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Grün und blau: Künftig werden 15 Havelbusse das Logo des ViP tragen. 40 Busfahrer und zwei Schlosser haben zudem bald einen ViP-Anzug an.

© Andreas Klaer

DIE UNGLEICHEN PARTNER: Potsdam übernimmt Havelbus-Linien

Von blau auf grün umlackiert: 15 Busse fahren ab April 2010 für den ViP in die neuen Ortsteile

Im Busbereich sind Havelbus und Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP ungleiche Partner. Havelbus verfügt gegenwärtig über 220 Busse, der ViP lediglich über 33. Jedoch kündigte ViP-Chef Weis an, bei den nach Übernahme der 15 Havelbus-Bussen dann 48 Bussen werde es nicht bleiben. Es sei wahrscheinlich, dass insbesondere nach Übernahme der „Studentenlinien“ nach Golm weiter Busse gekauft werden. gb

Aus einem jahrelangen Tauziehen um Bus-Linien zwischen Potsdam auf der einen und den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Havelland auf der anderen Seiten geht die Landeshauptstadt nun als Sieger hervor: Zum 1. April 2010 wird der Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP die Konzessionen für sechs Buslinien innerhalb des Stadtterritoriums von der Havelbus Verkehrsgesellschaft übernehmen. Gleichzeitig erhält der ViP von Havelbus das zum Betrieb der Linien notwendige Personal – 40 Fahrer und zwei Werkstattschlosser – sowie 15 Busse. Diese Neuordnung des Busverkehrs in der Stadt Potsdam machten gestern Potsdams Bürgermeister und Finanzbeigeordnete Burckhart Exner (SPD) und der erste Beigeordnete des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Christian Stein, sowie die Geschäftsführer der beiden Verkehrsunternehmen, Martin Weis (ViP) und Dieter Schäfer (Havelland), vor Journalisten publik. Ebenfalls am gestrigen Nachmittag wurde die Havelbus-Mitarbeiterschaft von dem Buslinientransfer informiert.

Der ViP übernimmt im Zuge der Einigung die Buslinien, die vor der Gemeindegebietsreform auf dem Gebiet des Landkreises Potsdam-Mittelmark lagen. Die Eingemeindung von sieben Gemeinden nach Potsdam erfolgte mit dem 26.Oktober 2003. Konkret betroffen sind die Linien X5 (von Hauptbahnhof nach Golm), 606 (Von Hauptbahnhof nach Golm über Altes Rad), 606 (Hauptbahnhof zum Wissenschaftspark Golm), 609 (von Hauptbahnhof nach Kartzow) sowie 638/39 (von Hauptbahnhof zum U- und S-Bahnhof Berlin-Spandau). Auf den sechs Linien werden im Jahr 1,6 Millionen Busfahrkilometer absolviert.

Sichtlich froh über die Entscheidung zeigten sich gestern die Potsdamer Vertreter Exner und Weis. Der Landkreisbeigeordnete nannte die Linienübernahme durch die Landeshauptstadt etwas zerknirscht „eine Nachgeburt der Gebietsreform“. Hintergrund der jetzigen Lösung ist eine Verordnung der Europäischen Union, die am 4. Dezember 2009 in Kraft tritt. Durch die Verordnung wird das sogenannte „kommunale Örtlichkeitsprinzip“ gestärkt – Kommunen haben dadurch die Möglichkeit, Verkehrsdienstleistungen wie etwa Busverkehr direkt an ein Unternehmen zu vergeben, dass sich im Besitz der Kommune befindet. So war absehbar, dass Potsdam den Busverkehr auf dem Stadtterritorium künftig an den kommunalen ViP geben würde.

Vor zwei Jahren noch hatten die Gesellschafter von Havelbus, die Landkreise Havelland und Potsdam-Mittelmark, ein den Vernehmen nach wesentlich besseres Übernahmeangebot abgelehnt. Bei der Neuvergabe der Potsdamer Buslinien in den neuen Ortsteilen im Jahr 2008 hatten sich Havelbus und ViP beworben. Das damals zuständige Land folgte noch dem so genannten „Altunternehmer-Privileg“ und vergab die Konzessionen wieder an Havelbus. Potsdam klagte gegen die Entscheidung; das Verfahren „schwebe“ zur Zeit, erklärte Exner. Dass am Ende nun doch der ViP die Nase vorn hat, sei „das Ende eines langwierigen Prozesses“, erklärte Landkreis-Vertreter Stein. Er tröstete sich mit dem Gedanken: „Der Bürger merkt es nur an der Farbe der Busse.“ Die Busse der ViP sind grün, die Havelbus Verkehrsgesellschaft bevorzugt blau.

Der Streit um die Linien-Konzessionen hat einen ökonomischen Hintergrund: Die Größe des Unternehmens hat Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. Die Herausgabe der Linien innerhalb von Potsdam schlage für Havelbus „schon zu Buche“, sagte Stein. Es seien „interessante Linien vom Deckungsgrad her“, frohlockte sein bisheriger Widerpart Exner – und verweist gleichzeitig darauf, dass nun „kein Füllhorn“ über Potsdam ausgeschüttet werde, da der ViP weiter stark subventioniert wird. Der Kostendeckungsgrad des ViP liege aufgrund seiner kostenintensiven Tram-Sparte bei 54 Prozent im letzten Jahr. Havelbus erwirtschaftete als reiner Busbetrieb dagegen 82 Prozent seiner Mittel selbst.

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