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Kein Startkapital. Das Gebäude in der Geschwister-Scholl-Straße 34 soll zum Nachbarschaftstreff und Veranstaltungshaus ausgebaut werden. Die Stadt hatte auf zweieinhalb Millionen Euro Förderung vom Bund gehofft – aber dafür gab es eine Absage.

© Andreas Klaer

Doch keine Förderung: Geldsegen für Soziales fällt aus

Scholle, Bürgerhaus und Stadtgarten: Dafür hoffte die Stadt auf eine Millionenförderung vom Bund. Doch die fällt aus. Jetzt müssen die Einrichtungen umdenken.

Potsdam muss die Hoffnung auf Fördermillionen vom Bund für wichtige Sozialprojekte begraben. Es geht unter anderem um beantragte Gelder für das in der Entstehung begriffene Nachbarschaftshaus „Scholle 34“ in der Geschwister- Scholl-Straße und eine Sanierung des Bürgerhauses am Schlaatz nebst einem neuen Integrationsmanagement für Flüchtlinge. Dafür hatte die Stadt insgesamt rund vier Millionen Euro aus dem neuen Städtebauförderprogramm „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier“ beantragt. Doch aus dem erhofften Geldsegen des Bundes wird nichts.

Wie Potsdams Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) am Mittwochabend kurz vor dem Ende des Hauptausschusses sagte, sei „keines der von uns beantragten Projekte in die nächste Förderrunde gelangt“. Grund sei die Fülle der beim Land eingegangenen Anträge aus weiteren Kommunen. „Wir müssen nun sehen, wie es weitergehen kann“, sagte Aubel. Eine andere Möglichkeit zur Finanzierung gebe es kaum, machte sie deutlich. Betroffen seien auch erhoffte 50 000 Euro für einen Stadtgarten, der in Drewitz angelegt werden soll, hieß es weiter.

Doch kein Geld: Scholle 34 muss umdenken

Während für den Garten in Drewitz und das Integrationsmanagement am Schlaatz alternative Förderungen möglich seien, hofft man bei der Stadt vor allem für die „Scholle 34“ auf eine Fortsetzung des Bundesprogramms auch unter der neuen Regierung, wie Stadtsprecherin Friederike Herold am Donnerstag auf PNN-Anfrage sagte: „Wenn es weitergehen sollte, werden wir uns nochmal bewerben“, kündigte sie an. Erst im Juni hatten die Stadtverordneten auf Antrag der SPD beschlossen, dass man sich bei dem Förderprogramm bewerben wolle, im September war der Antrag eingereicht worden. Das sei eine einmalige Chance, gerade für das Projekt „Scholle 34“, hieß es damals.

Wie berichtet arbeitet das Stadtteilnetzwerk Potsdam-West daran, das Gebäude, in dem früher unter anderem eine Disco untergebracht war, zum Nachbarschaftstreff auszubauen. Das Gelände hatte die Schlösserstiftung zur Verfügung gestellt. Die Stadt hatte mit Hilfe des Bundes Gesamtkosten von zweieinhalb Millionen Euro aufbringen wollen – bei einem Eigenanteil von 250 000 Euro. Beim Stadtteilnetzwerk hofft man nun auf eine neue Chance bei der nächsten Antragsphase, wie Annette Paul, die Chefin des Netzwerks, den PNN sagte. Derzeit geht es unter anderem um die Finanzierung von nötigen Gutachten unter anderem zum Brandschutz und zur geplanten Veranstaltungstechnik. Einen Teil davon bezahle die Landeshauptstadt, man werde außerdem noch nach anderen Fördermöglichkeiten suchen. Insofern wirft die Absage den Zeitplan zwar nicht um: „Eine Zusage wäre aber entspannter gewesen“, betont Paul. Das Nachbarschaftsnetzwerk sei auf solche Fördermittel angewiesen, da es nach wie vor ohne eigene Räume arbeite und so auch keine Einnahmen etwa über Vermietungen erzielen könne.

Instandsetzung und Integrationsprojekt in der Warteschleife

Von den Fördermillionen hätte außerdem das Bürgerhaus am Schlaatz profitieren sollen: Das Rathaus hatte neben einem Integrationsprojekt für den Stadtteil auch die Instandsetzung des zuletzt vor 17 Jahren sanierten Bürgerhauses geplant. Die Hoffnung auf mehr als eineinhalb Millionen Euro vom Bund war jedoch vergeblich. Wichtig sei die Sanierung unter anderem, weil das Gebäude damit barrierefrei werden soll, sagte Claudia Fischer, die Geschäftsführerin des Trägervereins Kubus, den PNN. Derzeit sei der Zugang in alle Räume nur „mit viel Kreativität im Bedarfsfall“ möglich. Zudem gebe es seit Langem ein Schimmelproblem, das grundsätzlich angegangen werden müsste.

Für Drewitz wiederum war ein „Stadtgarten“ als Erweiterung des Begegnungshauses „Oskar“ geplant – mit einem grünen Klassenzimmer, einer Leihfahrradstation und Sport- sowie Integrationsangeboten. Zumindest für dieses Projekt gibt es aber bereits weitere bewilligte Mittel vom Bundesumweltministerium, sodass es trotzdem im September starten konnte, wie Kathleen Walter, die Leiterin des Begegnungszentrums, den PNN sagte. Unter dem neuen Namen „Wendeschleife“ soll das Gelände der ehemaligen Tram- Wendeschleife zum grünen Nachbarschaftstreff mit dem Schwerpunkt Klimaschutz werden. Geplant seien unter anderem Hochbeete, eine Fahrradwerkstatt, Gartenworkshops, ein grünes Klassenzimmer und eine grüne Küche.

Aus dem Gartenhaus wird erst einmal nichts

Mit den bewilligten Bundesmitteln sei dafür eine Projektstelle für zwei Jahre, die sich zwei Mitarbeiterinnen teilen, gesichert, so die Oskar-Chefin. Von den nun ausfallenden Mitteln hätte eigentlich ein Gartenhaus gebaut werden sollen – stattdessen werde man nun vorerst auf einen Bauwagen setzen, sagte Kathleen Walter. Angepeilt sei, das Projekt auch über die nächsten zwei Jahre hinaus zu finanzieren. Dafür müssten nun geeignete Fördermöglichkeiten ausfindig gemacht werden. Offiziell eröffnet wird die „Wendeschleife“ am 18. Oktober um 12.30 Uhr.

Schon bei der Vorstellung der Fördermittelanträge für diese Projekte hatte die Stadtverwaltung erklärt, die nötigen Eigenmittel müssten über Umschichtungen im Haushalt sichergestellt werden: „Zusätzliche investive Eigenmittel stehen nicht zur Verfügung.“ Derzeit wird bereits der kommende Doppelhaushalt 2018/2019 geplant.

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