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Suse Ahlgrimm lebte die Kunst und vermittelte diese Begeisterung dafür.

© Potsdamer Kunstverein e.V.

Die Suse-Ahlgrimm-Straße: Würdigung für eine Wegbereiterin

Nach der Potsdamer Malerin und Pädagogin Suse Ahlgrimm soll eine Straße benannt werden. Zahlreiche Künstler der Stadt hat sie durch ihre Lehrtätigkeit geprägt.

Potsdam - Die Straße gibt es noch gar nicht, es ist vielmehr eine Baustellenpiste. Aber in drei Jahren wird die jetzige Planstraße 5 zwischen Heinrich-Mann-Allee und Kolonie Daheim den Namen von Suse Ahlgrimm tragen. Die Malerin und Kunstpädagogin wurde heute vor 100 Jahren geboren, anlässlich des Jubiläums soll deshalb schon am heutigen Montag (08.06.2020) in dem Baugebiet eine entsprechende Hinweistafel aufgestellt werden, die an die 2012 verstorbene Potsdamerin erinnert.

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Die Geehrte hätte bestimmt verziehen, dass es vorerst eine Baustelle ist, denn das Werden ist der Weg von allem. 33 Jahre, von 1945 bis 1977, arbeitete Suse Ahlgrimm in Potsdam als Lehrerin für Kunsterziehung, seit 1957 am Helmholtz-Gymnasium. Zwar malte sie auch selbst und stellte aus – aber in Potsdam wird man sie immer vor allem als Pädagogin erinnern. Der Grafiker Manfred Butzmann hatte bei ihr Unterricht, die Maler Wolfgang Liebert und Heidi Wilhelm, die später selber Kunstlehrerin wurde, und die Keramikerin und Malerin Elke Bullert. Sie habe eine spezielle Art gehabt, Kunst zu vermitteln, sagen ihre Schüler von damals.

„Ihre Begeisterung für alle Kunst war ansteckend"

Thomas Kumlehn vom Potsdamer Kunstverein, der zunächst den Nachlass ihres Mannes, dem Maler Hubert Globisch, verwaltete, und 2012 auch den von Suse Globisch-Ahlgrimm, sagt: „Sie war eine tolle Lehrerin. Sie schaffte es, ihren Schülern bleibenden Zugang zur Kunst zu vermitteln, ob die nun später Maler wurden oder Bauingenieur oder Zahnarzt.“ Ahlgrimm konnte Menschen für die Kunst öffnen, aufschließen. Das sei ihr gelungen, obwohl Kunst zu den Randfächern mit geringerem Stellenwert im Schulunterricht gehörte. Was konnte man schon tun in einer oder zwei Wochenstunden und vielleicht einem freiwilligen Zeichenzirkel? „Viele Schüler erlebten die Stunde im Zeichensaal auch als Ausgleich zu den anderen, leistungsorientierten Fächern“, sagt Kumlehn.

Suse Ahlgrimm zusammen mit ihrem Mann Hubert Globisch im Atelier.
Suse Ahlgrimm zusammen mit ihrem Mann Hubert Globisch im Atelier.

© Potsdamer Kunstverein e.V.

Dabei sei sie weit über den offiziellen Lehrplan hinausgegangen, erinnern sich Schüler. Ahlgrimm beleuchtete alle Epochen und nahm die Schüler auch raus in die Natur, um ihnen Herz und Augen für die Kunst zu öffnen. Nicht wenige Schüler studierten später an der Berliner Kunsthochschule Weißensee. Und Ahlgrimm förderte und unterstützte weiter, indem sie deren Werke kaufte, im Nachlass fanden sich Bilder von Squaw Hildegard Rose, Birgt Krenkel, Stephan Velten. Suse Ahlgrimm-Globisch prägte die Potsdamer Kunstszene maßgeblich und über Jahrzehnte. „Ihre Begeisterung für alle Kunst, die über die Jahrhunderte hinweg entstanden ist, war ansteckend. Aber sie ließ sich auch von den Arbeiten ihrer Schüler begeistern. Was ihren Unterricht so anregend machte, war sicher ihre eigene künstlerische Arbeit, die ihr bei aller Konzentration auf das Lehren immer wichtig blieb“, sagte Manfred Butzmann bei der Trauerfeier 2012.

Malwettbewerb anlässlich ihres 100. Geburtstages

Geboren wurde sie am 8. Juni 1920 in Neubrandenburg, lebte dann in Kiel, Pillau und Wiesbaden und ab 1940 in Potsdam. 1939 machte sie ihr Abitur, arbeitete dann im Kriegsdienst und Reichsarbeitsdienst. 1940 bis 1944 studierte sie an der Hochschule für Kunsterziehung in Berlin, daneben arbeitete sie als Straßenbahnschaffnerin und DRK-Hilfsschwester. Spät im Leben, 1983, heiratete sie den Maler und Kunstlehrer Hubert Globisch, der zwei Kinder hatte. Eigene Kinder hatte sie nicht. Dafür all ihre Schüler, das war ihre große Familie.

Die Arbeit als Lehrerin musste sie 1977 beenden, nachdem sie auf einem Auge erblindet war. Im Ruhestand fand sie zunehmend wieder Zeit für die eigene Malerei. „Sie hatte eine solide Ausbildung genossen, aber wenn man wie sie mit hohem Anspruch und großer Leidenschaft als Pädagogin arbeitet, bleibt die Entwicklung eines eigenen Stils manchmal auf der Strecke“, so Kumlehn. „Ich glaube aber, dass sie sich richtig entschieden hatte, Lehrerin zu werden. Ihr Erfolg war auch der ihrer Schüler, deren zahlreiche Ausstellungen, die sie, solange es ihre Kräfte erlaubten, besuchte.“ Daneben arbeitete sie selbst unermüdlich. Noch einen Tag vor ihrem Tod sei sie ins Atelier gegangen.

Anlässlich des 100. Geburtstags wird nun nicht nur die Straßenbenennung vorbereitet. Der Potsdamer Kunstverein startet auch einen Malwettbewerb für Schüler von Gymnasien und gymnasialen Oberstufen. „Unter bewegten Himmeln“ lautet das Motto. Die Bilder können bis 8. August eingereicht werden. Wie Suse Ahlgrimm bewegte Himmel und Landschaften malte, zeigt eine Ausstellung in der Galerie Gute Stube des Kunstvereins in der Charlottenstraße 121.

Die Hinweistafel wird am Montag (08.06.2020) um 11.30 Uhr am Weg, der links von der Sporthalle der Heinrich-Mann-Alle beginnt, angebracht. Die Ausstellung in der „Guten Stube“ ist Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr und Montag von 10 bis 14 geöffnet. Info zum Malwettbewerb auf www.potsdamer-kunstverein.de.

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