlös der Veranstaltung kommt dem Sozialen Zentrum der Volkssolidarität Landesverband Brandenburg e.V. zugute. Mitmachen ist ganz einfach: Ein Beamer strahlt jeweils die Texte an die Leinwand, die Sänger werden mit Klavier und Einspielungen begleitet. Karten kosten an der Abendkasse 14 Euro.

Um 20.30 Uhr gibt es heute Abend auf dem Theaterschiff mal wieder Musik bei freiem Eintritt - das freut Ohren und Geldbeutel. Auf der Schiffsbühne steht "Akeli", die Blues und Folk mischen, ebenso wie Texte auf Englisch und Deutsch. Seit 2017 lebt die Singer-Songwriterin aus Berlin in Leipzig. Unterwegs ist sie auf der Bühne meist solo. Hören kann man sie schonmal hier:

Das ist aber noch nicht alles, was Potsdam heute musikalisch zu bieten hat. Um 19.30 Uhr wird in der Friedenskirche das Weihnachtsoratorium gespielt. Im Le's Cyclo geht es auf kulinarische Reise nach Vietnam, gleichzeitig gibt es Akustikklänge von Lucas Laufen. Eintritt kostet das Essenskonzert nicht, aber eine Hutgage wäre nett. Laufen bezeichnet sich als "australischer Troubadour". Er spielt Guitarre, Klavier und Trompete und im großen und ganzen Folk - ein wenig melancholisch, aber immer hoffnungsvoll. Wer hinmöchte, sollte reservieren, sonst wird's eng. Das geht entweder per Mail an kontakt@lescyclo.de oder telefonisch unter 0331/88721277.

Es weihnachtet in Potsdam

Weihnachtsbaumkugeln, Dresdener Christstollen und gebrannte Mandeln: Heute verlosen wir zwei Gutscheine für das Stern-Center im Wert von jeweils 50 Euro. Die kann man zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt des Centers ausgeben.

Einfach >>hier<< anmelden, das Stichwort "Adventskalender + Türchen Nr. 12" eingeben und mit ein bisschen Glück den besagten Gutschein gewinnen.

Ansonsten liest heute - ebenfalls im Stern-Center - der Märchenerzähler Jeronimo von 14 Uhr bis 18 Uhr Geschichten vom Weihnachtsmann vor. Ab 15 Uhr lässt der sich sogar selbst blicken und erfüllt Kinderwünsche.

Beim traditionellen Turmblasen vom Balkon des Kulturhauses Babelsberg, Karl-Liebknecht-Straße 135, spielen die Posaunisten ab 18 Uhr Weihnachtslieder.

» Mehr als nur "Blauer Lichterglanz"
» Termine in den kommenden Tagen
» Sicherheit auf den Weihnachtsmärkten
» Alle aktuellen Infos unter www.pnn.de/weihnachtszeit.

Zum Schluss das Wetter

Grau in grau präsentiert sich der Donnerstag - maximal werden es fünf Grad. Das reimt sich zwar, macht es aber leider nicht besser.

In eigener Sache

Sie haben selbst Veranstaltungen, News, Tipps oder Anregungen, die an dieser Stelle veröffentlicht werden sollten? Immer her damit! Einfach eine E-Mail an online@pnn.de schreiben.

+++
Mehr lesen? Jetzt E-Paper gratis testen!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false