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Ab 27. April gilt in Potsdam Maskenpflicht in Geschäften, Bussen und Trams.

© Jens Büttner/dpa

Die Lage in Potsdam am Montag: Maskenpflicht in Bussen und Läden kommt

Wegen des dynamischen Infektionsgeschehens weicht die Landeshauptstadt von der Linie des Landes ab und lässt auch Museen vorerst geschlossen. Zudem wird ein Ersatzkrankenhaus für mögliche zweite Infektionswelle geplant.

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Potsdam - Wer in Potsdam einkaufen oder mit Bus und Straßenbahn fahren will, muss ab kommender Woche eine Maske tragen. Alternativ sind auch Tücher oder Schals vor Mund und Nase erlaubt. Das teilte die Stadtverwaltung am Montagnachmittag mit. „Wir werben in einem ersten Schritt eindringlich dafür, dass ab sofort beim Einkaufen und in den Nahverkehrsmitteln Alltagsmasken getragen werden“, so Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Ab 27. April gelte dann die Maskenpflicht, eine entsprechende Allgemeinverfügung werde erarbeitet. Als Vorbild gelten ähnliche Regelungen in Jena und Wolfsburg.

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Gleichzeitig kündigte das Rathaus an, das städtische Museen und Bibliotheken zunächst weiterhin geschlossen bleiben. Laut Landesverordnung dürfen die Einrichtungen ab Mittwoch wieder öffnen. Bis Ende der Woche soll der Verwaltungsstab nun entscheiden, wann sie unter Einhaltung der Hygieneregeln wieder öffnen dürfen. Klar ist aber bereits, dass dann auch dort die Maskenpflicht gilt, heißt es in der Mitteilung des Rathauses. Als Begründung führt die Stadt das aktive Infektionsgeschehen an. Aufgrund der anstehenden Lockerungen des Kontaktverbotes werde es wieder mehr Berührungspunkte zwischen den Menschen geben. Damit der zu erwartende Anstieg der Neu-Infektionen mit dem Coronavirus nicht zu stark ausfällt, bittet Schubert zudem "eindringlich, sich weiterhin an die Regeln zu halten und möglichst zu Hause zu bleiben", wie die Stadt mitteilte.

Fünf weitere Corona-Infizierte bestätigt, eine 84-Jährige stirbt

Unterdessen gab es am Montag bei der Zahl der Coronainfizierten in Potsdam erneut nur einen mäßigen Anstieg: Seit Sonntag zählte die Stadt fünf neue bestätigte Fälle, die Zahl der seit Februar mit dem Coronavirus infizierten Potsdamer stieg damit auf 535. Als bereits genesen gelten 103 Potsdamer. Am St. Josefs-Krankenhaus ist eine weitere Person, die mit dem Coronavirus infiziert war, gestorben. Es handelte sich um eine 84-Jährige aus Potsdam-Mittelmark. Damit stieg die Zahl der Todesfälle in Potsdam auf 61. Davon hatten 35 ihren Wohnsitz in Potsdam.

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An den Potsdamer Krankenhäusern werden derzeit nach Stadtangaben 107 Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung stationär behandelt, davon 65 im Bergmann-Klinikum. Am Bergmann befinden sich elf Covid-Patienten auf der Intensivstation, davon müssen zehn beatmet werden. Am St. Josefs-Krankenhaus werden 42 Patienten auf der Covid-Normalstation behandelt.

In Potsdam-West soll ein Ersatzkrankenhaus entstehen

Der Verwaltungsstab bereitet auch die Einrichtung eines Ersatzkrankenhauses in Potsdam-West vor. Das bestätigte Ralf Krawinkel, Feuerwehrchef und stellvertretender Leiter des Verwaltungsstabes, bereits am Samstag in der Sitzung des Hauptausschusses auf Nachfrage des AfD-Fraktionsvorsitzenden Chaled-Uwe Said. Es handele sich um eine Halle, die der Planungsstab als geeignet ansieht, da die Infrastruktur etwa für viele An- und Abfahrten ausgelegt sei und mobile Trennwände aus dem Messebau eingesetzt werden könnten, um Patienten abzutrennen. Um welche Halle es sich handelt und wie viele Menschen dort unterkommen könnten, konnte eine Stadtsprecherin am Montag auf PNN-Nachfrage noch nicht sagen. Die Planungen liefen eher in Bezug auf eine zweite im Herbst mögliche Infektionswelle.

In den kommenden Tagen soll Krawinkel zufolge ein Sauerstofftank gekauft und eine Versorgungsanlage für die Halle geplant werden. Zwar sei der Kauf derzeit noch nicht notwendig. „Fachfirmen sagen uns aber: Wenn wir nicht in den nächsten drei Wochen kaufen, wird es in den nächsten drei bis sechs Monaten kein ähnliches Gerät geben“, so Krawinkel. In einer Unterarbeitsgruppe des Verwaltungsstabes würden seit Mitte März verschiedene Szenarien für die Coronakrise entwickelt. Die derzeitige Lage, in der Experten unterschiedliche Szenarien zur Zahl möglicher Erkrankter in den nächsten Wochen präsenteren, mache es schwierig, zu entscheiden, ob ein Behelfskrankenhaus tatsächlich nötig wird, so Krawinkel.

Weitere Gemeinschaftsunterkunft unter Quarantäne

Unterdessen ist es in Potsdamer Flüchtlingsunterkünften zu einer weiteren Infektion mit dem Coronavirus gekommen, wie Amtsärztin Kristina Böhm in der Ausschusssitzung sagte. Demnach ist ein Mann in der Gemeinschaftsunterkunft in der Pirschheide infiziert, er sei abgeschirmt worden. 32 Bewohner stehen dort nun unter Quarantäne, wie die Stadt am Montag auf PNN-Anfrage sagte. Sie wurden auf das Virus getestet, Ergebnisse lagen noch nicht vor. Angehörige des Mannes waren im Wohnheim Konsumhof untergebracht. Auch dort gibt es einen Infinzierten, wie die Stadt bestätigte. Die 40 Bewohner stünden ebenfalls unter Quarantäne. Bereits Anfang April wurde eine Infektion in der Unterkunft in der Zeppelinstraße bekannt.

Wie berichtet soll in Potsdam auch die Notfallbetreuung in den Kitas ausgeweitet werden. Noch ist aber unklar, wie viele Eltern davon profitieren werden. Grundsätzlich soll nur noch ein Elternteil in systemrelevanten Berufen arbeiten müssen, um ein Anrecht auf die Betreuung zu haben. Die Beigeordnete Noosha Aubel (parteilos) sagte im Hauptaussschuss zudem, dass ihrer Ansicht nach auch jeder beruftsätige alleinerziehende Elternteil vor besonderen Herausforderungen steht und ein Anrecht auf Notbetreuung habe. Es müsse noch definiert werden, wer genau sein Kind betreuen lassen könne.

Kita-Notbetreuung soll in dieser Woche neu geregelt werden 

Das hängt auch von der Anzahl der Kinder ab, die maximal betreut werden kann. Derzeit sind rund 200 Kinder in Notbetreuung in Gruppen von maximal sieben Kindern, die von zwei Erziehern betreut werden. Jede Gruppe hat eigene Waschräume, die nur sie benutzt. Das soll auch künftig so bleiben, was der begrenzende Faktor für die Zahl der Notbetreuungsplätze wird. Wie eine Stadtsprecherin den PNN sagte, soll bis Mitte der Woche definiert werden, wie genau die Gruppen aufgeteilt werden sollen. Erst dann könne man sagen, wie viele Notbetreuungsplätze es wirklich geben wird.

Steffen Pfrogner (Die Andere) zufolge haben Erzieher derzeit große Probleme, sich vor der Pandemie zu schützen. Es gebe kaum ausreichend Schutzmaterial, Zweijährige würden sich zudem natürlich Masken vom Gesicht reißen. Viele Erzieher hätten sich krank gemeldet. „Bei Kleinstkindern gibt es keine Möglichkeit, Körperkontakt auszuschließen“, entgegnet Noosha Aubel. Schutzkleidung für Erzieher laut Aubel vom Land nicht vorgesehen. Da die Träger für das Personal zuständig seien, habe die Stadt keine Möglichkeit, auf Sorgen der Erzieher einzugehen. Bisher hätten die Träger signalisiert, dass die Notbetreuung gut funktioniere.

Entscheidung über Öfnung von Volkspark und Freundschaftsinsel noch nicht gefallen

Unklar ist auch die Situation im Wohnheim der Sportschule am Luftschiffhafen: Für Schüler der Jahrgänge, deren Unterricht wieder beginnen soll, müsste auch das Internat öffnen. Aubel zufolge gibt es dort aber Zweibettzimmer mit gemeinsam genutzten Bädern. Wie trotzdem Bestimmungen eingehalten werden können, soll nun diese Woche gemeinsam mit dem Gesundheitsamt geklärt werden.

Ebenfalls in dieser Woche soll die Entscheidung fallen, wann der Volkspark und die Freundschaftsinsel wieder betretenden werden dürfen. Noch fehlt Personal, um die Einhaltung der Abstandsregeln dort zu kontrollieren.

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