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Eine Frau mit Mundschutz geht vor der Tür einer Parfümerie in der Einkaufsmeile Brandenburger Straße vorbei.

© Sören Stache / dpa

Die Lage in Potsdam am Samstag: Land prüft Zwischenbericht des Klinikums

Gut einen Monat nach dem Corona-Ausbruch hat die nun beurlaubte Klinikleitung einen Zwischenbericht übergeben. In Potsdam sind 571 Menschen infiziert.

Potsdam - Nach dem Coronavirus-Ausbruch am Klinikum "Ernst von Bergmann" in Potsdam hat die Brandenburger Landesregierung einen ersten Bericht der bisherigen Klinikspitze über die Krise erhalten. Der Zwischenbericht sei eingegangen und werde nun geprüft, teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse, am Samstag mit. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte beide bisherigen Geschäftsführer nach der Häufung von Infektions- und Todesfällen an dem Klinikum für ein halbes Jahr beurlaubt.

41 Todesfälle im Klinikum

Seit Samstag hat das größte Potsdamer Krankenhaus, das rund eine halbe Million Menschen versorgen soll, eine neue Leitung. Seit Mitte März hatten sich dort Corona-Infektionen gehäuft. Experten des Robert Koch-Instituts kritisierten danach unter anderem, dass Umzüge ganzer Stationen die Virusübertragung begünstigt haben könnten. Bis Samstag starben 41 Corona-Patienten in der Klinik. Derzeit werden dort nach Angaben einer Sprecherin 39 infizierte Patienten versorgt.

Tim Steckel und Hans-Ulrich Schmidt (v.l.) sind die  kommissarischen Leiter des Klinikums.
Tim Steckel und Hans-Ulrich Schmidt (v.l.) sind die  kommissarischen Leiter des Klinikums.

© Andreas Klaer

Die bisherige Klinikleitung hatte zugesagt, bis zum vergangenen Freitag wie vom Land gefordert einen Zwischenbericht vorzulegen. Der Oberbürgermeister sieht ihn als eine Grundlage, damit das Klinikum wieder Patienten aufnehmen kann. Seit 1. April gilt ein Aufnahmestopp - außer für Notfälle. Am Samstag übernahmen Hans-Ulrich Schmidt und Tim Steckel die Leitung. Die neue Spitze will mit der Beratung Kienbaum ein Konzept zur Wiederaufnahme des Betriebs vorlegen. Die Klinik soll in drei Bereiche aufgeteilt werden: in coronafreie Stationen (weiß), solche mit Verdachtsfällen (grau) und mit Infizierten (schwarz). Damit ist jedoch vermutlich erst in einem halben Jahr zu rechnen.

Kommission soll Ausbruch untersuchen

Eine unabhängige Kommission unter Leitung von Brandenburgs Ex-Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) soll den Virusausbruch untersuchen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft, ob sich drei leitende Ärzte und die nun beurlaubten Geschäftsführer strafbar machten. Dabei geht es um Meldepflichten. Sie prüft auch eine Strafanzeige der Deutschen Stiftung Patientenschutz gegen die verantwortlichen Geschäftsführer und Ärzte unter anderem wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung.

Jetzt 571 Infizierte in Potsdam

In der Landeshauptstadt sind Stand Samstag 571 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das teilte die Stadt am Samstag mit. Damit kommt Potsdam auf 320 Infizierte pro 100 000 Einwohner - das ist der höchste Wert in Berlin und Brandenburg. Auf Potsdam folgt Potsdam-Mittelmark mit 202 Infizierten auf 100 000 Einwohner.

Zwei Menschen sind in den letzten 24 Stunden in Potsdam mit oder nach einer Covid-19-Erkrankung gestorben: Eine 81-jährige Potsdamerin, die im St. Josefs-Krankenhaus verstarb, sowie nach Angaben des Klinikums "Ernst von Bergmann" vom Samstag eine 81-jährige Person aus Potsdam-Mittelmark, die im Klinikum verstorben ist. Damit sind nun 42 Potsdamer mit oder nach einer Corona-Infektion verstorben; in Potsdam sind damit 70 Menschen gestorben.

Das Klinikum "Ernst von Bergmann" in Potsdam.
Das Klinikum "Ernst von Bergmann" in Potsdam.

© Andreas Klaer

606 Menschen in Potsdam befinden sich nach Angaben der Stadt als Kontaktpersonen ersten Grades in häuslicher Quarantäne. 167 Patientinnen und Patienten gelten demnach als genesen.

In Potsdamer Kliniken werden laut Stadt derzeit 66 Menschen stationär behandelt. Nach Angaben des Klinikum sind dort 39 Patienten stationär auf der Covid-Station, neun werden auf der Intensivstation behandelt und dort beatmet. Eine Person sei in den vergangenen 24 Stunden von der Covid-Station entlassen worden. Im St. Josefs-Krankenhaus werden laut Stadt 26 Patienten auf der Covid-Normalstation behandelt.

Einkaufsstraße gut besucht

Am ersten Wochenende nach der Ladenöffnung war die Brandenburger Straße in der Potsdamer Innenstadt am Samstag gut besucht. In vielen Geschäften sahen sich Kunden um, es gab aber keinen regelrechten Ansturm.

Wer sich als Händler an den Öffnungen beteiligt habe, habe am Samstag einen besseren Tag gehabt als in der Vorwoche, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen. "Doch es bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein."

Die Einkaufsmeile Brandenburger Straße. 
Die Einkaufsmeile Brandenburger Straße. 

© Sören Stache / dpa

In den Läden galten Begrenzungen für den Eintritt - zum Beispiel nur mit Einkaufskorb oder mit dem Hinweis, dass nur eine begrenzte Zahl an Kunden im Laden sein soll. Seit vergangenem Mittwoch haben Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche wieder geöffnet, auch Auto- und Fahrradhändler sowie Buchhandlungen. Weiter gilt: mindestens 1,50 Meter Abstand halten. (mit dpa)

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