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Auge in Auge: Am Schaugehege kann man sich die Wisente aus der Nähe anschauen. In der Wildniskernzone in der Döberitzer Heide dagegen, wo sich die Tiere vollkommen frei bewegen können, braucht man etwas Glück, um eines zu Gesicht zu bekommen.

© Andreas Klaer

Döberitzer Heide in Potsdam: Neue Wege zu Wisent und Hirsch

Die Stadt Potsdam schenkt der Heinz Sielmann Stiftung 63 000 Quadratmeter, um die Döberitzer Heide zu vergrößern. Verbesserte Wege sollen Krampnitz und Fahrland besser ans Naturschutzgebiet anbinden.

Potsdam - Die Wisente kennen den Ruf. „Komm, komm, komm“ heißt für sie so viel wie: Hier gibt es etwas zu fressen, in diesem Fall einen Eimer Karotten. Donnernd galoppiert die Herde den Sandhügel in der Döberitzer Heide herab. Auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) greift in den Eimer, wirft den Tieren mit dem dicken, braunen Zottelfell und den gebogenen Hörnern die Möhren zu. Von der Gruppe Stadtpolitiker am Zaun, die im Rahmen einer Stadt-Umland-Begehung am gestrigen Dienstag die Heide besuchten, zeigen sich die Wisente unbeeindruckt. Die biologischen Vorfahren des amerikanischen Bisons im Schaugehege machen sich über das Gemüse her und schubsen dabei schon mal das Kalb um.

In der Döberitzer Heide, einem 3 650 Hektar großen Gebiet zwischen dem nördlichen Rand von Potsdam und dem Wustermarker Ortsteil Elstal, leben etwa 90 Wisente, 30 Przewalski-Pferde und 90 Rothirsche. In der Wildniskernzone können sie sich vollkommen frei und ungestört bewegen. Insgesamt wurden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz mehr als 5500 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gezählt. Das Gelände gehört seit 2004 der Heinz Sielmann Stiftung, benannt nach dem bekannten Tierfilmer, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Die Stiftung kümmert sich neben dem Erhalt der Artenvielfalt auch um die Wege, auf denen Fußgänger und Radfahrer das Naturschutzgebiet erkunden können.

63 000 Quadratmeter als Geschenk

Um die Döberitzer Heide noch besser zugänglich zu machen, schenkte die Stadt Potsdam der Heinz Sielmann Stiftung gestern mehrere Grundstücke. Die Schenkung umfasst mehr als 63 000 Quadratmeter. Das Gebiet befindet sich direkt angrenzend an das Entwicklungsgebiet Krampnitz auf dem ehemaligen Kasernengelände und nördlich von Fahrland. Oberbürgermeister Jakobs und Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) übergaben Hannes Petrischak, Naturschutzleiter der Stiftung, symbolisch eine Urkunde. Durch die Unterstützung der Stadt solle, so Jakobs, „das Naturerlebnis für Potsdamerinnen und Potsdamer, aber auch Gäste noch besser erlebbar und der Potsdamer Norden noch attraktiver werden.“

„Das erleichtert unsere Arbeit sehr“, betonte Petrischak. In dem Gebiet sollen im kommenden Jahr frühere, inzwischen komplett überwuchert Wege wieder für Radfahrer und Fußgänger hergestellt werden. So soll auch die Möglichkeit entstehen, eine kleine Runde durch die Heide zu drehen – die große ist 22 Kilometer lang, zu viel für einen Abendspaziergang oder eine Runde mit dem Hund. Für eine bessere Anbindung an Krampnitz und Fahrland wird der Weg zu einem bestehenden Parkplatz an der B2 hergerichtet, eine ehemalige Panzerzufahrt von der Kaserne wieder als Zugang ausgebaut und eine Anbindung über die so genannte Speckdammbrücke geschaffen. So soll die Heide zu einer wichtigen Adresse für Naherholung werden, für Potsdamer, Berliner und auch für Touristen.

Mehr als 100 000 Besucher pro Jahr in der Döberitzer Heide

Die neuen Wege sind ein Bestandteil von Projekten, die das Land Brandenburg im Rahmen des Stadt-Umland-Wettbewerbs unterstützt. 21,9 Millionen Euro Fördergelder erhält Potsdam mit einigen angrenzenden Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen und Partnern für verschiedene Projekte insgesamt, etwa 4,5 Millionen davon gehen an Projekte in der Döberitzer Heide. Geplant ist unter anderem ein Besucherzentrum mit Ausstellung in der ehemaligen Kommandatur des Übungsplatzes. Mehr als 100 000 Besucher kommen schon jetzt pro Jahr in die Heide, durch die neuen Maßnahmen sollen es noch mehr werden. Natur erleben, darum geht es der Stiftung.

Die Landwirte Helmut und Simone Querhammer, deren Gallowayrinder am Rand der Heide grasen, nutzten die Gelegenheit, um bei den Stadtpolitikern ein persönliches Anliegen vorzubringen: Ihnen fehle ein kleiner Schlachthof in Potsdam, am liebsten im Norden. Es gebe immer mehr kleine Biobetriebe, die Rinder oder Wasserbüffel hielten und sich für den Bau zusammentun könnten. Stefan Frerichs von der städtischen Wirtschaftsförderung und Erik Wolfram von der Stadtentwicklung zeigten sich offen und vereinbarten, alle Beteiligten oder Interessenten an einen Tisch zu holen. Schließlich könnten lokale Produkte Besucher anlocken.

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