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Auf einem Transparent danken Potsdamer dem Klinikumspersonal.

© Ottmar Winter

Die Lage am Montag: Potsdam übt Verzicht mit Einsicht

Die Zahl der Coronafälle ist nur leicht gestiegen. Die Potsdamer nehmen die Ausgangsbeschränkung ernst. Die Kliniken verteidigen das Väterverbot im Kreißsaal.

Potsdam - Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Potsdam ist erneut nur leicht gestiegen auf nun 52 Fälle. Das sagte Rathaussprecherin Juliane Güldner am Montagnachmittag auf PNN-Anfrage. Am Sonntag lag die Zahl der infizierten Potsdamer bei 49, Freitag waren es 37. Allerdings liegt die tatsächliche Zahl – unter anderem wegen der langen Inkubationszeit und der Wartezeit auf Testergebnisse – vermutlich höher.

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Covid-19-Patient geheilt entlassen

Eine gute Nachricht kam aus dem Bergmann-Klinikum: Ein Patient, der sich mit Covid-19 in stationärer Behandlung befunden hatte, konnte von dort entlassen werden. Der Patient sei fieber- und symptomfrei, auch die Corona-Tests schlugen nicht mehr an. Damit befinden sich aktuell noch zwei Corona-Patienten auf der Infektionsstation des Klinikums. Allen Infizierten gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Stadtsprecherin Güldner. Das Gesundheitsamt melde sich bei den Kranken täglich, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen – ebenso bei den mehr als 400 Potsdamern, die sich als so genannte Kontaktpersonen ersten Grades möglicherweise angesteckt haben und daher zunächst in der häuslichen Quarantäne verharren müssen.

Bei Covid-19-Verdacht nicht in die Notaufnahme kommen

Das Klinikum appellierte auch erneut an Potsdamer mit Verdacht auf Covid-19, besonnen zu agieren und zum Schutz von Patienten und Personal nicht in die Notaufnahme zu kommen. Eine Testung erfolge ambulant über den Bereitschaftsdienst, der unter Tel.: 116 117 erreichbar ist, oder über die Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung, zu erreichen unter Tel.: (0180) 5582 2231 01.

Das Verständnis für die neuen Verbote ist groß

Zur Eindämmung des Coronavirus ist wie berichtet in Brandenburg vorerst bis zum 5. April das Betreten öffentlicher Orte wie Wege, Straßen, Plätze oder Grünanlagen und Parks untersagt. Ausnahmen sind Wege zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen oder für Sport und Bewegung an der frischen Luft. Das dürfen aber nur Personen allein oder maximal zu zweit im Abstand von 1,5 Metern. Gaststätten müssen landesweit schließen – es sind noch Liefer- und Abholdienste für Speisen möglich. Die seit Beginn der Krise stetig verschärften Regeln sollen Polizei und Ordnungsämter durchsetzen, die Stadt Potsdam hatte für ihre Verbotsverfügungen bereits Geldbußen in Höhe von bis zu 25 000 Euro angedroht.

Bürger sollen Personalausweis mit sich führen

Allerdings gehe das Ordnungsamt derzeit nur präventiv vor, sagte Stadtsprecherin Güldner: „Die Kollegen setzen auf die Einsicht der Bevölkerung.“ Das Verständnis für die Maßnahmen sei groß. Daher habe man auch noch kein Bußgeld verhängen müssen. Ähnlich äußerte sich der Sprecher des Potsdamer Polizeipräsidiums, Torsten Herbst: „Wir setzen in erster Linie auf das Verständnis der Bürger und auf Gespräche mit denen, die sich bislang auch noch nicht daran halten.“ Die Kontrollen seien unproblematisch verlaufen. Für ganz Brandenburg seien dafür 100 zusätzliche Beamte der Bereitschaftspolizei den vier Polizeidirektionen unterstellt worden, die von Potsdam aus koordiniert werden. Herbst empfahl eindringlich, dass Bürger nun Personalausweis oder Reisepass bei sich tragen sollen, um Kontrollen nicht unnötig schwierig zu gestalten: „Verkürzen Sie die Kontrolldauer dadurch, dass Sie ein identifizierendes Dokument bei sich haben.“

Unterstützung aus der Stadtpolitik

Hinter die Ausgangsbeschränkungen stellten sich am Montag auch die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien und Wählergruppen in der Stadtverordnetenversammlung. In einer gemeinsamen Erklärung – nur die vom Verfassungsschutz in Teilen als rechtsextrem eingestufte AfD ließ man außen vor – hieß es: „Wir rufen alle Potsdamerinnen und Potsdamer auf, eigenverantwortlich alle Übertragungswege des Coronavirus konsequent zu unterbrechen und den Anordnungen der Verwaltung zu folgen. Die von Bund und Land getroffenen Festlegungen finden unsere volle Unterstützung.“ Wer die Regeln beherzige, könne zum Beispiel weiterhin das Haus verlassen, um individuell Sport zu treiben, Rad zu fahren und spazieren zu gehen, so die Fraktionsvorsitzenden. Auch den vielen Helfern in der Krise dankten die Kommunalpolitiker.

Debatte um Väterverbot im Kreißsaal

Für Kritik und Unverständnis hat indessen die harte Linie der Potsdamer Krankenhäuser beim Väterverbot in Kreißsälen gesorgt. Die Kliniken verteidigten am Montag ihre Vorgaben mit den strengen Infektionsschutz. Hebammen und Geburtsmediziner müssten arbeitsfähig bleiben, betonten sie. Die Corona-Landesverfügung in Brandenburg lassen die Begleitung im Kreißsaal eigentlich zu.

Drei zusätzliche Beatmungsgeräte am Bergmann-Klinikum

Am Bergmann-Klinikum gehen die Vorbereitungen für die Station für Covid-19-Patienten weiter. Das Klinikum spart dafür dafür an Material in anderen Bereichen, so etwa werden bei der Untersuchung von Nicht-Risikopatienten keine Handschuhe mehr getragen. Das Klinikum konnte am Montag zudem drei zusätzliche Beatmungsgeräte in Empfang nehmen - eine Spende des Pharmaunternehmens Bayer. 

Zahl der Blutspender beim DRK wieder gestiegen

Gute Nachrichten kamen zudem vom Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes, der zuletzt im Zuge der Krise einen Einbruch bei den Spendern verzeichnet hatte. Die Resonanz auf die aktuellen Aufrufe sei groß gewesen, sagte eine Sprecherin – allein in Potsdam habe es am Montag gut 100 Spender gegeben. „Wir bitten, sich vorher online einen Termin zu reservieren.“

Warnung vor Betrügern mit angeblicher "Corona-Medizin"

Die Verbraucherzentrale in Potsdam warnt unterdessen vor Abzockern, die „unsinnige ,Medizin’“ bewerben. In einem Fall wurde „Werbung für homöopathische Globuli verbreitet, die angeblich vor einer Corona-Ansteckung schützen“. Dazu stellte Annett Reinke von der Verbraucherzentrale Brandenburg klar: „Es gibt derzeit keine Arzneien, die eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus verhindern können. Werbung, die so etwas suggeriert, führt in die Irre.“

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