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Am Donnerstag durchsuchten Polizisten noch einmal die Nuthe.

© A. Klaer

Die Suche nach Elias aus Potsdam: Monate des Hoffens

Seit dem 8. Juli wurde der kleine Elias vermisst. Teilweise suchten 150 Polizeibeamte nach dem Sechsjährigen – und mindestens genauso viele freiwillige Helfer. Der Schlaatz erlebte eine beispiellose Welle der Solidarität. Eine Chronik.

8. JULI – MITTWOCH

– 17 Uhr: Elias spielt am Nachmittag mit Erlaubnis der Mutter auf dem Innenhof von Plattenbauten im Potsdamer Wohngebiet am Schlaatz. Mehrere Zeugen sehen Elias.

– 18 Uhr: Elias soll zum Abendessen kommen. Die Mutter will ihn holen, der Junge ist aber nicht mehr da.

– 18.30 Uhr: Seine Mutter veröffentlicht einen ersten Aufruf bei Facebook. Sie bittet im Freundes- und Bekanntenkreis um Mithilfe.

– 19:11 Uhr: Elias’ Mutter alarmiert die Polizei.

Noch in der Nacht gibt es die erste Suchaktion im Wohngebiet am Schlaatz.

9. JULI – DONNERSTAG

Eine umfangreiche Suche nach dem kleinen Jungen beginnt. Hunderte Helfer suchen freiwillig nach Elias im Wohngebiet. Sie verteilen außerdem 3000 Handzettel mit dem Bild des vermissten Jungen. „Der Schlaatz steht zusammen“, sagt einer der Helfer.

150 Beamte der Bereitschaftspolizei, der Streifendienste und der Bundespolizei durchkämmen das komplette Wohngebiet entlang der Nuthe. Sie klingeln an Haustüren, überprüfen Kellerräume, leer stehende Gebäude, befragen Anwohner. Hubschrauber und mehrere Mantrailer-Hunde sind im Einsatz.

Ein Waldstück wird abgesucht, auch das Gebiet am Aradosee. Taucher suchen außerdem die Nuthe ab. Die Beamten sichten die Bilder von Überwachungskameras in Potsdamer Bussen und Straßenbahnen.

40 Hinweise gehen aus der Bevölkerung ein. Bei Facebook bildet sich eine „Suche Elias“-Gruppe, die innerhalb weniger Stunden 7500 Mitglieder zählt.

10. JULI – FREITAG

Die Polizei verstärkt ihre Suche nach Elias, erneut werden Anwohner im Schlaatz und im Laufe des Tages auch Bewohner in Babelsberg befragt. Wieder suchen Polizeitaucher die Nuthe ab. Weiterhin befragen Einsatzkräfte Lehrer und Schüler an verschiedenen Grundschulen.

Über 100 Hinweise gehen bei der Polizei ein, doch die entscheidende Spur fehlt. Nichts deutet auf einen Unfall – und nichts auf ein Verbrechen.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit ist die Polizei mit 150 Beamten vor Ort. Auch Spürhunde werden weiterhin eingesetzt.

Die Solidarität unter den Potsdamern reißt nicht ab. Schätzungsweise helfen 150 Freiwillige, indem sie Flyer verteilen und in Suchtrupps verschiedene Stadtgebiete ablaufen. Auch diese Suche bleibt bis zum Abend ergebnislos.

14. JULI – DIENSTAG

Vier Jungs im Alter von zehn bis zwölf Jahren werden gesucht. Sie sollen wichtige Zeugen sein, sie haben am Tag des Verschwindens noch auf einem Spielplatz in der Nähe des Inselhof-Spielplatzes gespielt. Weitere Anwohner werden im Wohngebiet befragt. Weiterhin suchen freiwillige Helfer nach dem Jungen im Stadtgebiet. Rund 60 Freiwillige sind im Einsatz.

Außerdem wird die Suche auf Berlin erweitert. 17 Infotafeln, die unter anderem am Berliner Hauptbahnhof, am Zoologischen Garten und Ostbahnhof zu sehen sind, informieren über den Fall Elias.

15. JULI – MITTWOCH

Der Sandkasten am Inselhof, in dem Elias gespielt hat, wird umgegraben. Die Ermittler finden nur eine Schaufel. Zuvor hieß es, dass Elias etwas im Sand verbuddelt hat.

Am Abend läuft eine Meldung bei der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ zu dem Fall.

16. JULI – DONNERSTAG

Die Nuthe wird erneut durchsucht. Dafür wird der Wasserstand durch Wehre im Oberlauf um 20 Zentimeter abgesenkt. Mit einem Bagger wird die Nuthe zwei Tage lang durchkämmt, Polizisten und Einsatzkräfte des THW sind im Einsatz. Kein Ergebnis.

Zuvor hatten immer wieder Spürhunde an der Nuthe angeschlagen, etwa 600 Meter entfernt vom Wohnort des Jungen.

26. JULI – SONNTAG

Anwohner lassen für Elias rund 150 Luftballons über Potsdam aufsteigen. Eltern und Kinder haben daran Flugblätter und persönliche Botschaften befestigt.

27. JULI – MONTAG

Die eigens eingerichtete mobile Wache im Stadtteil Schlaatz wird wieder abgezogen. Über 800 Hinweise sind eingegangen.

29. JULI – MITTWOCH

Am Vormittag geht die Polizei einer älteren Spur nach. Sie sucht mit Mantrailer-Hunden am Platz der Einheit nach Elias. Der gesamte Platz wird abgesucht. Keine Spur.

3. AUGUST – MONTAG

Die Soko „Schlaatz“ wird verkleinert. Noch 45 Beamte sind in der Soko aktiv. Knapp 900 Hinweise sind bisher eingegangen. Fast alle davon sind überprüft.

12. AUGUST – MITTWOCH

Die Kräfte der freiwilligen Helfer schwinden. Die Suchen werden nach und nach eingestellt.

Einige freiwillige Helfer sorgen mit einer angeblichen neuen Suchaktion für Kopfschütteln und Kritik. Denn was aus ihrem Aufruf zur Suche, der am Mittwoch auf der Internetplattform Facebook veröffentlicht wurde, mit keinem Wort hervorgeht: Die Aktion findet nach PNN-Recherchen für Dreharbeiten des Fernsehsenders RTL statt. In dem Aufruf ist dagegen von einer „mit den Behörden“ abgesprochenen Suchaktion zur Erneuerung von Flyern und zum Gespräch mit Anwohnern die Rede. Es kommt zum Streit unter den letzten freiwilligen Helfern. Sie stellen die Suche bald ein, die Facebook-Gruppe „Suche Elias“ wird gelöscht.

4. SEPTEMBER – FREITAG

Die erste Spur: Die Soko „Schlaatz“ sucht nach einem dunklen Pkw-Kombi. Die Insassen kommen als Zeugen in Betracht, heißt es von den Ermittlern. Ein dunkles Auto wurde von Zeugen mehrfach zur Tatzeit im Wohngebiet Schlaatz gesehen.

8. OKTOBER – DONNERSTAG

Elias wird seit drei Monaten vermisst: 300 Stunden Filmmaterial und 1000 Fotos werden erneut überprüft.

Im PNN-Interview spricht der Potsdamer Soko-„Schlaatz“-Chefermittler Michael Scharf über den damaligen Ermittlungsstand und wie der Fall Elias ihn auch privat beschäftigt. „Das ist unerklärlich. Eigentlich dürfte es nicht möglich sein, dass dort jemand unbeobachtet verschwindet, egal auf welche Art. Wenn er weggelaufen wäre, wäre das vielleicht nicht so wahrgenommen worden. Aber er hätte doch irgendwo ankommen müssen und wäre dort gesehen worden“, sagt er.

10. OKTOBER – SONNABEND

Die Polizei veröffentlicht eine kurze Videosequenz aus einer Überwachungskamera, in der zu sehen ist, wie der Flüchtlingsjunge Mohamed am 1. Oktober an der Hand eines unbekannten Mannes das Lageso-Gelände verlässt.

13. OKTOBER – DIENSTAG

Die Berliner Polizei richtet eine 50-köpfige Sonderkommission ein.

27. OKTOBER – DIENSTAG

Ein neues Video des mutmaßlichen Entführers von Mohamed taucht auf.

29. OKTOBER – DONNERSTAG

Bei der Polizei meldet sich eine Frau und gibt an, dass ihr Sohn der Gesuchte ist. In seinem Auto findet die Polizei die Leiche Mohameds und nimmt den 32-Jährigen Tatverdächtigen fest. In der Nacht gesteht er, sowohl Mohamed als auch Elias getötet zu haben.

30. OKTOBER – FREITAG

Die Polizei sucht in einer Kleingartenkolonie in Luckenwalde nach der Leiche von Elias. Der Täter hat die Stelle auf einer Skizze eingezeichnet.

Für Elias und Mohamed gibt es nun Kondolenzbuch online. Hier geht es zum Link >>

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