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Kennt sich aus. Der zehnjährige Jonas Linke (Mitte) ist ein begeisterter Vogelbeobachter. Am Wochenende zählt er mit seiner Familie für den Nabu Gartenvögel.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Die Stunde der Gartenvögel

Deutschlands größte Naturschutz-Mitmachaktion steht in den Startlöchern: Vögel zählen vom 8. bis 10. Mai

Die „Stunde der Gartenvögel“ hat geschlagen – auch im Garten von Familie Linke. Unter den wachsamen Augen und Ohren des zehnjährigen „Vogelexperten“ Jonas informierte Ornithologe Wolfgang Mädlow gestern über Deutschlands größte Naturschutz-Mitmachaktion: Vom 8. bis zum 10. Mai sind alle Potsdamer Vogelfreunde aufgerufen, alle binnen einer Stunde im Garten, Park, auf Balkon oder Terrasse beobachteten Vögel in einen Meldecoupon des Naturschutzbundes (Nabu) oder unter www.stunde-der-gartenvoegel.de einzutragen.

Die jährliche Vogelzählung soll Hinweise zur Qualität von Lebensräumen und zu Trends in der heimischen Vogelwelt liefern. Welche Piepmätze im Garten von Familie Linke zu Hause sind weiß Jonas genau. Die blaue Brille auf der Nase zählt er auf: „Elstern, Krähen, Meisen und Sperlinge.“ Sogar ein Falke niste in der Turmuhr des benachbarten Oberstufenzentrums. Einen Wecker zum Wachwerden brauche die Familie daher nicht. Die Vögel seien schneller und lauter. „Ab 5 Uhr ist hier draußen ordentlich Betrieb“, sagt Vater Karsten und lacht. Er selbst arbeitet im Landesumweltamt und engagiert sich zudem in der Umweltbewegung „Grüne Liga“.

Welches Federtier den Schnabel vorne hat, wird die Vogelzählaktion am Wochenende zeigen. Der Nabu stellt in diesem Jahr erstmals einen Online-Vogelführer für Neulinge bereit. Nach Eingabe von Merkmalen zum Gefieder oder zur Schnabelform kann die gesuchte Art leicht identifiziert werden. Um Doppelungen zu vermeiden empfiehlt Nabu-Geschäftsführer Mädlow, die gesichteten Vögel immer gleichzeitig statt nacheinander zu zählen. Auch Jungvögel können in die Zählung einbezogen werden. Vorsätzlich in die Neste der Jungtiere zu schauen, davor warnt Mädlow allerdings dringend.

Die Idee der Vogelzählaktion stammt aus England. Dort sei das Vogelzählen bereits seit Jahrzehnten eine Art Volkssport. In Deutschland geht das Projekt nun in die fünfte Runde. Im vergangenen Jahr zählten 45 000 Menschen mit – darunter 260 Potsdamer aus 160 verschiedenen Gärten. Damals war der Haussperling der meist gezählte Vogel in Potsdam. Der Mauersegler als Stadtvogel schaffte es nur auf Rang vier. Potsdam falle diesbezüglich im Vergleich zu anderen Städten aus dem Rahmen. Dort stehe der Mauersegler an oberster Stelle. In diesem Jahr steht der wildwuchsliebende Grünfink unter besonderer Beobachtung. Die zunehmende Bebauung von Freiflächen stelle den Bestand der Grünfinken auf eine harte Probe, erklärt Mädlow das Problem.

Erste Ergebnisse der diesjährigen Vogelzählung können am Sonntag auf der Aktions-Homepage eingesehen werden.

Den kleinen Jonas beschäftigen indes andere Dinge – das Aussehen der Tiere. „Die Männchen sehen hübscher aus als die Weibchen“, findet er. Vater Karsten daraufhin scherzhaft: „Das ist wie bei den Menschen.“ Eva Ziebarth

Eva Ziebarth

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