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Ab Montag dürfen Straßen, Plätze und Parks nur noch in Ausnahmefällen betreten werden.

© Sebastian Rost

Die Lage am Sonntag: Mehr Corona-Fälle, weitere Verbote und Einschränkungen

Nach der Stadtverwaltung hat am Sonntag auf das Land verschärfte Maßnahmen gegen die Coronakrise angekündigt. Es gibt 49 bestätigte Erkrankungen in Potsdam.

Potsdam - In Potsdam gibt es aktuell 49 bestätigte Fälle von Personen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Drei von ihnen werden stationär im Krankenhaus behandelt. Das Gesundheitsamt habe mehr als 400 Kontaktpersonen ersten Grades registriert, die sich in angeordneter häuslicher Quarantäne befänden. Diese Zahlen gab Stadtsprecherin Christine Homann am Sonntagnachmittag bekannt. Damit ist die Zahl der Corona-Fälle seit Freitag um 19 gestiegen. Am Samstag war bereits von 48 Fällen die Rede – jedoch stünden viele Testergebnisse von möglichen Corona-Patienten aus, hieß es aus der Stadtspitze. In Brandenburg stieg die Zahl der Infizierten auf 353 - 38 mehr als noch am Samstag.

Betreten von Straßen, Plätzen, Wegen, Parks verboten

Am Sonntagabend verkündete Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung des Coronavirus. Darauf hatten sich am Nachmittag Bund und Länder geeinigt. Ab Montag 0 Uhr und bis vorerst 5. April gilt demnach ein Betretungsverbot von öffentlichen Räumen, also Wegen, Straßen, Plätzen und Parks. Ausnahmen gibt es unter anderem für Wege zur Arbeit, zum Arzt oder zur Blutspende, für die Versorgung von Haustieren oder zur sportlichen Betätigung. Dabei gilt gleichzeitig eine Kontaktsperre für maximal zwei Personen, die zudem einen 1,5-Meter-Abstand einhalten müssen. Ausgenommen sind Personen, die im gleichen Haushalt leben - etwa in Familien. Außerdem sollen unter anderem Restaurants geschlossen werden, nur Liefer- und Abholdienste sind noch erlaubt. Auch die Nutzung von Hotels und Campingplätzen durch Touristen wird untersagt.

Bereits am Samstag hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bei einer Pressekonferenz vor Journalisten im Rathaus auch weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Potsdam angekündigt. So war es den Potsdamer Gastronomen per Allgemeinverfügung bereits am Sonntag untersagt, Außensitzplätze anzubieten. Grund sei, dass die Abstandsregelungen außen vielfach nicht eingehalten würden, so Schubert. Die Verlockung, dort in der Frühlingssonne dicht an dicht zu sitzen, sei zu groß. Die Nähe sorge für ein erhöhtes Übertragungsrisiko.

Schubert sprach sich für Ausgangsbeschränkungen aus

Schubert hatte auch dafür geworben, eine einheitliche Regelung für Restaurants in der Metropolregion Berlin-Brandenburg zu finden. Wie bei Partys müsse ein Vergnügungstourismus aus Berlin nach Potsdam unterbunden werden. Schubert sagte, er befürworte auch Ausgangsbeschränkungen. Diese müssten jedoch einheitlich, am besten bundesweit, erlassen werden. In diesem Sinne habe er derzeit davon abgesehen, Ausgangsbeschränkungen in Potsdam zu erlassen, auch wenn Potsdamer Bürger ihn darum gebeten hätten.

Geschlossen bleiben müssen in Potsdam seit Sonntag auch Dienstleister, die im direkten körperlichen Kontakt mit Menschen arbeiten. Dazu gehören laut Schubert Frisöre, Kosmetik-, Nagel- und Tattoo-Studios, Massagesalons und Sonnenstudios. Ausnahmen bilden nur Physiotherapeuten und Logopäden, die bei medizinischer Notwendigkeit und entsprechender Verordnung durch Ärzte noch arbeiten dürften.

Abstandsregelungen in Bau- und Gartenmärkten

Schubert betonte, die neuen Regelungen, die Potsdam jetzt erlasse, sollten Unschärfen und Unklarheiten in der bisherigen Allgemeinverfügung korrigieren. Zudem müsse auf die aktuelle Lage reagiert werden. Bei Kontrollfahrten sei klar geworden, dass in Bau- und Gartenmärkten großer Andrang herrsche. Diesen sei nun vorgeschrieben, im Kassenbereich dafür zu sorgen, dass die wartenden Menschen mindestens 1,5 Meter Abstand voneinander haben. Die Bau- und Gartenmärkte sollen jedoch weiter geöffnet haben.

 Sozialdezernentin Brigitte Meier und Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD) informierten am Samstag über die Lage.
 Sozialdezernentin Brigitte Meier und Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD) informierten am Samstag über die Lage.

© Sabine Schicketanz

Für Supermärkte ist die Abstandsregelung bislang nicht vorgeschrieben – viele Märkte praktizierten sie jedoch bereits, einige Discounter aber nach Angaben von Potsdamern nicht. Dies wolle man zunächst auch wegen der begrenzten Größe der Märkte nicht regeln, so Schubert. Geschlossen werden müssen auch Lebensmittelgeschäfte, die nicht der täglichen Versorgung dienen, beispielsweise Pralinen- und Süßigkeitenläden oder Spirituosengeschäfte.

Bergmann-Klinikum will ab Montag selbst Corona-Tests auswerten

Ab Montag wird das Klinikum „Ernst von Bergmann“ selbst Coronatests auswerten können. Das sagte Amtsärztin Kristina Böhm am Samstag. Diese Laborkapazitäten stünden jedoch nicht für die Auswertung von Tests aus den Screening-Centern am St. Josefs-Krankenhaus und in der Pietschkerstraße Am Stern zur Verfügung, sondern nur für die Patienten im Klinikum. Derzeit würden dort drei Menschen mit Covid-19 stationär behandelt, ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut. Am St. Josefs werden laut Böhm täglich rund 100 bis 150 Tests durchgeführt, im Zentrum Am Stern waren es am ersten Tag 60. Böhm appellierte, dass nur Menschen zu den Centern kommen sollten, die Symptome zeigen und von ihrem Arzt geschickt werden.

Böhm sagte, die Covid-19-Stationen an beiden Potsdamer Krankenhäusern seien weitgehend startbereit. Das St. Josefs warte noch auf weitere Beatmungsgeräte und werde dann 28 Plätze haben, das Bergmann-Klinikum halte 52 Intensivbetten vor, 48 würden umgerüstet, dies sei bei 24 schon geschehen. Insgesamt verfüge Potsdam dann im besten Fall über 120 Intensivmedizin-Plätze mit Beatmungseinheiten.

Sie betonte, dass das Bergmann-Klinikum als sogenannter Maximalversorger derzeit auch weiterhin andere Operationen vorhalten müsse, die normale Versorgungstätigkeit werde jedoch bereits zurückgefahren. Das St. Josefs-Krankenhaus habe seine weitere medizinische Versorgung auf die Partnerstandorte Oberlinklinik und Evangelisches Zentrum für Altersmedizin verlagert, hieß es weiter.

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